Wikipedia: Das Wissen der Menschheit für zwei Milliarden Menschen zugänglich machen

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Jimmy Wales ist ein bekannter Internet-Unternehmer. Er ist Mitgründer der freien Online-Enzyklopädie Wikipedia. Laut eigener Aussage ist er

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Jimmy Wales ist ein bekannter Internet-Unternehmer. Er ist Mitgründer der freien Online-Enzyklopädie Wikipedia. Laut eigener Aussage ist er Internet-süchtig. Er glaubt an die Macht und Wichtigkeit des Internets als Instrument der Wissensverbreitung in der heutigen Welt und für zuküntige Generationen. Jimmy Wales wurde im US-Bundesstaat Alabama geboren und lebt heute mit seiner Frau und seinen zwei Töchtern in London.

Paul McDowell (euronews):
“Die Wikipedia hat den Prinzessin-von-Asturien-Preis in der Kategorie "Internationale Zusammenarbeitgewonnen. Ein weiterer Preis: Sie scheinen jedes Jahr zu wachsen?”

Internationale Zusammenarbeit ist Teil unserer Kultur

Jimmy Wales:
Wir sind sehr glücklich über diesen Preis, besonders weil wir ihn für “Internationale Zusammenarbeit” bekommen haben. Das ist ein Aspekt der Wikipedia, der für uns sehr wichtig ist. Er ist Teil unserer Kultur, Teil unseres Austauschs innerhalb der Communitys. Das wird oft nicht anerkannt. Die Leute denken an uns als ein Internetphänomen, etwas Technisches, aber wir sehen uns selbst mehr als ein kulturelles Phänomen und internationale Leute, die weltweit zusammen arbeiten. Es ist toll, wirklich. Paul McDowell (euronews):
Wieviel von Jimmy Wales steckt in Wikpedia?

Jimmy Wales:
Das ist schwer zu sagen. Ich denke, dass einige der frühen Werte der Wikipedia nach wie vor präsent sind. Also ich denke, dass ich eine sehr reflektierte Person bin und wohlüberlegt handele. Ich mag diese politischen Debatten nicht, bei denen eine Seite die andere anschreit und alle extreme Positionen haben. Am liebsten würde ich sagen: Hört auf und lasst uns das erst einmal verstehen. Das ist natürlich ein Wert von Wikipedia: eine wirklich neutrale Darstellung zu finden, erst zu verstehen und dann eine Meinung zu entwickeln.

Die Leute wollen beides

Paul McDowell (euronews):
Wollen wir denn neutral sein? Wollen wir nicht diese Auseinandersetzung? Politik lebt doch von dieser Debatte! Jimmy Wales:
Das ist sehr interessant. Ich glaube, die Leute wollen beides und tatsächlich ist das einer der Fehler, der von den Medien begangen wird. Ich lebe jetzt in London und die Zeitungen hier können sich gegenseitig attackieren. Das schafft jede Menge Aufmerksamkeit und natürlich kennen wir 'Klickköder'-Schlagzeilen. Und trotzdem: Wikipedia ist die fünftbeliebteste Webseite weltweit, und wir haben keine schockierenden Artikel, die die Leute zum Kochen bringen. Also die Leute wollen beides. Sie wollen ein wenig lebhafte Debatte, aber auch etwas Hintergrundinformation.

Wenn Sie sich das Beispiel 'Obamacare' ansehen, die Gesundheitsreform in den USA. Egal welches Fernsehprogramm Sie ansehen oder in welche Zeitung Sie schauen, Sie werden Tiraden dafür und dagegen finden. Es ist tatsächlich schwer herauszufinden, worum es da eigentlich geht, was diese Reformen eigentlich ausmacht. Es ist wirklich kompliziert, aber Wikipedia liefert diese Informationen. Eine sehr einfache Beschreibung, und danach ist es einfach, darüber zu diskutieren.

Durch das Internet Zugang zu Wissen

Paul McDowell (euronews):
Natürlich liefern Sie Wissen. Wissen ist Macht. Könnte es nicht ein gefährliches Spiel sein, uns allen Macht zu geben? Jimmy Wales:
Ja, es ist fantastisch! Ich hoffe es. Ich hoffe, dass das, was wir tun, den Menschen Zugang zu sehr vielen Informationen gibt. Sehr viel Wissen, das ihr Leben bereichert, indem sie mehr über Kulturen, Literatur, Wissenschaft und politische Dinge lernen. Eines der Dinge, die wir weltweit beobachten können, ist, dass das Internet und die neuen Kommunikationswerkzeuge Volksaufstände hervorrufen.

