Entspannung zwischen Iran und USA? Auch nach 36 Jahren Fehlanzeige

Entspannung zwischen Iran und USA? Auch nach 36 Jahren Fehlanzeige
Von Euronews
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Vor genau 36 Jahren kam es zum Bruch zwischen Iran und den USA: Iranische Studenten stürmten in Teheran die amerikanische Botschaft. 52 Mitarbeiter

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Vor genau 36 Jahren kam es zum Bruch zwischen Iran und den USA: Iranische Studenten stürmten in Teheran die amerikanische Botschaft. 52 Mitarbeiter wurden als Geiseln festgehalten: Erst nach weit über einem Jahr, Anfang 1981 kamen sie wieder frei.

Der Jahrestag wurde auch an diesem 4. November wieder mit Kundgebungen begangen. Tausende Iraner riefen wie bei solchen Anlässen üblich “Tod Amerika”, aber auch “Nieder mit Israel” und “Nieder mit Saudi-Arabien” und verbrannten amerikanische Fahnen.

Staatspräsident Hassan Rouhani würdigte den Sturm auf die Botschaft als Pfeiler der iranischen Unabhängigkeit und als “zweite Revolution”. Ebenfalls 1979 war schon zuvor der Schah gestürzt worden, Iran wurde zur Islamischen Republik erklärt.

Ein Bericht des amerikanischen Fernsehsender ABC vom 11. November 1979, eine Woche nach dem Sturm auf die Botschaft

Unter anderem die Besetzung der Botschaft führte wohl dazu, dass Jimmy Carter als Präsident der USA Ende 1980 abgewählt wurde. Neuer Präsident wurde Ronald Reagan: Am Tag seiner Amtseinführung, dem 20. Januar 1981, kamen die Geiseln frei – nach einer Geiselhaft von 444 Tagen.

Ein ABC-Bericht vom 20. Januar 1981, dem Tag der Geiselfreilassung

Seit der Botschaftsbesetzung herrscht zwischen beiden Ländern Funkstille. Seit den neunziger Jahren taten dann noch die Verdächtigungen rund um Irans Kernforschungsprogramm ihr Übriges.

Mit den Verhandlungen über dieses Programm und ihrem erfolgreichen Abschluss dieses Jahr wuchsen auch die Hoffnungen, dass es darüberhinaus zu einer Annäherung kommen könne – zumal in Irak und Syrien inzwischen ein gemeinsamer Feind bekämpft wurde, nur eben getrennt.

Schon damals machte Ajatollah Ali Chamenei, der oberste Führer des Landes, aber klar, dass man nur für das Atomabkommen mit den USA verhandelt habe: Es werde keine weitere Zusammenarbeit in anderen Bereichen geben.

Die Mehrheit der iranischen Parlamentsabgeordneten will nun auch nicht auf den Slogan “Tod den USA” verzichten, der seit 1979 bei zahlreichen Anlässen in der Öffentlichkeit erschallt. Das berichtet die “Frankfurter Allgemeine Zeitung” unter Berufung auf die iranische Nachrichtenagentur Irna.

Dieses Motto sei zu einem “Symbol der Islamischen Republik und aller kämpfenden Nationen” geworden, erklärten demnach 192 von 290 Abgeordneten.

Auch Chamenei selber bekräftigte jetzt diesen Slogan und warnte davor anzunehmen, die USA seien jetzt nicht mehr der Feind. Er stellte immerhin klar, dass man nicht den Untergang Amerikas meine, sondern das Aus für die “arrogante” Politik der USA.

Die Zeitung “The New York Times” sieht jetzt sogar einen “backlash”, eine Art Gegenreaktion, nach dem Atomabkommen mit – vor allem – den westlichen Ländern.

Als ein Beispiel dafür führt sie die Festnahme von Nizar Zakka an, einem amerikanisch-libanesischen Computerfachmann. Zakka soll staatlichen Medien zufolge Verbindungen zum amerikanischen Geheimdienst haben. Er verschwand schon im September nach einer Tagung in Teheran; seine Festnahme wurde erst jetzt bekanntgegeben, direkt vor dem Jahrestag der Ereignisse von 1979.

Letzten Monat wurde außerdem wohl der amerikanisch-iranische Geschäftsmann Siamak Namazi festgenommen. Er hatte Verwandte in Iran besucht; offiziell bestätigt ist seine Festnahme noch nicht.

Jason Rezaian wurde iranischen Staatsmedien zufolge gerade erst wegen des Vorwurfs der Spionage verurteilt. Der Reporter hat ebenfalls die doppelte Staatsbürgerschaft und berichtete für die Zeitung “The Washington Post”; seit Juli 2014 war er inhaftiert.

Auch mindestens zwei andere Amerikaner iranischer Abstammung sind der “New York Times” zufolge in Haft, Amir Hekmati und Saeed Abedini.

Die “New York Times” verweist auch auf Festnahmen kritischer Journalisten und Autoren in letzter Zeit, wie dem zuvor schon lange inhaftierten Autor Isa Saharkhiz, dem Chefredakteur der Zeitung “Farhikhtegan”, Ehsan Mazandarani, oder der Schauspielerin und Autorin Afarin Chitsaz.

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Immerhin: Zum ersten Mal nahm Iran letzte Woche an einer Konferenz zur Syrienkrise in Wien teil. Iran bekämpft in Irak und Syrien die IS-Miliz, steht damit also theoretisch auf Seiten der USA. Andererseits stützt das Land damit den syrischen Machthaber Baschar Assad, was den Absichten der USA zuwiderläuft.

Wozu diese Konstellation noch führen kann, ist offen – auch nach 36 Jahren Islamischer Republik. Gerade aber meldete sich an diesem Tag noch Ali Akbar Velajati zu Wort, ein hoher Chamenei-Berater: Auch er sagte aber, Iran werde bei keinem Thema mit den USA zusammenarbeiten, auch nicht in der Syrienkrise – weder direkt noch indirekt, und auch nicht in der Zukunft.

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