EZB: Wenn Geldschwemme nicht wirkt, dann eben noch mehr davon

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Von Euronews
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Geld im Euroraum bleibt extrem billig: Die Europäische Zentralbank (EZB) hält den Leitzins auf dem Rekordtief von 0,05 Prozent – wo er bereits seit

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Geld im Euroraum bleibt extrem billig: Die Europäische Zentralbank (EZB) hält den Leitzins auf dem Rekordtief von 0,05 Prozent – wo er bereits seit September 2014 liegt.

Bei der Sitzung im Dezember werde geprüft, ob die Geldpolitik die Konjunktur ausreichend stimuliere, kündigte EZB-Präsident Mario Draghi bei einem auswärtigen Treffen auf Malta an. “Der EZB-Rat ist gewillt und fähig zu handeln, indem er alle Instrumente innerhalb seines Mandats nutzt”.

EZB-Präsident Mario Draghi:

“Die Binnennachfrage in der Euro-Zone bleibt robust, gleichzeitig gibt es weiter Abwärtsrisiken für Wachstum und Inflation – Wachstumssorgen in den Schwellenländern und mögliche Nebenwirkungen auf die Wirtschaft aus der Entwicklung der Finanz- und Rohstoffmärkte.”

Die EZB pumpt im Rahmen des seit März laufenden Kaufprogramms Monat für Monat 60 Milliarden in das Finanzsystem, insgesamt 1,14 Billionen Euro bis September 2016.

Draghis Hintergedanke: Die Geldanlage in Anleihen soll für Banken unattraktiv werden. Sie sollen stattdessen Kredite an Unternehmen und Haushalte vergeben, was Nachfrage und Preisentwicklung anschieben könnte.

Kritiker zweifeln allerdings an der Wirkung dieser Geldschwemme. «Für die Märkte kann es nie genug sein. Für die Realwirtschaft würde ein Aufstocken des Anleiheprogramms im Augenblick allerdings wenig
bringen», betonte ING-Diba-Chefvolkswirt Carsten Brezski. «Es hätte vielmehr den Anschein einer Verzweiflungstat.»

Auch Bundesbankpräsident Jens Weidmann sieht in der schwachen Preisentwicklung keinen Anlass für eine weitergehende geldpolitische Lockerung: «Ich rate dazu, nicht in hektischen Aktionismus zu
verfallen und jetzt Kurs zu halten.»

Auch Jörg Krämer, der Chefvolkswirt der Commerzbank, und Alexander Krüger, der Chefvolkswirt des Bankhauses Lampe, halten höhere Wertpapierankäufe und noch niedrigere Zinsen für konjunkturell wirkungslos und rein fiskalpolitisch motiviert.

“Wir betonen seit langem, dass ein niedriges Wirtschaftswachstum und eine niedrige Inflation nach dem Platzen von Schuldenblasen unvermeidlich sind. Insofern waren wir von Beginn an skeptisch, ob die Anleihekäufe der Wirtschaft im Euroraum nachhaltig helfen”, heißt es in einer Stellungnahme Krämers. “Wenn die EZB die Anleihekäufe trotzdem ausweitet, dann hilft sie vielmehr den Finanzministern der hoch verschuldeten Länder.” Draghi habe eine Minderung der Schuldenlast in seiner Pressekonferenz zum erstenmal auch offiziell als Ziel ausgegeben, so Krüger. “Draghi wies darauf hin, dass die niedrige Inflationsrate die reale Schuldenlast und den realen Schuldendienst erhöhe, was die Schuldentragfähigkeit belaste. Dieses Argument ist neu; es bestätigt unsere seit langem vertretene Sicht, dass die EZB-Geldpolitik vor allem auch auf die Bedürfnisse der Regierungen zugeschnitten wird.”

Die Hoffnung der Anleger auf eine noch größere Geldflut in der Euro-Zone hat die Aktienkurse angeschoben und den Euro nach unten gedrückt. Der Dax weitete seine Gewinne während der Pressekonferenz von EZB-Chef Mario Draghi aus und stieg schließlich um fast 2,5 Prozent. Der Eurostoxx50 legte 2,61 Prozent zu. Der Euro rutschte ab auf 1,1180 Dollar.

su mit Reuters, dpa

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