Wise Prize 2015: Sakena Yacoobi bringt Afghanistan Bildung

Wise Prize 2015: Sakena Yacoobi bringt Afghanistan Bildung
Von Euronews
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Sakena Yacoobi arbeitet unermüdlich, um die Bildung in Afghanistan zu verbessern. Sie hat so das Leben von mehr als 12 Millionen Menschen verändert. Jetzt wird ihre Leistung bei dem World Innovation G

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Frauen ermutigen, Schulen gründen und Leben verändern – all das und mehr vollbringt Sakena täglich. Aus diesem Grund wird sie in diesem Jahr mit dem mit einer halben Million US-Dollar dotierten WISE Prize ausgezeichnet. Die Gründerin eines afghanischen Bildungsinstituts setzt sich für bessere Bildung und bessere Gesundheitsvorsorge ein. Ihr besonderes Augenmerk gilt Mädchen und Frauen. Unter dem Taliban-Regime unterrichtete sie heimlich und mittlerweile hat sie Privatschulen, ein Krankenhaus und eine Radiostation eröffnet. Wir reisen nach Afghanistan, um mehr über sie zu erfahren.

#WISE15 Dr. Sakena Yacoobi is the 2015 #WISEPrize for #Educationhttps://t.co/bTeKnKcqGepic.twitter.com/KN8OS6N9oT

— WISE (@WISE_Tweets) 4 Novembre 2015

Sakena Yacoobi besucht eines der Bildungszentren, die sie in Herat, ihrer Heimatstadt im westlichen Afghanistan, gegründet hat. Sie gibt den Schülerinnen einen Ratschlag: “Ihr werdet von den Fertigkeiten, die Ihr hier lernt, sehr profitieren. Ihr werdet selbstständig werden. Ihr solltet nicht nur hierher kommen, um Nähen zu lernen, sondern Ihr solltet auch Ideen austauschen und voneinander lernen.”

Unter den Taliban gründete Yacoobi das afghanische Bildungsinstitut. Dort werden Mädchen und Frauen unterrichtet und Lehrer ausgebildet. Mittlerweile hilft ihre Nichtregierungsorganisation jedes Jahr rund 350.000 Mädchen und Frauen selbstständiger zu werden. Yacoobi erklärt ihre Philosophie: “Jede Frau sollte selbstständig sein, sie muss dazu ermutigt werden. Diese Zentren müssen eigenständig funktionieren. Und sobald sie auf eigenen Beinen stehen, sobald die Frauen dort die Organisation leiten, können wir neue Zentren aufmachen. Dort bilden wir erneut Frauen aus. Sie werden selbstständig, und wir kümmern uns um das nächste Zentrum.”

Ruquia Panahi kam einst als Schülerin in das Zentrum, mittlerweile gibt sie ihr Wissen weiter: “Als ich zum ersten Mal hierher gekommen bin, konnte ich nichts. Ich war Analphabetin also habe ich als erstes Lesen und Schreiben gelernt. Als ich das konnte, habe ich Nähen gelernt. Jetzt habe ich ein Geschäft und bringe zwei Schülerinnen das Nähen bei. Hier habe ich alles gelernt. Ich bin eine gute Näherin geworden und muss meinen Mann nicht mehr um Geld fragen.”

480 Menschen, zur Mehrheit Frauen, arbeiten für das afghanische Bildungsinstitut. Es hat rund 340 Zentren eröffnet und fast alle funktionieren mittlerweile alleine. “Durch Bildung wird man stark und man wird anerkannt. Ich habe gesehen, dass diese Frauen klug und intelligent waren, aber sie hatten keine Möglichkeiten. Ohne dieses Zentrum würden sie nur zu Hause sitzen, kochen und putzen. So kommen sie hierher, sie tauschen sich aus, sie lachen, machen Witze und haben Spaß. Und natürlich lernen sie. Sie lernen z.B. Lesen und Schreiben, und das macht mich sehr glücklich,” so Yacoobi.

#Breaking: Sakena Yacoobi is awarded this year's WISE Prize for her outstanding contribution to education #WISE15pic.twitter.com/VAxZRVkc7Z

— learning world (@euronews_LW) 4 Novembre 2015

In dem Viertel Sufiabad im Norden von Herat liegt eine von Yacoobis Privatschulen. Für die rund 600 Schüler ist sie ein Idol.
Neben den herkömmlichen Schulfächern gibt es auch Aktivitäten, um das Selbstbewusstsein der Schüler zu stärken. Wenn die Eltern das Schulgeld nicht zahlen können, bekommen die Kinder Stipendien. Yacoobi hat an ihre eigene Schulzeit keine gute Erinnerung: “Als ich ein Kind war, habe ich von der ersten bis zur zwölften Klasse alles nur auswendig gelernt. Ich wollte nicht, dass auch die nächste Generation in Afghanistan so lernen muss. Ich möchte, dass sie denken lernen. Ich möchte, dass sie Fragen stellen. Ich wünsche mir, dass sie sich im Klassenraum frei fühlen. Ich möchte nicht, dass die Lehrer die Kinder schlagen. Wenn ein Lehrer seinen Schülern Liebe entgegenbringt, leidenschaftlich ist und Weisheit vermittelt, dann kann er viel besser die Schüler erreichen, als ein Lehrer, der streng und harsch ist.”

Arifa Olomi bildet Lehrer aus. Sie sagt: “Die Lehrmethode, die Professor Sakena Yacoobi in Afghanistan ausgearbeitet hat, setzt auf aktiven Unterricht. Die alten Methoden sollen so Stück für Stück ersetzt werden. Es gibt ein Sprichwort, das besagt: Wenn ich etwas nur höre, dann werde ich es vergessen, wenn ich es sehe, werde ich es lernen und wenn ich es mache, dann werde ich es verstehen. Wenn die Schüler nach diesen Methoden und mit dem neuen Unterrichtsmaterial lernen, dann sind ihre fünf Sinne gefordert. Sie werden besser lernen, wenn sie sowohl geistig als auch körperlich aktiv sind.”

Yacoobi arbeitet unermüdlich. Auf die Frage woher sie die Kraft nimmt, antwortet sie: “Ich erinnere mich an das Afghanistan meiner Kindheit, es war ein wunderschönes Land, aber heute haben wir unsere schöne Natur fast komplett zerstört. Ich habe das Gefühl, Verantwortung zu tragen. Ich verstehe das, was ich mache, als meine Pflicht. Ich werde angetrieben von meiner Liebe zu meinem Land. Ich liebe Afghanistan und seine Menschen.”

Yacoobis NGO bildet auch Krankenschwestern, Hebammen und Gesundheitspersonal aus. Sie erklärt: “Gesundheitsvorsorge und Bildung hängen miteinander zusammen. Ich hatte die Idee, Kliniken zu gründen, damit die Menschen, wenn sie zum Arzt gehen, gleichzeitig etwas über ihre Gesundheit lernen. Sie lernen etwas über gesunde Ernährung, Körperhygiene und Gesundheitspflege. Sie lernen, wie sie einfache Krankheiten behandeln und wie sie sich gut um ihre Kinder kümmern können.”

Ihr nächstes Ziel ist es, eine Universität in Afghanistan zu gründen. Yacoobi ist ihrem Vater sehr dankbar: “Viele Mädchen haben nicht die Vorteile, die ich hatte. Ich hatte einen wunderbaren Vater. Wir hatten eine ganz besondere Beziehung. Heute widme ich alles, was ich vollbracht habe, meinem Vater. Er wollte, dass alle seine Kinder zur Schule gehen, er machte keinen Unterschied zwischen Mädchen und Jungen.”

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