Die Stimmung an den Finanzmärkten: Es bleibt durchwachsen

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EZB plant notfalls mehr Anleihenkäufe Wie erwartet ist die Europäische Zentralbank, EZB, ihrem Kurs treu geblieben. Sie belässt ihren Leitzins für

EZB plant notfalls mehr Anleihenkäufe

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Wie erwartet ist die Europäische Zentralbank, EZB, ihrem Kurs treu geblieben. Sie belässt ihren Leitzins für die Versorgung des Bankensystems auf dem Rekordtief von 0,05 Prozent.

EZB-Chef Mario Draghi kündigte jedoch an, dass man notfalls noch mehr Wertpapiere kaufen werde. Das Kauflimit je Emission von 25 Prozent wurde auf 33 Prozent heraufgesetzt. Den monatlichen Umfang der Wertpapierkäufe von 60 Milliarden Euro will die EZB laut Draghi voll ausschöpfen.

Er sagte auch, dass dieses Programm der quantitativen Lockerung flexibel sei und ausgeweitet werden könne. Die Kurse stiegen nach den Ankündigungen von Draghi, doch die Aktienmärkte schlossen am Ende der Woche mit Verlusten.

Dem US-Jobbericht konnte man entnehmen, dass rund 170.000 weniger Jobs als erwartet geschaffen wurden. Die Arbeitslosenrate fiel auf 5,1 Prozent. Beobachter halten angesichts dieser Zahlen eine Anhebung des Leitzins der US-Notenbank Fed für unwahrscheinlich.

Nach dem US-Jobbericht fielen die Kurse an den US-Börsen. Die drei wichtigsten Indices an der Wall Street NASDAQ, S & P 500 und der Dow Jones erlitten Verluste von rund drei Prozent.

Dies wirkte sich auch auf die Finanzmärkte im Nahen Osten aus. Sie schlossen mit Verlusten und begannen die Woche ebenfalls im roten Bereich.

Kuwait und Ägypten eröffneten die Woche mit einem Verlust von 1,59 Prozent bzw 0,30 Prozent. Abu Dhabi und Saudi Arabia öffneten mit Zuwächsen.

Die Regierung in Saudi Arabien kündigte am Sonntag an, dass der Markt sich für Anleger aus dem Ausland weiter öffnen werde. Sie benötigen in Zukunft beim Kauf von Unternehmen keinen Mittelsmann mehr.

Analyse: “Die Anleger sollten nicht überreagieren.”

Für eine genauere Analyse der Finanzmärkte sprechen wir wie üblich mit unserem Experten Nour El deen al Hammoury, Chefmarktstretge bei ADS securities in Abu Dhabi.

euronews, Daleen Hassan:
“Monate nach dem Beginn des Programms zur Quantitativen Lockerung sind die Daten aus der Eurozone immer noch durchwachsen. Es hat die Inflation nicht in Gang gebracht. Ist diese Maßnahme zur Stimulierung der Wirtschaft ein Erfolg? Und wie haben die europäischen Märkte auf Draghis Ankündigungen reagiert?”

Nour El deen al Hammoury:
“Es ist immer noch zu früh, um zu sagen, ob das Programm der quantitativen Lockerung erfolgreich oder gescheitert ist. Es stimmt, dass die Daten in den vergangenen Wochen gegensätzlich waren. Manche waren positiv andere negativ.
Doch die sinkende Inflation hängt mit dem jüngsten Fall der Energiepreise zusammen. Was gut ist, ist, dass die Kerninflation in den vergangenen vier Monaten stabil geblieben ist.
Die Bemerkungen des EZB-Chefs waren generell eher negativ. Aber die Märkte reagierten dennoch positiv. Für die Anleger deutet die Anhebung des Kauflimits von 25 auf 33 Prozent darauf hin, dass das Programm zur Quantitativen Lockerung verlängert wird. Die Kursgewinne von Donnerstag waren nur von kurzer Dauer. Am nächsten Tag ging es wieder nach unten, da die EZB-Käufe gleichblieben. Die Wachstums- sowie die Inflationserwartungen wurden nach unten korrigiert. Wir werden diese Entwicklungen im Auge behalten müssen.”

euronews:
“Nour, kennen Sie die Regel, die besagt, dass schlechte Nachrichten gut für die Finanzmärkte sind? Wenn das stimmt, warum hat dann der US-Jobbericht in der vergangenen Woche der Wall Street nicht auf die Sprünge geholfen?”

Nour El deen al Hammoury:
“Ja, das stimmt. Es gibt Phasen, während denen die Finanzmärkte positiv auf schlechte Nachrichten reagieren. Denn die Anleger glauben dann, dass ein Kursanstieg erst einmal nicht in Sicht ist und, dass die expansive Geldpolitik weitergeht.
Doch das hat sich vor kurzem geändert. Insbesondere, da es immer noch unsicher ist, ob die Fed ihren Leitzins anheben wird oder nicht. Deswegen gilt dieses Gesetz nicht mehr, das heißt, jetzt werden positive Zahlen als gute Nachricht und schlechte Zahlen werden als schlechte Nachricht aufgefasst. Denn alle warten auf die Entscheidung der FED, die in den kommenden Wochen gefällt werden sollte.”

euronews:
“Wie sollten sich die Anleger angesichts des Chaos an den europäischen und amerikanischen Börsen und der niedrigen Erdölpreise verhalten? Wie gehen sie beim Handel relativ wenige Risiken ein?”

Nour El deen al Hammoury:
“Alle rüsten sich für die Entscheidung der FED, die in den kommenden Wochen erwartet wird. Sie ist für die Zeit bis Ende des Jahres entscheidend, denn sie könnte weitere Eingriffe in die Märkte der Schwellenländer zur Folge haben. Insbesondere da ihnen allein schon die Erwartung der Zinserhöhung der FED geschadet hat, obwohl sie noch gar eingetreten ist und es vielleicht in absehbarer Zeit auch nicht passieren wird.
Wir würden den Anlegern raten, nicht überzureagieren und die Entscheidungen der Zentralbanken nicht zu überschätzen. Insbesondere die Entscheidung der FED im September. Denn für den jüngsten Kurssturz waren solche Erwartungen und die Angst vor einem Crash in China verantwortlich. Das Gleiche gilt für die Märkte im Nahen Osten. Es herrscht immer noch Unsicherheit in Bezug auf den Ölpreis, obwohl er in den vergangenen Tagen um mehr als 20 Prozent gestiegen ist. Für eine Stabilisierung der Märkte hat es jedoch nicht gereicht.”

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