Erneute Rezession in Japan: Warum sind "Abenomics" gescheitert?

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Wirtschaft in Japan rutscht zurück in die Rezession Die japanische Wirtschaft ist zwischen Juli und September um 0,2 Prozent geschrumpft. Das geht

Wirtschaft in Japan rutscht zurück in die Rezession

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Die japanische Wirtschaft ist zwischen Juli und September um 0,2 Prozent geschrumpft. Das geht aus den Veröffentlichungen der Regierung hervor.

Experten zufolge gibt es dafür mehrere Gründe: Die japanischen Unternehmen haben ihre Ausgaben verringert, d.h sie haben die Löhne nicht erhöht und kein Geld investiert. Hinzu kommt, dass die Nachfrage aus China zurückgegangen ist. Als Hauptgrund nennen sie jedoch die Erhöhung der Mehrwertsteuer, die die Regierung im vergangenen Jahr beschloss. Sie plant eine weitere Erhöhung nächstes Jahr.

Am vergangenen Donnerstag bestätigte die Bank of Japan, dass vorerst keine Änderung der Konjunkturpolitik vorgesehen sei. Haruhiko Kuroda, der Chef der japanischen Zentralbank, erklärte, dass man jetzt versuchen werde, eine Inflationsrate von 2 Prozent zu erreichen. Dies ist ein Zeichen dafür, dass die Zentralbank jederzeit ihre Geldpolitik weiter lockern wird, falls das nötig sein sollte.

In der vergangenen Woche schlossen die japanischen Aktienkurse ein wenig höher. Der Nikkei Index konnte die fünften Woche in Folge einen Anstieg verzeichnen. Nach dem Treffen der japanischen Zentralbank stieg der Yen erneut im Vergleich zu den anderen großen Reservewährungen. Der Yen nahm gegenüber dem US-Dollar 0,9 Prozent zu, 1,19 gegenüber dem Euro und 1,24 gegenüber dem Pfund. Der Yen legte auch im Vergleich zu den Währungen in Nordafrika und im Nahen Osten zu: 0,8 Prozent gegenüber dem Saudi-Riyal und 0,89 gegenüber dem Dirham der Vereinigten Arabischen Emirate.

Analyse: “Es gibt immer noch eine starke Nachfrage nach dem Yen.”

Daleen Hassan, euronews:
“Trotz des Programms zur quantitativen Lockerung ist Japan erneut in die Rezession geschlittert. Warum?”

Nour Eldeen AL-Hammoury, Chefmarktstratege bei ADS Securities in Abu Dhabi:
“Wir haben immer davor gewarnt, dass die geldpolitische Lockerung negative Auswirkungen haben kann, wenn man zu lange daran festhält. Die quantitative Lockerung in Japan ist nicht neu. Das Programm gibt es seit mehr als 15 Jahren. Es ist ihm jedoch nicht gelungen, die Konjunktur wie gewünscht anzukurbeln. Das hat mehrere Gründe: Erstens das Verhalten den japanischen Verbraucher und zweitens die Wirtschaftsreformen. Die Regierung versucht die Konsumenten dazu zu animieren, mehr Geld auszugeben. Das ist in Japan jedoch sehr schwierig.”

euronews:
“Vor welchen Herausforderungen steht der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe? Was versucht er mit seiner Strategie, den sogenannten Abenomics zu erreichen?”

Nour Eldeen AL-Hammoury:
“Während seiner Amtszeit ist das Land nun zum zweiten Mal in die Rezession abgerutscht. Der Regierung wurde bereits vorher Versagen vorgeworfen. Sie hatte etwas versprochen, was nicht eingetreten ist. Der Wirtschaft geht es jetzt schon seit mehr als fünf Jahren schlecht. Wird es jetzt zu einem Machtwechsel kommen? Ich glaube nicht, aber die Mehrwertsteuer wird nicht wie geplant im kommenden Jahr erhöht werden. Es könnte auch sein, dass die Regierung zurücktritt, denn es ist bereits die zweite Rezession, seit sie die Zügel in der Hand hat und die vierte Rezession in den vergangenen vier Jahren.”

euronews:
Die japanische Zentralbank hat beschlossen, an ihrer Konjunkturpolitik festzuhalten, obwohl viele am Anfang vergangener Woche damit rechneten, dass sie ihr Programm zur quantitativen Lockerung erweitert. Wie erklären Sie sich das?

Nour Eldeen AL-Hammoury:
“Ja, wahrscheinlich will die japanische Zentralbank die Entscheidung der Fed im Dezember abwarten, bevor sie selbst etwas Neues beschließt. Zudem ist das Verhältnis zwischen dem Yen und dem US-Dollar für die Bank of Japan immer noch zufriedenstellend. Wenn die Fed sich im Dezember sich dazu entscheidet ihren Leitzins zu erhöhen, dann wird die japanische Zentralbank wahrscheinlich nichts machen. Wenn die Fed allerdings erneut die Entscheidung verschiebt, rechnen wir damit, dass die japanische Zentralbank handeln wird, um den Yen schwach zu halten. Sie würde also ihre Geldpolitik weiter lockern.”

euronews:
“Sie haben mal gesagt, dass der Yen ein sicherer Hafen für die Anleger im Nahen Osten und in Nordafrika ist. Sind Sie immer noch dieser Meinung nach den Ereignissen der vergangenen Woche? Können Sie uns auch sagen, wie der Handel mit dem Yen im Nahen Osten verlief?”

Nour Eldeen AL-Hammoury:
“Angesichts des steigenden US-Dollars ist der Yen eine Anlage, das erwähnten wir vergangene Woche und davon sind wir noch immer überzeugt. Trotz der jüngsten Entwicklungen gibt es immer noch eine starke Nachfrage nach dem Yen, das geht aus den jüngsten Zahlen hervor. Sowohl im Nahen Osten, als auch in Asien und in Europa ist die japanische Währung gefragt. Die Anleger sehen ihn immer noch als einen sicheren Hafen. Und nach dem Kollaps des chinesischen Finanzmarktes, dem sogenannten schwarzen Montag, ist der japanische Yen im Nahen Osten die zweitwichtigste stabile Währung nach dem chinesischen Yuan. Das ist auch den Anlegern im Nahen Osten nicht entgangen, was die andauernde Nachfrage für diese zwei Währungen erklärt.”

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