Chinas Wirtschaft kommt nicht in Schwung

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Von Euronews
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China löst USA als größten Öl-Importeur ab Das Wachstum von Chinas Wirtschaft ist ins Stottern geraten. Sie wächst so langsam wie seit 25 Jahren

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China löst USA als größten Öl-Importeur ab

Das Wachstum von Chinas Wirtschaft ist ins Stottern geraten. Sie wächst so langsam wie seit 25 Jahren nicht mehr. Statistiken für den Monat April zeigen, dass die chinesische Wirtschaft sich trotz einer Lockerung der Geldmarktpolitik verlangsamt.

Laut dem Internationalen Währungsfonds ist Chinas Wirtschaft 2014 um 7.4 Prozent gewachsen. Für dieses Jahr wird eine Wachstumsrate von 6,8 Prozent erwartet und für 2016 6,3 Prozent.

Angesichts der lahmenden Konjunktur hat die Chinesische Volksbank angekündigt, dass sie die Zinsen für Einjahreskredite um 0,25 Prozent senken würde. Das wäre bereits die zweite Zinssenkung seit Anfang des Jahres. Der chinesische Yuan stieg am vergangenen Donnerstag gegenüber dem US-Dollar, nachdem die chinesische Zentralbank die Landeswährung aufgewertet hatte.

Der Energiesektor schreibt unterdessen neue Rekorde. China hat inzwischen offiziell die USA als weltgrößten Importeur von Erdöl den Rang abgelaufen. Im April kaufte China mit nahezu 7,4 Millionen Barrel pro Tag erstmals mehr ein als die USA mit 7,2 Millionen Barrel, wie aus Daten der chinesischen Zollverwaltung hervorgeht.

Ein Drittel des importierten Rohstoffes kommt aus der Golfregion. China hat immer mehr Einfluss in der Region. Peking kündigte die Aufnahme von Freihandelsgesprächen mit dem Golf-Kooperationsrat an.

Die Meinung des Experten: Der Yuan ist auf dem Vormarsch

Um mehr zu erfahren sprechen wir nun mit Mathieu Ghanem, Marktexperte und Vertriebsleiter für Asien-Pazifik für ADS-Securities, in Hongkong. Die jüngsten chinesischen Wirtschaftsdaten sind sehr aufschlussreich. Stimmen Sie mit den Experten überein, die von einem Schock sprechen?

Mathieu Ghanem:
Nun, ich bin nicht damit einverstanden. Die chinesische Wirtschaft durchläuft gerade einen Wandel. Sie hat ein gewisse Überkapazität erreicht, vor allem in der Industrie und im Immobiliensektor.
Hinzukommt das Eingreifen der Regierung, um das Schattenbankensystem einzuschränken. Dies führt zu einer gesunden Neugewichtung. Wir sind immer noch davon überzeugt, dass die chinesische Zentralbank dieses Jahr ihr Ziel von 7 Prozent Wachstum erreichen wird.

euronews, Daleen Hassan:
Was sind nun die Trends für den Yuan? Könnte der Yuan noch dieses Jahr zu einer Weltwährung aufsteigen?

Mathieu Ghanem:
Trotz der Deflation und den schwachen Erdölpreisen versucht die Chinesische Volksbank, den Yuan zu stärken. Sie will die Währung freigeben. Unserer Ansicht nach ist der Yuan bereits eine Weltwährung, denn viele Zentralbanken greifen darauf zurück. Wir rechnen damit, dass sich diese Entwicklung fortsetzen wird. China wird sich dieses Jahr darum bemühen, dass der Yuan von dem IWF in seinen Korb der wichtigsten Währungen aufgenommen wird.

euronews:
China ist mittlerweile der größte Erdölimporteur weltweit. Glauben Sie, dass die jüngsten Entwicklungen und die Lagerung von Rohöl einen Einfluss auf den Marktpreis haben werden?

Mathieu Ghanem:
Ja, angesichts des zu erwartenden Wachstums und des schwachen Ölpreises erscheint es logisch, dass China mehr Rohöl kauft. Es ist der richtige Zeitpunkt, denn es ist billig.
Doch die OPEC-Staaten und die USA werden ihre Ölförderung im Laufe des Jahres erhöhen. China wird also die Preise nicht beeinflussen können.
Hinzukommt, dass der US-Dollar wieder aggressiv werden könnte, falls die Aussicht der US-Wirtschaft sich im dritten Quartal verbessert. China wird also kurzfristig keinen großen Einfluss auf die Preise haben.

euronews:
Der Nahe Osten öffnet sich gegenüber China. Sie sind in Hongkong, wie wird sich Ihrer Ansicht nach diese Partnerschaft entwickeln?

Mathieu Ghanem:
Hier in Hongkong wird man täglich Zeuge dieser Entwicklung. Unternehmen mit Sitz in Abu Dhabi engagieren sich stark in Asien – Humankapital, Investements und Wachstumsmöglichkeiten für unsere Firmen.
Dies ist eine noch nie dagewesene Chance für die Wirtschaften der Golfregion nicht nur im Handel sondern auch auf dem Finanzmarkt.
Asien ist die treibende Kraft hinter dem Wachstum. Wir haben viele Deals auf den Weg gebracht und Ländern des Golf-Kooperationsrats dabei geholfen, massiv in China zu investieren. Wir haben dabei die Marktanteile beider Länder abgesichert. Die Perspektive von Freihandelsgesprächen zwischen China und den Ländern des Golf-Kooperationsrates versprechen eine rosige Zukunft.

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