Interview mit Masoumeh Ebtekar: neue Ära der internationalen Beziehungen für den Iran

Interview mit Masoumeh Ebtekar: neue Ära der internationalen Beziehungen für den Iran
Von Euronews
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Hossein Alavi, Euronews: Frau Masoumeh Ebtekar, Sie sind Vizepräsidentin der Islamischen Republik Iran. Herzlich Willkommen. Beginnen wir mit einem

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Hossein Alavi, Euronews:
Frau Masoumeh Ebtekar, Sie sind Vizepräsidentin der Islamischen Republik Iran. Herzlich Willkommen.
Beginnen wir mit einem Thema, das auch im Iran eine wichtige Rolle spielt: die Umwelt. Wie wir wissen kämpft der Iran gegen Wasserknappheit und es besteht die Gefahr, dass alle natürlichen Ressourcen zerstört werden. Was wird die von Ihnen geführte Umweltschutzorganisation dagegen tun?

Masoumeh Ebtekar, Vizepräsidentin der Islamischen Republik Iran:
Was Sie sagen stimmt. Die ersten Programme von Dr.Rohanis Regierung veränderten die Sichtweise der Verwaltung auf die Nutzung von Wasserquellen. Wir achten besonders auf die Einhaltung der natürlichen Wasservorkommen. Hätte man den natürlichen Wasserverlauf respektiert, hätten wir wohl keine Krisen im Urmiasee und in anderen Feuchtgebieten des Landes gehabt. Die Regierung wählt nun andere Ansätze, um das Problem anzugehen. Der Wasserrat und der Hohe Umweltrat debattieren über die Verwaltung der Wasserressourcen und berücksichtigen dabei die vorhandenen Spannungen wegen der Knappheit, auch um die etablierten Methoden der Landwirtschaft zu überdenken.

Hossein Alavi, Euronews:
Inwieweit sind sich die iranischen Bürger dieses Problems bewusst? Dürfen die Medien frei darüber berichten und somit die Menschen informieren? Wie viel dieser Arbeit wird von Experten gemacht?

Masoumeh Ebtekar, Vizepräsidentin der Islamischen Republik Iran:
Ja, diese Themen sind weitläufig bekannt und die Menschen sind informiert. Über diese Themen wird sowohl in den staatlichen als auch in den unabhängigen Medien berichtet. Der Großteil der Diskussionen findet auf einem wissenschaftlichen, gehobenen Niveau statt. Zum Glück arbeiten Universitäten und Forschungszentren an Lösungen für diese Probleme. Oft werden internationale Berater eingeladen.

Hossein Alavi, Euronews:
Reden wir über Politik. Sie sind eine bekannte Reformistin des Iran. Nach dem Atomabkommen braucht Rohanis Regierung unbedingt ein Parlament, das diese unterstützt. Deswegen sind die kommenden Parlamentswahlen im Februar so wichtig. Rohani betonte, dass das neue Parlament aus mehreren Gruppen bestehen sollte und nicht nur aus einer. Der Wächterrat kontrolliert allerdings die Wahlen. Wie kann Rohani seine Erwartungen trotzdem erreichen?

Masoumeh Ebtekar, Vizepräsidentin der Islamischen Republik Iran:
Der Präsident hat oft gesagt, dass die Regierung auf freien und fairen Wahlen beharrt, damit alle politischen Gruppen und alle, die an die Verfassung des Iran glauben, an den kommenden Parlamentswahlen teilnehmen können. Die Regierung, das Innenministerium, die Gouverneure und die Wahlvorstände tragen alle Verantwortung. Natürlich gibt es Herausforderungen, aber, wie in anderen Ländern auch, haben wir verschiedene Meinungen und die Regierung respektiert das. Für uns stellt das eine großartige Gelegenheit dar, abhängig natürlich davon, ob es im Rahmen der Gesetze und Vorschriften passiert. Das Gesetz hat das letzte Wort und unser Präsident ist selbst Jurist. Natürlich hoffen wir von diesem Standpunkt aus, dass es gute Wahlen für den Iran werden.

Hossein Alavi, Euronews:
Frau Ebtekar, Sie waren die erste Frau, die in der Politik ein so hohes Amt mit Entscheidungsgewalt, die Vizepräsidentschaft, erreicht hat. In den vergangenen 37 Jahren seit der Revolution gibt es kaum Frauen in politischen Spitzenpositionen. Warum ist das so? Können wir von nun an hoffen, dass mehr Frauen in die Politik gehen werden?

Masoumeh Ebtekar, Vizepräsidentin der Islamischen Republik Iran:
In vielen Bereichen ist der Frauenanteil in den vergangenen 37 Jahren gestiegen. Zum Beispiel in der Bildung. Der Anteil von iranischen Frauen im Hochschulwesen ist beachtenswert. Was die politische Beteiligung angeht, hatten wir Höhen und Tiefen, wie in jedem anderen Land auch, aber grundsätzlich wird unter der elften Regierung (nach der Revolution) mehr auf die Teilnahme von Frauen geachtet. Dr.Rohani arbeitet mit drei Vizepräsidentinnen zusammen, eine kümmert sich um juristische Angelegenheiten, eine ist Frauenbeauftragte und ich bin für das Umweltbüro zuständig. Natürlich gibt es Frauen, die stellvertretende Minister und Generaldirektoren einiger Ministerien sind. In der Umweltschutzorganisation, sind zwei Frauen als Abgeordnete tätig. Viele der Manager sind ebenfalls Frauen. Es ist übrigens interessant zu sehen, dass Frauen vor allem auf dem Land sehr erfolgreich sind und viele haben es in die Landräte geschafft.

Hossein Alavi, Euronews:
Eine letzte Frage Frau Ebtekar. 1979 gehörten Sie zu den aktivsten Studenten, die an der Geiselnahme in der US-amerikanischen Botschaft in Teheran beteiligt waren. Inzwischen haben die USA und der Iran den Weg der Diplomatie und der Verhandlungen eingeschlagen, wie denken Sie darüber und werden sich die Beziehungen zwischen dem Iran und den USA bald verbessern?

Masoumeh Ebtekar, Vizepräsidentin der Islamischen Republik Iran:
Was 1979 passierte, war ein Ergebnis der langen Einmischung der USA im Iran. Zu der Zeit waren die Studenten sehr besorgt darüber, dass sich ein ähnlicher Putsch wie 1953 gegen die Volksregierung von Dr. Mohammad Mosaddegh wiederholen würde. Ich glaube, dass sich die Studenten zu der Aktion entschlossen haben, um einem solchen Putsch vorzubeugen. Sie wollten nicht, dass das nochmal passiert. Nun schaut der Iran aber auf eine neue Ära von internationalen Beziehungen. Wir hoffen sehr, dass wir es schaffen, logische und faire Beziehungen mit allen Ländern herzustellen. Dann könnte man die Situation ändern und positive und gute Entwicklungen erreichen, in Bezug auf den Iran und die USA, sowie auf die Position des Iran in der Region.

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