Tsipras' riskante Rechnung ist aufgegangen

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Zu gewinnen ist eine Sache – einen Triumph zu wiederholen noch einmal etwas ganz Anderes. Bei seinem Wahlsieg im Januar eroberte Alexis Tsipras die

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Zu gewinnen ist eine Sache – einen Triumph zu wiederholen noch einmal etwas ganz Anderes.

Bei seinem Wahlsieg im Januar eroberte Alexis Tsipras die Griechen im Sturm und ritt auf der Euphoriewelle. Neun Monate und zahlreiche politische Ringkämpfe später war davon nicht mehr viel übrig.

With hard work and perseverance, we'll move forward #Greecepic.twitter.com/AVbRFVYfod

— Alexis Tsipras (@tsipras_eu) September 20, 2015

Der Amtsantritt als Ministerpräsident im Januar war die bisherige Krönung seiner politschen Blitzkarriere. Aus dem politischen Talent war ein Staatsmann geworden.

2009 wurde Tsipras erstmals ins griechische Parlament gewählt. Er bezog deutlich Stellung gegen die Reformpolitik mit Sparzwang und wurde für viele Griechen zum Hoffnungsträger. Bei der Wahl im Mai 2012 war sein Linksbündnis Syriza zweitstärkste Kraft geworden und hatte Neuwahlen erzwungen. Im Juni gewann die Partei dann fast 27 Prozent.

Auf europäischer Ebene schlug Tsipras vor und nach seinem Amtsantritt als Ministerpräsident Skepsis, mitunter Ablehnung entgegen. Seine Regierung, die Syriza seit Januar mit den rechtsgerichteten “Unabhängigen Griechen” bildete, rieb sich in monatelangen Verhandlungen mit den Geldgebern auf. Tsipras wollte die Bürger entscheiden lassen:

“Ein ‘Nein’ heißt starker Druck für eine ökonomisch nachhaltige Vereinbarung, die eine Lösung für die Schulden vorsieht, sie nicht ausspart, die unseren Versuch nicht auf ewig untergräbt, die griechische Wirtschaft und Gesellschaft aufzurichten”, sagte er.

Die Griechen lehnten in der Volksbefragung Anfang Juli die Auflagen der Gläubiger mehrheitlich ab. Wenige Tage später einigte sich die griechische Regierung mit den Geldgebern. Auch das griechische Parlament gab seine Zustimmung, doch Tsipras’ Koalition zeigte da bereits Auflösungserscheinungen. Abweichler in der eigenen Partei setzten ihm zu, er war auf Stimmen der Opposition angewiesen. Tsipras entschied sich zum Rücktritt: “Ich fühle die tiefe ethische und politische Pflicht, alles, was ich getan habe – Erfolge und Misserfolge – den Wählerinnen und Wählern zur Beurteilung vorzulegen”, erklärte er.

Tsipras trat zurück, um seine Machtposition zu sichern und auszubauen. Auch wenn er nicht die angestrebte absolute Mehrheit errungen hat, ist seine Rechnung dennoch aufgegangen.

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