Steigende Kinderarmut in Europa: EU-Resolution mit guten Absichten

Steigende Kinderarmut in Europa: EU-Resolution mit guten Absichten
Von Cornelia Trefflich
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button

Schon vor einem Jahr rief das Kinderhifswerk UNICEF nach der Veröffentlichung seines Berichts zur Kinderarmut und Armutsgefährdung die Regierungen

WERBUNG

Schon vor einem Jahr rief das Kinderhifswerk UNICEF nach der Veröffentlichung seines Berichts zur Kinderarmut und Armutsgefährdung die Regierungen dazu auf, das Wohlergehen von Kindern zu einer der obersten Prioritäten zu machen. Denn neben den negativen Folgen auf die Teilhabe am sozialen und wirtschaftlichen Leben der Kinder bringt eine solche Vernachlässigung auch Konsequenzen für die wirtschaftliche Leistung eines Staates mit sich.

Resolution zur Bekämpfung der Kinderarmut in der EU

Am 24. November haben die Abgeordneten des Europaparlaments einen Beschluss verabschiedet, der die EU-Staaten dazu drängt, ihre Bemühungen bei der Bekämpfung der Kinderarmut und der sozialen Ungleichheit zu steigern. 569 Parlamentarier stimmten für und 77 gegen die Resolution. Weitere 49 Abgeordnete enthielten sich. Seit 2007 beobachten die UNICEF-Experten eine Verschlechterung der Situation: die Kinderarmut in den Industriestaaten, besonders in den von den Folgen der Wirtschaftskrise betroffenen Ländern, ist stark gewachsen. Nach Angaben von Eurostat waren 2014 in Europa ungefähr 26 Millionen Kinder (unter 18 Jahren) davon bedroht, in Armut zu leben und/oder soziale Ausgrenzung zu erfahren. Insgesamt entspricht das etwa 27,1 Prozent der in der Europäischen Union lebenden Kinder.

Was heißt Armut?

Nach der EU-Definition EU-SILC (kurz für: “EU statistics on income and living conditions”) gilt eine Person als von Armut oder Ausgrenzung bedroht, wenn sie über weniger als 60 % des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung verfügt (Medianwert für Armutsgefährdung). 2014 lag dieser Schwellenwert für eine alleinlebende Person in Deutschland bei 987 Euro im Monat. Als weitere Kriterien gelten “erhebliche materielle Entbehrungen”, dazu zählen die Sorge, Miete oder Rechnungen für Versorgungsleistungen rechtzeitig bezahlen zu können oder sich eine ausgewogene Ernährung, jeden zweiten Tag Fleisch, Fisch oder eine gleichwertige vegetarische Mahlzeit, leisten zu können. Auch die “Erwerbsbeteiligung”, die Zeit, die die Haushaltsmitglieder einer Arbeit nachgehen, wird mit einberechnet.

Kinderarmut in Europa?

In Griechenland, Spanien und Italien hat die Zahl der von Armut bedrohten Kinder stark zugenommen, in Griechenland leben mittlerweile mehr als 40 Prozent in Armut. Am stärksten von sozialer Ausgrenzung und Armut betroffen sind Kinder und Jugendliche in Rumänien (51%), Bulgarien (45%) und Ungarn (41.4%). Bemerkenswert ist, dass sich der Anteil der von Armut bedrohten Kinder in diesen Staaten seit dem Beitritt zur EU nicht erheblich verringert hat, außer in Polen, wo die Zahl der von Armut bedrohten Kinder um 8,9 Prozent auf 28.2 Prozent gefallen ist. Generell kommen die nordeuropäischen Staaten in der Statistik besser weg . In Schweden und Norwegen ist das Risiko, in Armut aufzuwachsen mit jeweils 16,7 Prozent und 15.6 Prozent wesentlich geringer. Laut einem Bericht von Arte ist die Trennung der Eltern – und ein damit einhergehender Verlust des Lebensstandards, besonders bei Frauen – ein häufiger Auslöser für das Versinken unter die Armutsgrenze. In Deutschland waren das 2014 rund 16,5 Millionen Menschen, oder 20,6 Prozent der Bevölkerung armutsgefährdet. Das belegen die Zahlen des statistischen Bundesamts. Auch wenn die Zahl in Deutschland leicht angestiegen ist, war der Anteil der von Armut bedrohten Kinder in der gesamten Europäischen Union mit 24,5 Prozent höher als in Deutschland.

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

Je jünger, desto ärmer: Kinderarmut in Deutschland wächst

Kinderarmut in Ungarn: Ein wachsendes Problem