Heimkehr unmöglich: Bosniens Binnenflüchlinge 20 Jahre nach Kriegsende

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Der Bosnien-Krieg endete vor 20 Jahren, doch noch immer sind dort 100.000 Menschen Flüchtlinge im eigenen Land. In Jezevac, einem abgelegenen Dorf

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Der Bosnien-Krieg endete vor 20 Jahren, doch noch immer sind dort 100.000 Menschen Flüchtlinge im eigenen Land. In Jezevac, einem abgelegenen Dorf, das mit Geld der Niederlande errichtet wurde, leben rund 70 solche Familien.

Bosnien ist übersäht mit solchen Camps – dauerhaften Provisorien für jene, die vor dem Horror des Krieges flohen.

“Ich wurde gefangen, ich lief zwischen Leichen, es brannte überall. Ich habe Haselnussblätter gegessen, um mit meinen Kindern zu überleben”, erzählt die 52-jährige Suhra Mustafic. Aus ihrem Familienkreis wurden 41 männliche Mitglieder getötet.

Sie ist krank, von den 150 Euro ihrer Kriegswitwenrente benötigt sie die Hälfte für Medikamente. Vom Rest muss sie ihre sechs Kinder ernähren, die ohne eine Zukunft und Bildungschancen in dem Dorf leben.

“Meine Kinder haben keine Arbeit”, sagt Mustafic. “Wenn sie die hätten, wäre vor allem ihr Leben besser. Sie sind nicht verheiratet, und auch wenn sie das wollten, haben sie ja nichts anzubieten.”

30 Minuten von Jezevac entfernt liegt die Kantonshauptstadt Tuzla. Es ist eine andere Welt. Die dortige Regierung scheint sich kaum um das Schicksal der Menschen von Jezewak zu sorgen. Anders Branca Antic, die Psychologin des Camps.

“Es ist nicht gerecht. Diese Menschen leben in Flüchtlingslagern. Sie haben keine Chance, ihre Persönlichkeit zu entfalten, ihre Intelligenz zu zeigen, zu arbeiten, etwas zu verwirklichen, ein Leben aufzubauen.”

Rund eine Million Binnenflüchtlinge produzierte der Krieg, eine weitere Million floh ins Ausland. Eine Rückkehr in ihr Zuhause ist vielen unmöglich. Häuser sind zerstört oder von anderen in Beschlag genommen, es warten nur die Angst und die Erinnerung an den Alptraum.

“Ich möchte nicht nach Hause zurück, nicht einmal tot. In dem Haus haben sie meine beiden Schwager ermordet. Ich kann nirgends hin”, sagt Safija Ibrahimovic, eine weitere Bewohnerin Jezevacs.

Euronews-Reporterin Laurence Alexandrowicz: “Während des Krieges hatten Vertriebene das Recht, in verlassenen Häusern Unterschlupf zu suchen. Nach Kriegsende 1995 gab es eine Gesetzesänderung: Man konnte nun sein altes Eigentum zurückfordern. Aber man musste das innerhalb von drei Wochen ab Ende der Kämpfe tun. Viele hatten dazu nie eine Chance.”

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