Armut, Arbeitslosigkeit: Frankreichs Banlieues bleiben Pulverfass

Armut, Arbeitslosigkeit: Frankreichs Banlieues bleiben Pulverfass
Von Andrea Büring
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In diesem Transformatorenhäuschen in Clichy-sous-Bois geschah das Unglück. Vor fast zehn Jahren, Ende Oktober 2005, erlitten hier zwei Jugendliche

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In diesem Transformatorenhäuschen in Clichy-sous-Bois geschah das Unglück. Vor fast zehn Jahren, Ende Oktober 2005, erlitten hier zwei Jugendliche einen Stromschlag, als sie sich vor der Polizei versteckten. Sie wurden verdächtigt, einen Einbruch begangen zu haben – offenbar zu Unrecht. Der 17jährige Zyed und der 15jährige Bouna starben eine halbe Stunde später. Hätten die Beamten sie retten können?

Der Tod der französischen Jugendlichen maghrebinischer Herkunft führte damals zu schweren Krawallen. Wochenlang brannten Autos und Gebäude. Zyed und Bouna wurden zum Symbol frustrierter Jugendlicher mit Migrationshintergrund: Viele fühlten sich benachteiligt, gesellschaft ausgegrenzt, ungleich behandelt und als Franzosen zweiter Klasse abgestempelt.

Die Krawalle breiteten sich von Paris auf andere Großstädte aus. Frustration auf der einen Seite, Härte auf der anderen: Wenige Monate vor den Ausschreitungen kündigte der damalige Innenminister Nicolas Sarkozy an, man werde die Vorstädte mit dem Hochdruckreiniger säubern. Am 8. November rief er den Notstand aus: “Ich werde dem Ministerpräsidenten eine Verordnung vorlegen, damit das Gesetz von 1955 angewandt wird. Hier geht es ums Prinzip: Wir behalten die Entwicklung im Blick und setzen das Gesetz gezielt ein.”

Zehn Jahre später zeigt sich in Clichy-sous-Blois das gleiche Bild. Noch immer ist die Arbeitslosigkeit in sensiblen Vierteln mit Migrationshintergrund mehr als zweieinhalb Mal so hoch. Viele Menschen in Vororten sind gefangen in einem Teufelskreis aus schlechter Qualifizierung und Armut. Ein fruchtbarer Boden für Radikalisierungen. Auch die Charlie Hebdo Attentäter stammten aus den Banlieues.
Die französische Mittel- und Oberschicht wohnt anderswo.

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