Türkei-Wahl: HDP im Parlament, AKP rutscht ab

Türkei-Wahl: HDP im Parlament, AKP rutscht ab
Von Euronews mit dpa, Anadolu, Cihan, Reuters, AFP, AP
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Bei der Parlamentswahl in der Türkei hat die regierende AKP die absolute Mehrheit verpasst. Letzten Hochrechnungen zufolge erreichte die

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Bei der Parlamentswahl in der Türkei hat die regierende AKP die absolute Mehrheit verpasst. Letzten Hochrechnungen zufolge erreichte die islamisch-konservative Partei um die 40 Prozent der Stimmen. Bei den Wahlen 2011 waren es noch fast 50 Prozent. Damit enden 12 Jahre Alleinherrschaft der AKP, sie wird nun koalieren müssen. Mit wem, ist noch unklar, viele Beobachter halten eine Zusammenarbeit mit der rechtsnationalistischen MHP für wahrscheinlich. Diese kam mit rund 16 Prozent auf den dritten Platz.

Auf Platz zwei liegt die sozialdemokratische CHP mit rund 25 Prozent. Für besondere Aufmerksamkeit sorgte der Einzug der 2012 gegründete, prokurdischen HDP. Vor der Wahl war unklar, ob sie die in der Türkei für den Parlamentseinzug geltende Zehnprozenthürde nehmen würde. Nach Auszählung praktisch aller Stimmen liegt sie nun bei rund 13 Prozent. Die Wahlbeteiligung betrug rund 86 Prozent.

Jüngste Hochrechungen

Sitzverteilung (laut aktueller Auszählung)

Klatsche für Erdogan
Die Wahl ist ein Denkzettel für Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan und seinen Nachfolger als Regierungschef, Ahmet Davutoglu. AKP-Mitgründer Erdogan hatte sich, obwohl er als Präsident eigentlich neutral sein sollte, immer wieder in den Wahlkampf eingemischt und unter anderem vor der HDP gewarnt. Sein Ziel war es, die derzeitige parlamentarische Demokratie in eine präsidentielle umzuwandeln. Dazu hätte die AKP mindestens eine Zweidrittelmehrheit benötigt. Doch das Volk wollte das offenkundig nicht. Durch das Votum wurden das Machtstreben Erdogans, dem Gegner und Beobachter in den vergangenen Jahren einen zunehmend autoritären Führungsstil vorwaren, fürs erste gestoppt. Er muss sich nun weiterhin mit der repräsentativen Rolle seines Amts begnügen – einer Rolle, deren Grenzen er nach Ansicht der Opposition häufig übertreten hatte.

Bei fast jeder Gelegenheit griff Erdogan die HDP und ihren Co-Vorsitzenden Selahattin Demirtas an. Der hatte sich zum Ziel gesetzt, eine Erdogan-“Diktatur” zu verhindern. Berühmt wurde seine 90-Sekunden-Rede im Parlament vom März, als er sagte: “Recep Tayyip Erdogan, solange es die HDP gibt, solange HDP-ler auf dieser Erde atmen, wirst Du nicht Präsident in einem Präsidialsystem werden.”

Wahl der Auslandstürken: In Deutschland wählen sie AKP
Anders als in der Türkei wurde die HDP in Deutschland von den hier lebenden und wählenden Türken zur zweitstärksten Kraft hinter der AKP gewählt. Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu von Sonntag stimmten rund 53 Prozent der in Deutschland lebenden wahlberechtigten Türken für die AKP. Die pro-kurdische Partei HDP bekam rund 18,7 Prozent. Drittstärkste Kraft wurde die CHP mit 15, 8 Prozent der Stimmen.

Die meisten in der Schweiz lebenden türkischen Wahlberechtigten stimmten nach Angaben von Anadolu für die HDP (rund 49 Prozent), gefolgt von der AKP (rund 24 Prozent). In Österreich erreichte die AKP rund 64 Prozent und die HDP rund 14 Prozent.

Fast die Hälfte der rund 2,9 Millionen Türken, die im Ausland ihre Stimme abgeben durften, leben in Deutschland. Nach Angaben von Anadolu lag deren Wahlbeteiligung bei rund 44 Prozent.

Hier gelangen Sie zu den Auslandsergebnissen

How Turks in Germany voted: AKP 53.21% HDP 18.41% CHP 15.83% MHP 9.53% pic.twitter.com/G9wzxqSQHS

— Mathieu von Rohr (@mathieuvonrohr) 7. Juni 2015

They said:1- no to the presidential system 2- Kurdish Peace Process to continue in the parliament; 3- political decisions taken by consensus

— Bora Bayraktar (@Bora_Bayraktar) 7. Juni 2015

In unserem untenstehenden Ticker können Sie den Wahltag und -abend noch einmal nachverfolgen.

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