LEGO-Menschen und Kunst nicht nur für Kids in Paris

LEGO-Menschen und Kunst nicht nur für Kids in Paris
Von Kirsten Ripper
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Auf Plakaten in der Pariser Metro lädt ein überlebensgroßer gelber LEGO-Mann zur Ausstellung The Art of the Brick ein – noch bis Ende August “Porte de Versailles”. Ein deutscher Journalist sagt mir zwar, er habe diese Ausstellung in London gesehen: “Das lohnt sich nicht!”. Aber auf seiner facebook-Seite hat ein anderer Kollege aus Lyon eine Preview begeistert geteilt.
Einfach zu finden sind die LEGO-Menschen in Paris nicht: PORTE DE VERSAILLES ist ein Messegelände – Halle 8A ganz weit hinten.
An einem Mittwochnachmittag begegnet mir auf dem Weg zu den LEGOs zuerst eine Oma mit ihrem Enkel. 16,50 Euro kostet die LEGO-Show für Erwachsene, Kinder ab 5 Jahren zahlen 13,50 Euro. Preisermäßigungen für Senioren oder Behinderte gibt es nicht. Auch eine Pressemappe hat die junge Frau an der Kasse keine, sie darf auch keine Verantwortlichen anrufen. Viele Besucher haben ihre Tickets im Internet bestellt.

Der Künstler hinter den LEGO-Menschen heißt Nathan Sawaya. Auf Englisch erzählt er, was er macht auch auf YouTube. In New York, wo Nathan Sawaya lebt, hat er auch kleine LEGO-Männchen aufgebaut, die alles umarmen: HUGMEN. Natürlich sind die geklaut worden, aber das ist nicht so schlimm, meint der 41-Jährige, der die Welt mit seinen LEGOS besser machen will.

Fast alle Figuren sind etwa lebensgroß. Der gelbe LEGO-Mann vom Poster wirkt in Echt eher klein. Viele Werke sind LEGO-Kopien berühmter Werke: ein mickriger Michelangelo, ein misslungener Schrei, ein bunter LEGO-Klimt und ein Selbstportrait von Andy Warhol.
Würden sich diese Künstler im Grab umdrehen?

Den meisten Besuchern hat es gefallen. Viele sind beeindruckt. In den sozialen Medien hat Nathan Sawaya Millionen Fans.
Am Ende der Show machen die Kids lieber Computerspiele und stehen im LEGO-Shop wie in einer Spielhalle. Die Großeltern des einzigen Mädchen, das mit den Bausteinen spielt, meinen, dass auch ihre Enkelin lieber Computer spielen würde, aber da war kein Platz mehr frei.

Ganz andere moderne Videokunst gibt es in Paris noch bis Ende Juni in der Fondation Cartier im 6. Arrondissement – umgeben von einem Garten mit Wiesenblumen. Auf dem Plakat und auf einer riesigen Leinwand fallen Bleistifte und es spaziert eine Katze durchs Videobild des wieder in Frankreich, aber sehr zurückgezogen lebenden US-Amerikaners Bruce Nauman
Interviews gibt der studierte Mathematiker und Physiker so gut wie nie. Die französische Presse ist von der Ausstellung begeistert. TELERAMA spricht vom Cowboy der modernen Kunst, Le Monde erklärt die Werke.

Weil es gerade mal wieder regnet in Paris, durften auch zwei etwa zwölfjährige Jungs kostenlos rein. Für Erwachsene kostet der Eintritt 10,50 Euros, wer unter 13 ist oder behindert bezahlt nichts. Da sitzen die Kids dann in einem Raum mit einer Audio-Installation, die ständig zwei Worte wiederholt: “Children, les enfants, children, les enfants…” “Inlassablement” heißt das auf Französisch, wenn sich etwas wieder und wieder wiederholt.

Im Kiosk im Garten macht eine junge Frau, die Kunstgeschichte studiert hat, auch bei Regenwetter Kaffee. Sie mag den Ort, an dem sie arbeitet. Die Atmosphäre ähnelt der im MOMA in New York – nur ist alles viel, viel kleiner.

Mehr moderne Kunst und mehr Besucher gibt es im Centre Pompidou – ohne Garten, dafür mit dem berühmten Blick über Paris. Noch bis August ist das Highlight eine Ausstellung zum Architekten Le Corbusier. Aber im Untergeschoss kann man auch Tischtennis spielen. Und nur Kinder von 3 bis 10 dürfen bei einem Werk des Deutschen Jan Kopp noch bis zum 21. September SOULEVER LE MONDE, die Welt bewegen. Zusammen mit Schülern aus einem Pariser Vorort hat Jan Kopp die Installation gebaut. Kinder können an Rädern drehen und so Objekte mit Bällen und Weltkarten hochhieven: Kinder an die Macht!

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