Unsicherheit lastet schwer auf den Finanzmärkten

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Von Euronews
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EZB weitet Geldspritze vorerst nicht aus In der vergangenen Woche haben viele Anleger erwartet, dass die Europäische Zentralbank in den kommenden

EZB weitet Geldspritze vorerst nicht aus

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In der vergangenen Woche haben viele Anleger erwartet, dass die Europäische Zentralbank in den kommenden Monaten ihre Geldspritzen ausweitet. Mario Draghi, der Präsident der EZB, hat jedoch diese Erwartungen in einer Rede vor dem Europäischen Parlament gedämpft: “Das Wertpapierkaufprogramm hat genügend eingebaute Flexibilität. Wir werden seine Größe, seine Zusammenstellung und seine Dauer anpassen, falls geldpolitische Impulse nötig sein sollten.”

Mit diesen Bemerkungen schickte Draghi die Kurse auf Talfahrt. Der spanische Index musste einen Verlust von 3.65 Prozent einstecken, der Dax in Deutschland verlor 2,85 Prozent und der CAC 40 in Frankreich 2,50 Prozent.

Am Ende der Woche hatten sich die Finanzmärkte jedoch ein wenig erholt, nicht zuletzt weil Japan eine Erweiterung seines Wertpapierkaufprogramms erwägt. Trotz der lockeren Geldpolitik der vergangenen zehn Jahre häufen sich Anzeichen für eine Deflation.

In Asien, schloss der Nikkei index am Freitag mit einem Plus von mehr als 1,13 Prozent und der Shanghai Composite Index mit einem Plus von 0,60 Prozent.

Analyse: “Eine lockere Geldpolitik reicht in manchen Fälle nicht.”

euronews, Daleen Hassan:
“Die jüngsten Wirtschaftsdaten zeigen, dass trotz der Bemühungen der japanischen Regierung, um die Wirtschaft anzukurbeln, die Erholung des Landes nur von kurzer Dauer sein könnte. Warum?”

Nour Eldeen Alhammoury:
“Die quantitative Lockerung hat manchmal auf lange Sicht schlechte Auswirkungen. Insbesondere, wenn sie über einen langen Zeitraum weitergeht. Das könnte also jetzt der Fall in Japan sein. Die Geldspritze hat sich positiv auf die japanische Wirtschaft ausgewirkt, denn für eine Zeit lang kam sie aus der Deflation heraus. Doch die Mehrwertsteuererhöhung, die Abes Regierung einführte, hat sich negativ auf die Wirtschaft ausgewirkt. Es kommt erschwerend hinzu, dass die Regierung plant, diese Steuer im kommenden Jahr weiter zu erhöhen, das könnte erneut negative Folgen haben. Das Wertpapierkaufprogramm ist bereits beträchtlich und die Bank hat zudem die Absicht es weiter zu erhöhen. Die Wirtschaft benötigt jedoch zusätzlich zur lockeren Geldpolitik eine andere ankurbelnde Maßnahme.”

euronews:
“In der vergangenen Woche waren die Finanzmärkte von Draghis Bemerkungen enttäuscht. Und dann haben viele Anleger auf eine erhöhte Geldflut in Japan spekuliert. Wie hat sich all das auf die Erwartungen der Finanzmärkte ausgewirkt?”

Nour Eldeen Alhammoury:
“Es gibt etwas, das alle wissen sollten. Der Finanzmarkt hat nicht lange davon profitiert, dass mit einer Erhöhung der Geldspritzen in Japan gerechnet wurde. In Japan stieg die Spekulation auf eine Erweiterung des Wertpapierkaufprogramms, obwohl Draghi mit seinen jüngsten Bemerkungen die Finanzmärkte enttäuschte, denn er erteilte einer Ausweitung der Geldspritzen der EZB eine Absage.
Es ist immer noch unklar, was die US-Notenbank plant bei den Zinsen, das sorgt weiterhin für Unsicherheit. Aus diesem Grund flüchteten sich die Anleger in sichere Häfen. Der Goldpreis stieg in den vergangenen zwei Wochen um acht Prozent, auch der japanische Yen und die Anleihen profitierten.
Man sollte auf jeden Fall berücksichtigen, dass die Märkte immer zukünftige Ereignisse miteinberechnen und sich nicht nur auf aktuelle Fakten beziehen. Aus diesem Grund kann es immer zu Schocks an den Finanzmärkten kommen, insbesondere wenn die Entscheidungen einer Zentralbank nicht mit den Erwartungen des Finanzmarktes übereinstimmen, oder wenn sie eine Entscheidung wie eine Zinserhöhung verschiebt. Das ist derzeit der Fall mit der EZB und der Fed.”

euronews:
“Was passiert, wenn Japan und Europa ihre Geldspritzen erweitern? Wie würde sich dieser Schritt auf die Kurse an den Börsen in Nordafrika und im Nahen Osten auswirken?”

Nour Eldeen Alhammoury:
“Nun, wenn die Programme zur quantitativen Lockerung erweitert werden, dann erhöht sich natürlich die Liquidität auf den Finanzmärkten weltweit. Die Unbeständigkeit der Kurse wird wahrscheinlich noch zunehmen, insbesondere am Aktienmarkt. Nordafrika und der Nahe Osten haben in den vergangenen sieben Jahren von den verschiedenen Wertpapierkaufprogrammen profitiert. Falls die quantitative Lockerung in Japan oder in Europa erhöht wird, dann würde der Handel in dieser Region und weltweit davon profitieren.”

Wohin treibt der Ölpreis?

Nachdem rund ein Dutzend internationaler Finanzinstitutionen ihre Prognose für die Rohölpreise im vergangenen Monat gesenkt haben, hat auch Standard & Poor’s seine Prognose nach unten korrigiert. Die Agentur geht davon aus, dass die Ölpreise länger brauchen werden, um sich wieder zu erholen.

Für das Jahr 2015 rechnet Standard & Poor’s damit, dass Brent-Rohöl weiterhin rund 50 US-Dollar pro Barrel kosten und der WTI Rohöl-Preis bei 45 US-Dollar pro Barrel bleiben wird. 2016 könnte demnach der Preis für Brent-Rohöl auf 55 US-Dollar pro Barrel klettern und der WTI Rohöl-Preis auf 50 US-Dollar pro Barrel.

US-Energie-Unternehmen haben in der vierten Woche in Folge die Zahl der aktiven Ölbohrinseln verringert. Die Talfahrt des Ölpreises zwingt Firmen dazu, ihre Bohrpläne zu überarbeiten.

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