Viele warten tagelang: Von Flüchtlingen und Helfern am LaGeSo in Berlin

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Von Kirsten Ripper
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Seit Anfang August ist LaGeSo, das Landesamt für Gesundheit und Soziales, ein symbolischer Ort für die Flüchtlingskrise in Deutschland. Berlin

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Seit Anfang August ist LaGeSo, das Landesamt für Gesundheit und Soziales, ein symbolischer Ort für die Flüchtlingskrise in Deutschland. Berlin rechnet in diesem Jahr mit 30.000 bis 45.000 Flüchtlingen. Viele von ihnen warten tagelang auf die Bearbeitung ihrer Asylanträge.

Schon seit Wochen sind Vereine wie Moabit hilft vor Ort. Die Freiwilligen verteilen Kleider und Lebensmittel, und sie haben eine Ecke eingerichtet, in der Kinder spielen können.

Eine junge Konvertitin erklärt: “Also ich bin jetzt im Kinderbereich hier, weil ich selber auch Erzieherin bin und mich da am besten einsetzen kann. Wir gehen rum, erzählen den Eltern, dass es die Möglichkeit gibt. Dann kommen die Mamas zum Beispiel mit den Kindern hierher, schauen sich das an und dann, je nachdem, manche lassen ihre Kinder hier, die wissen ja, wo die Eltern sind, oder manche bleiben mit den Kindern hier.”

Auch eine Krankenstation gibt es hier, in der viele freiwillige Krankenschwestern und Ärzte abwechselnd Patienten behandeln. Dinah Laubisch ist Ärztin, sie hat gerade Urlaub und behandelt hier die verschiedensten Symptome: “So über den Daumen gepeilt sind es zu 97 Prozent einfach Fluchtfolgen, unter denen sie leiden. Also wir sehen ganz viel zerschundene Füße, Blasen, Fußpilz, der sich bis auf die Knochen durchgefressen hat. Verletzungen, die eitrig entzündet sind. Wir sehen ganz viele Erkältungsinfekte, starke Halsschmerzen, Kinder mit hohem Fieber. Wir sehen Kinder und auch Erwachsene mit Würmern. Das sind so die häufigsten Dinge.”

Viele Freiwillige beklagen, dass der Berliner Senat erst viel zu spät auf die Flüchtlingskrise reagiert hat. Noch immer bereitet auch die Koordination Probleme. Dabei helfen auch zuvor angekommene Flüchtlinge – zum Beispiel indem sie übersetzen, denn die meisten Menschen, die geflohen sind, sprechen weder Deutsch noch Englisch.

Eine Familie mit kleinen Kindern aus Deraa in Syrien sitzt ruhig auf einer Decke. Der Vater berichtet: “Wir sind von Schleusern hergebracht worden. Wir waren über einen Monat unterwegs – wir warten auf unsere Papiere, jetzt sind wir schon seit zwei oder drei Tagen hier. Vielleicht bekommen wir die Papiere morgen.
Wir haben alle in unserer Familie verloren durch die Bomben von Assads Regime.”

“Alle aus unserer Familie sind tot, bis auf uns hier”, ergänzt seine Frau.

Plakate am LaGeSo warnen davor, dass einige mit dem Leid der Flüchtlinge Geschäfte machen wollen. Nach Protestaktionen besorgter Bürger hat der Berliner Senat jetzt Besserung versprochen. 200 neue Mitarbeiter werden gesucht, auch Pensionäre können reaktiviert werden, und es wird fieberhaft nach weiteren Notunterkünften gesucht.

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