Bericht: Schlepper retten Flüchtlinge aus Todesfalle Libyen

Bericht: Schlepper retten Flüchtlinge aus Todesfalle Libyen
Von Euronews
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button

Eben erst hat die EU die Maßnahmen gegen Menschenschmuggler im Mittelmeer ausgeweitet, da stellt ein neuer Bericht von Amnesty International all das

WERBUNG

Eben erst hat die EU die Maßnahmen gegen Menschenschmuggler im Mittelmeer ausgeweitet, da stellt ein neuer Bericht von Amnesty International all das in Frage. Demnach sind die Schleuserbanden die einzige Chance für die Flüchtlinge, der Todesfalle Libyen zu entkommen.

Die Migranten werden dort regelmäßig Opfer von Gewalt. Sie werden ausgeraubt, gefoltert, entführt und sexuell missbraucht.

Nach Ansicht der Organisation würde die von der EU angestrebte Zerstörung von Schlepperbooten die Situation für Ausländer in dem Land nur noch verschärfen.

“Wenn die EU ihre Pläne umsetzt, sitzen die Flüchtlinge vollends in der Falle”, sagt Selmin Çalışkan, die Generalsekretärin von Amnesty International in Deutschland.

EU must ensure refugees & migrants fleeing conflict & humanrights abuses are NEVER pushed back to Libya. Read why: http://t.co/zOvTYtTza4

— AmnestyEurope (@amnestyeurope) Mayo 11, 2015

Amnesty International fordert von der EU, eine gemeinsame Seenotrettung auf dem Mittelmeer einzurichten, deren Einsatzgebiet bis vor die libysche Küste reicht.

Zudem müssten mehr Aufnahmeplätze für Flüchtlinge in der EU geschaffen werden. Andernfalls bliebe Tausenden nichts anderes übrig, als sich in die Hände skrupelloser Schlepper zu begeben.

Angesichts der zunehmenden Gewalt in Libyen werden zudem die Nachbarländer Tunesien und Ägypten aufgefordert, ihre Grenzen für Flüchtlinge offenzuhalten.

Die Organisation interviewte für den Bericht 70 Flüchtlinge in Sizilien und Tunesien.

Was Flüchtlinge erlebten:

Folter

Mohamed stammt aus Somalia. Er soll von Schleusern in der libyschen Wüste gefangen gehalten worden sein.

Er berichtet: “Ich kam über die Sahara nach Libyen. Es war sehr gefährlich, viele starben. In der Wüste wurden wir von libyschen Männern gefoltert. Sie schlugen mit Schwertern auf uns ein, mit Gewehren, Steinen, Kalaschnikows. Sie schlugen uns jeden Tag. Sie brachen mir einen Finger, einem Freund einen Arm. Wir konnten nicht flüchten. Mein Freund Mohamed versuchte es und wurde erschossen. Einem anderen Mann schlugen sie mit einem Stein auf den Kopf, er starb. Wir bekamen kaum etwas zu essen oder zu trinken. Nur ganz wenig jeden Tag. Ich blieb dort einen Monat, dann bezahlte ich. Mein Onkel ist in Holland, er zahlte.”

Gruppen-Vergewaltigung

Eine nigerianische Frau berichtete, sie sei an ihrem ersten Tag in Sabha von mehreren Männern vergewaltigt worden. Sie erzählte Amnesty International: “Fünf Jungs stoppten vor uns und zwangen mich und meinen Mann in ihr Auto. Sie brachten uns zu einem abgelegenen Ort außerhalb der Stadt, draußen in der Wüste. Sie fesselten meinen Mann an einem Pfahl und vergewaltigten mich vor seinen Augen. Es waren insgesamt elf Männer, die fünf, die uns ins Auto gezwungen hatten und sechs andere, die später in der Wüste dazustießen.”

Erpressung

Ein Junge von der Elfenbeinküste, damals 17, berichtet, dass er von Schleusern an eine kriminelle Bande übergeben wurde, kurz nachdem er in Libyen ankam. Er soll vier Monate lang in einem Haus festgehalten worden sein und nur einmal am Tag etwas zu essen bekommen haben.

Er erzählt: “Sie folterten uns und zwangen uns, unsere Verwandten anzurufen. Sie wollten Geld von ihnen erpressen. Wenn Du nicht bezahlst, kommst Du hier nicht raus. Am nächsten Morgen kam der Chef des Gefängnisses zu uns und sagte, dass unsere Verwandten das Geld sofort an seinen Bruder in Ghana überweisen sollten. Sobald der das Geld habe, kämen wir frei. Ich sagte, dass ich keine Familienangehörigen mehr hätte, die seien alle gestorben. Er antwortete: ‘Du wirst auch sterben, wenn Du nicht bezahlst.’ Ich begann zu weinen und da schlugen sie mit einem Gürtel und einem Besenstiel auf mich ein. Andere Gefangene versuchten dazwischzugehen und wurden ebenfalls geschlagen. Das Gefängnis wird von Libyern betrieben, aber sie haben Ghanaer, die für sie arbeiten.”

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

Libyen: Einsatzkräfte bergen weitere Leichen

Derna: Wütende Menge wirft Behörden Versagen vor

Traurige Bilder nach Flutkatastrophe von Derna in Libyen