Natürlich gibt es auch Leute, die es sehr schwer haben. Sie sagen “In meinem Land haben wir Scheinwahlen und diesselben Leute sind seit 40 Jahren an der Macht. In Europa und Nordamerika auch wenn die Dinge nicht immer perfekt laufen gibt es friedliche Regierungswechsel und die Leute können ihre Gedanken frei äußern. Wie können wir das erreichen und was funktioniert in unseren Institutionen nicht?” Das ist eine tiefgreifende Frage, die man nicht durch Proteste auf der Straße beantwortet. Man muss fragen: Was sind die richtigen Kontrollmechanismen? Wie bilden wir eine ordentliche Regierung, die unsere Freiheit beschützt? (und so weiter.)

Wir sind nur ein winziger Teil des Ganzen. Dadurch, dass die Leute durch das Internet Zugang zu Wissen haben, hoffe ich, dass sie überall auf der Welt schwachen Demagogen weniger ausgesetzt sind.

Paul McDowell (euronews):
Ich denke an unsere Schultage zurück und erinnere mich an all die Lehrer, die mich wirklich inspiriert haben zu lernen. Das Internet ist ein sehr fader und langweiliger Ort dafür. Ich gehe zu Wikipedia, lese. Da ist eigentlich nichts, was mich packt.

Jimmy Wales:
Aber die Leute lesen Wikipedia und werden sehr leidenschaftlich dabei! Ich denke viele Menschen sind ein bisschen müde von aufflammenden Debatten. Sie wollen wirklich einfach nur eine ruhige, klare Darstellung eines Sachverhalts. Und auch die Abdeckung der Themen in der Wikipedia bedeutet, dass da für jeden etwas Interessantes dabei ist. Egal, wofür Sie sich interessieren.

Wikipedia und das gesamte Wissen der Menschheit

Paul McDowell (euronews):
Wenn ich mir Ihre Wikipedia-Seite ansehe, lerne ich nicht viel über den Menschen, ich kenne ihre schweren Momente nicht, auch nicht ihre Höhenflüge… Jimmy Wales:
Ja, klar. Eines der interessanten Dinge über Wikipedia ist, dass wir “das gesamte Wissen der Menschheit” sein wollen, dabei meint “gesamt” eine Zusammenfassung, aber da steckt mehr als “Kultur” dahinter. Die Erfahrung einer grandiosen Darbietung von “Hamlet” bietet viel mehr als ein Wikipedia-Artikel dazu. Aber auf der anderen Seite, wenn Sie sich “Hamlet” ohne Hintergrundinformationen oder ohne kulturellen Kontext ansehen, werden Sie viele Nuancen des Stücks verpassen. Eine Kombination von beidem gibt Ihnen diese tolle Erfahrung. Wenn Sie also eine Person verstehen wollen, brauchen Sie mehr als einen Wikipedia-Artikel. Er gibt Ihnen die Basis.

Paul McDowell (euronews):
Sie erwähnten die “Gesamtheit allen Wissens” und sagten, dass Sie das jedem Individuum der Welt frei zugänglich machen wollen. Das ist eine enorme Aufgabe.

Jimmy Wales:
Das stimmt! Interessanterweise glaube ich, dass das einer der Gründe ist, warum wir erfolgreich waren. Es ist eine große, freche Idee. Wäre diese Idee beschränkter, hätte sich niemand inspirieren lassen. Aber es treibt unsere Arbeit an. Wir wissen, dass innerhalb der nächsten fünf, zehn Jahre eine Milliarde, oder möglicherweise zwei Milliarden Menschen online sein werden. Wir müssen überlegen, wie wir sie unterstützen können. Was heißt es für Menschen, die zuvor keinen Zugang zu Wissen hatten, jetzt das gesamte Internet in ihrer Tasche auf ihrem Mobilfunkgerät zu haben?

Deshalb ist diese Vision, so viele Leute wie möglich auf der Welt zu erreichen sehr wichtig für uns. Für mich ist das auch der Grund zu sagen, dass Wikipedia ein unheimlich bedeutsames Werkzeug unseres Zeitalters ist. Als die Menschen Zugang zum Internet hatten, sagten sie, das ist toll, das kann die ganze Welt zusammen bringen, wir können zusammen lernen. Dann, während der Dotcom-Blase ging es hauptsächlich darum, Hundefutter nach Hause zu bestellen und solchen Quatsch. Wikipedias grundlegende Vision ist die eines unglaublichen Tools, das die Leute zusammenbringt, damit sie Wissen miteinander teilen, damit sie sich und die Welt verstehen. Super – lasst uns genau das tun, es klingt nach Spaß und das ist unsere Vision!

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