US-Angriff auf Klinik in Kundus: "Ärzte ohne Grenzen" verlangt Aufklärung

US-Angriff auf Klinik in Kundus: "Ärzte ohne Grenzen" verlangt Aufklärung
Von Euronews
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22 Menschen kamen ums Leben, als US-Kampfjets im nordafghanischen Kundus ein Krankenhaus von “Ärzte ohne Grenzen” bombardierten. Die

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22 Menschen kamen ums Leben, als US-Kampfjets im nordafghanischen Kundus ein Krankenhaus von “Ärzte ohne Grenzen” bombardierten. Die Hilfsorganisation verlangt nun, dass der Angriff von einer unabhängigen Kommission untersucht wird. Auf die laufenden Ermittlungen durch die USA, die Nato und die afghanischen Kräfte könne man sich nicht verlassen, sagte Joanne Liu, die Präsidentin der Organisation, jetzt in Genf. Sie verlangte die Einrichtung der sogenannten Internationale humanitäre Ermittlungskommission, die in den Statuten der Genfer Konvention vorgesehen ist und ihre Arbeit aufnimmt, sobald eines der 76 Länder, das die Konvention unterzeichnet hat, dies beantragt. Das Bombardement, so Liu, sei ein Angriff auf die Genfer Konvention gewesen, die man verteidigen müsse.

Weiter sagte Liu: “Es ist sehr wichtig, dass wir Klarheit darüber haben, was geschehen ist und dass wir als Gesellschaft deutlich machen, dass wir uns an die Genfer Konvention halten. Andernfalls wäre es für uns als humanitäre Organisation nicht möglich, weiterzuarbeiten.”

#Kundus: “Das war ein Angriff auf die Genfer Konventionen” #IndependentInvestigation Rede: http://t.co/hVL1wi3w2ppic.twitter.com/liNNpk9KDn

— Ärzte ohne Grenzen (@msf_de) 7. Oktober 2015

1/2 MSF seeks investigation into the #Kunduz attack by the International Humanitarian Fact-Finding Commission. #IndependentInvestigation

— MSF International (@MSF) 7. Oktober 2015

Das Krankenhaus in Kundus, eingerichtet vor vier Jahren, wurde am vergangenen Samstag, dem 3. Oktober, bombardiert, eine halbe Stunden lang. Die Aussagen der Beteiligten sind widersprüchlich. Der Oberbefehlshaber der US- und NATO-Truppen in Afghanistan, John Campbell sprach von einem Versehen: “Wie wir jetzt erfahren haben, meldeten afghanische Kräfte am 3. Oktober, dass sie von feindlichen Stellungen aus beschossen würden. Sie forderten Luftunterstützung von der US-Armee an. Ein Luftschlag wurde angeordnet, um die Taliban-Bedrohung auszuschalten, versehentlich wurden zahlreiche Zivilisten getroffen. Die Entscheidung zum Luftangriff war eine US-Entscheidung innerhalb der US-Befehlskette. Ein Krankenhaus wurde versehentlich getroffen. Wir würden niemals absichtlich eine geschützte medizinische Einrichtung angreifen.”

Wurde der Luftschlag nun also von Afghanen angefordert oder war er ein Versehen der USA? Oder beides? Was genau lief dann schief in der Befehlskette, in der Kommunikation? Drei Untersuchungen laufen derzeit. Die afghanische Regierung ihrerseits widerspricht den US-Aussagen. Das Krankenhaus sei durchaus bewusst angegriffen worden, heißt es aus dem Verteidigungsministerium.

Dawlat Waziri, der Sprecher des Ministeriums sagte: “Die Bereiche, in denen der Feind sich versteckte, Widerstand leistete und Menschen als Schutzschilde missbrauchte, wurden eingenommen und der Widerstand wurde beendet.”

Laut Verteidigungsministerium hätten die Taliban die Armee aus dem Krankenhaus heraus angegriffen, etwas, was “Ärzte ohne Grenzen” verneint. Eine Frage, die bleibt, ist diese: Wenn es sich um einen Fehler handelte, warum hat die US-Luftwaffe die Klinik eine halbe Stunde lang beschossen, obwohl die Position des Krankenhauses bekannt war und obwohl das Personal Alarm schlug, dass es bombardiert würde.

Vielleicht werden diese Fragen in den Untersuchungen geklärt. Ganz sicher aber wirft dieser Vorfall einen weiteren Schatten auf den US-Einsatz in Afghanistan.

Internationale Website von Ärzte ohne Grenzen
Website der Ermittlungskommission
Bericht über den Angriff auf der deutschen Seite von Ärzte ohne Grenzen
Rede Lius
Mitteilung des Weißen Hauses
Unterzeichner der Genfer Konvention
Text der Genfer Konvention

Helfen Sie uns eine unabhängige Untersuchung zu fordern! #IndependentInvestigation#Kundus: https://t.co/io1RDrdmEx

— Ärzte ohne Grenzen (@msf_de) 7. Oktober 2015

Statement by President Obama on the Casualties in Kunduz: https://t.co/Y55LoycJ0q

— U.S. Embassy Kabul (@USEmbassyKabul) 4. Oktober 2015

AC-130 warplanes record the gunner's video and audio. It's time to release the tapes to an #IndependentInvestigation. pic.twitter.com/jtFyVCJ7Uw

— Edward Snowden (@Snowden) 7. Oktober 2015

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