Das sagt die Presse zu Chinas Börsensturz und der andauernden Flüchtlingskrise in Europa

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Von Euronews
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Zu den Kurseinbrücken an den Börsen

Die “Neue Zürcher Zeitung” kommentiert: “Wie es auch im Westen geschieht, versuchen die Regierung und die Zentralbank Chinas, starke Kurs- und Preisrückgänge bei den Aktien und Immobilen zu verhindern. Langfristig aber lassen sich die ökonomischen Gesetze administrativ nicht aushebeln. D as gilt nicht nur für China, sondern auch für viele andere Volkswirtschaften. Nach einem zuvor in der Geschichte in dieser Dimension nie gesehenen Zinssenkungszyklus und nach einem unerhörten Verschuldungsboom sind die Ressourcen und Bilanzen vieler Zentralbanken, Regierungen, privater Unternehmen und Konsumenten weitgehend ausgereizt. Das ist bedenklich. In diesem Sinne droht an den Börsen der “Bär” das Zepter zu übernehmen.” Die linksliberale Pariser Zeitung «Libération» kommentiert am Dienstag die Kurseinbrüche an den Börsen Chinas:

Die Zeitung “Liberation” aus Frankreich schreibt: “Der Krach in Asien ist Teil der Weltwirtschaft, und die Sorgen auf den Märkten verbreiten sich wie ein Lauffeuer. Gewiss musste man die Rezession, die durch die Spekulationskrise 2008 entstand, durch frische Geldspritzen bekämpfen, doch diese Medizin konnte nur eine zeitlang wirken. Letztendlich werden die angehäuften Schulden wie eine Lawine auf die Regierungen zurückfallen. Ein solides Wachstum lässt sich nicht erreichen, indem Geld in großen Mengen in die Wirtschaft gepumpt wird. Wichtig ist die Kaufkraft der Konsumenten. Doch die stagniert seit Jahrzehnten. Wie Henry Ford sagte: Wenn Arbeiter schlecht bezahlt werden, kaufen sie keine Autos.”

Die britische “Times“meint: “Sollte das chinesische Wirtschaftswunder tatsächlich zum Auslaufmodell werden, so dürfte dies eine durchschlagende Wirkung haben. Doch die grundlegenden Daten, die den Erfolg Chinas begründet haben, sind immer noch überwiegend gut. Was fehlt, ist Transparenz. China muss seinen Märkten mehr Freiheit einräumen und den Übergang von einer exportorientierten Wirtschaft zu stärkerem Konsum im Inland beschleunigen. Diese Sorgen sollten Präsident Xi Jinping klar vorgetragen werden, wenn er im Oktober die USA und Großbritannien besucht. Bis dahin braucht man weder Gewürzgurken zu horten noch Bankautomaten zu stürmen.”

Zu Flüchtlingen und asylkritischen Demonstrationen

“Die Welt” schreibt: “Die Kanzlerin möge doch mal etwas sagen zu Heidenau und dem Neorassismus – das ist der laut vorgetragene Wunsch von Politikern, Medien und Netzaktivisten, die ihren Computer samt Tastatur mit dem öffentlichen Raum verwechseln. Dahinter steckt ein Untertanengeist, der verblüfft. Übergossen mit einem sentimentalistischen Empathiebedürfnis, soll die Kanzlerin wie der hobbessche Leviathan stellvertretend für uns alle die richtigen Worte finden und jenen ins Gewissen reden, die ihres im völkischen Bierrausch verloren haben. Merkel überlässt ihrem Vizekanzler das Feld, der dementsprechend verbal aufrüstet und nicht sonderlich souverän vor allem von «Mob» und «Pack» spricht. Es sind Wörter, die nun auch jenen über die Lippen kommen, die sonst als Sprachpolizei gerne höchste Standards einfordern.”

Die “Frankfurter Allgemeine Zeitung” ist der Ansicht: “Die Verachtung rechtsextremistischen Pöbels gehört zur Pflicht jedes anständigen Staatsbürgers. Denn dessen Zerstörungswut richtet sich gegen Polizisten und Politiker – und gegen Schutzbefohlene. Warum sich diese Verachtung aber auch auf die Städte und Dörfer erstreckt ist unerfindlich. Schließlich sind es diese Städte und Dörfer, auf deren Rücken auch die Flüchtlingspolitik ausgetragen wird. Die aber glänzt nicht gerade durch Handlungsfähigkeit. Praktiziert wird die Überheblichkeit von einer westdeutsch geprägten Öffentlichkeit, die sowohl die DDR als auch die Nachwendezeit nur aus Erzählungen kennt. Die Steigerung von Gutmensch heißt bekanntlich Besserwessi. Besonders der aber müsste wissen, dass es das «Pack» nicht nur im Osten, sondern auch in westdeutschen Städten gibt.”

Die “Stuttgarter Zeitung” schreibt zu Heidenau: “Von Politikern wird mehr erwartet als schlichte Empörung. Die Kanzlerin hat klare Worte gefunden, um jene Linie zu markieren, die eine Kulturnation von fremdenfeindlichen Krawallbrüdern trennt – ohne in Gossensprache zu verfallen. Es ist kein Versäumnis, dass sie nicht prompt nach Heidenau pilgert. Ein Versäumnis wäre aber, wenn sie keine Lösungswege aufzeigen könnte, wie die Völkerwanderung nach Deutschland zu bewältigen ist, ohne dass Bilder wie aus Heidenau zu einem täglichen Spektakel werden.

Die “Frankfurter Rundschau meint”: Überlegungen des Bundesinnenministers, das Taschengeld zu kürzen und die Zahl der Abschiebungen zu erhöhen, sind evident sinnlos. Der größte Teil der Flüchtlinge wird ohnehin auf Dauer in Deutschland bleiben. Ihre schnelle Integration setzt voraus, dass sie möglichst rasch eine eigene Wohnung finden – das bedeutet generell eine Ankurbelung des sozialen Wohnungsbaus. Integration kann nur gelingen, wenn möglichst vielen das Erlernen der deutschen Sprache erleichtert wird. Anfang der 90er Jahre stimmten die Mehrheitsmeinung in der deutschen Bevölkerung und der Wille der großen Parteien überein – so wurde das Grundrecht auf Asyl zertrümmert. Inzwischen ist die Mehrheit der Deutschen bereit, den Flüchtlingen die Hand zu reichen. Das sollte die Koalition als wirksamsten Impuls ihrer Flüchtlingspolitik begreifen.

Der “Tagesspiegel kommentiert:” Noch wichtiger wäre aber die Einsicht, dass Staaten sich einer Migrationswelle, wie sie Europa derzeit erlebt, nicht mit bürokratischen Maßnahmen entgegenstemmen können. Dirigistisches Denken führt nur zu neuen Problemen: Der Vorschlag, Flüchtlinge in leer stehende Wohnungen oder Amtsgebäude in Ostdeutschland einzuweisen, ließ die Frage außer Acht, wie es dort mit der gesellschaftlichen Aufnahmefähigkeit steht. Warum nicht positive Anreize anbieten, die die Interessen der Flüchtlinge wie der einzelnen EU-Staaten ins Kalkül ziehen, um eine bessere Lenkungswirkung zu erzielen und die Belastung öffentlicher Kassen zu reduzieren? Prämien für freiwillige Aufnahme statt Zwangsquoten? Nutzung zivilgesellschaftlicher Integrationsfähigkeit statt staatliche Allzuständigkeit?

“Sega” aus Bulgarien kommentiert: “Es ist eine Völkerwanderung in Gang. Ob jemand diese Entwicklung unterstützt oder diese nur ausnutzt, ist eine komplizierte politische Frage. (…) Die Staaten, die darauf einzeln reagieren – wie etwa Ungarn, das einen Zaun entlang der Grenze zu Serbien errichtet, oder Slowenien, das keine muslimischen Flüchtlinge aufnehmen möchte – werden das gesamteuropäische Bild nicht verändern. Europa wird sich ethnisch umwandeln, und zwar mit einem Tempo, das die bisherige Geschichte nicht kennt. Die Nationalisten schlagen Alarm: Europa würde etwa muslimisch oder afrikanisch werden. Psychopaten wie Breivik werden wegen dieser Veränderungen zu Terroristen. An sich stellt diese Völkerwanderung allerdings keine Gefahr dar, noch ist sie erstmalig in der Menschheitsgeschichte. Sie gefährdet nicht die Zivilisation prinzipiell, sondern nur dann, wenn wir nicht wissen, wohin und warum wir dorthin gehen. Die Millionen Immigranten, die bereits in Europa sind (…), können sowohl zu Schöpfern einer neuen, noch schöneren Welt, als auch zu einer Bombe werden.”

“Le Monde” aus Paris: “Angela Merkel und François Hollande werden die Flüchtlingsfrage nicht allein lösen. Ebenso wenig wie die Innenminister Großbritanniens und Frankreichs das Problem des “Dschungels” in Calais mit den wenigen Maßnahmen regeln werden, die sie am 20. August angekündigt haben. Doch Merkel und Hollande und die Minister müssen und können gemeinsam zur allgemeinen Mobilisierung aufrufen, die die Europäische Union dringend braucht. Die Europäer müssen endlich verstehen, dass die Flüchtlingsfrage sehr schnell eine neue Priorität bekommen muss.”

(Quelle: dpa)

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