Weltbankchef: "Wir müssen Afrika helfen, den nächsten Schritt zu tun"

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In Paris findet derzeit die Klimakonferenz statt. Über die Rolle der Weltbank bei den Verhandlungen sprechen wir mit ihrem Präsidenten Jim Yong Kim

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In Paris findet derzeit die Klimakonferenz statt. Über die Rolle der Weltbank bei den Verhandlungen sprechen wir mit ihrem Präsidenten Jim Yong Kim. Er betont unter anderem die Notwendigkeit einer umweltfreundlicheren Politik für Afrika.

Euronews-Reporter Grégoire Lory: “Die Weltbank hat den “Africa Climate Business Plan” ins Leben gerufen. Um was geht es dabei?”

Weltbank-Präsident Jim Yong Kim: “Mit diesem Plan wollen wir in den nächsten vier Jahren 16 Milliarden zusätzliche Dollar mobilisieren, um Afrika zu unterstützen. Wir mussten ihn sehr anpassungsfähig gestalten. Bei den Afrikaplänen geht es teilweise um Medikamente und größtenteils um Entwicklung. Afrika beispielsweise verliert fruchtbaren Boden, er wird zerstört, die Wüsten breiten sich aus. Wir unterstützen Projekte, wie es die “Grünen Wände” sind. Um fruchtbaren Boden zu schützen, werden grüne Wände errichtet. Desgleichen müssen wir uns besser vor extremen Wetterunbilden schützen. Frühwarnsysteme können im Fall von extremen Wetterunbilden sehr hilfreich sein. Schließlich brauchen wir mehr Daten, wir müssen verstehen, in welcher Art und Weise wir uns dem Klimawandel anpassen können. Dabei geht es um eine Landwirtschaft, die dem Klimawandel Rechnung trägt, es geht um Straßen, die einer Überflutung standhalten, es geht um saubere Städte. Diese Dinge müssen wir besser verstehen, wir müssen verstehen, an welchem Punkt wir uns heute befinden. Wir müssen unsere Kenntnisse einsetzen, um Afrika dabei zu helfen, den nächsten Schritt zu tun. All diese Dinge sind Teil des Plans. Wir erhöhen außerdem unsere Finanzierung für erneuerbare Energien. Die Nachfrage nach erneuerbaren Energien in Afrika ist sehr hoch, aber manchmal gibt es keine Finanzierung dafür. Wir müssen sicherstellen, dass es finanzierbare Wege gibt, sodass mehr in erneuerbare Energie investiert wird.”

Euronews: “Warum konzentrieren Sie sich speziell auf Afrika?”

Jim Yong Kim: “Unsere Sorge und die Sorge der afrikanischen Länder war, dass es bei der Klimakonferenz und der Klimadebatte nur um die Verringerung des Kohlenstoffdioxidausstoßes im Interesse der reichen Länder geht. Und die armen Länder sagen, was ist mit uns, wir sind nicht für die Kohlenstoffdioxidverschmutzung verantwortlich und leiden am meisten darunter. Sie sagen ‘wir stehen unter der Knechtschaft des Klimawandels’. Was könnte bei diesem Treffen Positives für Afrika entschieden werden? Wir glauben, es gibt etwas. Wir müssen uns sehr viel mehr engagieren, dass Afrika geholfen wird, mit den Folgen des Klimawandels fertig zu werden. Wir müssen dem Land Zugang zu sauberen Energiequellen ermöglichen, um das Wachstum und die Entwicklung von Afrika zu fördern. Afrika ist sehr sehr schnell gewachsen und eine Sache, die das Wachstum begrenzt, ist der Zugang zu Energie. Wir müssen also Wege finden, den Energiebedarf auf saubere Art und Weise zu befriedigen. Das wird nicht einfach, aber es gibt die Technologien und wir können auch die Finanzierung sichern.”

Euronews: “Sie sprechen von 16 Milliarden Dollar. Woher soll dieses Geld kommen?”

Jim Yong Kim: “Wir fordern nicht nur Geld, sondern geben selbst ein Drittel. Von den 16 Milliarden werden 5,7 Milliarden Dollar von der Weltbank kommen. Die Länder haben die Pläne und wir finanzieren ein Drittel, andere Länder sollten den Rest aufbringen.”

Euronews: “Sind Sie optimistisch?”

Jim Yong Kim: “Auf jeden Fall!”

Euronews: “Sprechen wir über die Weltwirtschaft, was sind ihre Erwartungen für 2016?”

Jim Yong Kim: “Das Wachstum ist wieder einmal enttäuschend. Das einzige Land, die einzige Wirtschaft, der es anscheinend weiterhin gut geht, sind die USA. Trotzdem gab es laute Signale, dass die US-Notenbank ihren Zinssatz im Dezember erhöhen könnte. Wir beobachten auch eine riesige Kapitalflucht aus den Schwellenländern. Die Nachfrage nach unserem Kapital hat also ernorm zugenommen. Jetzt müssen wir die Lücke füllen, da sich Banken aus Schwellen- und Entwicklungsländern zurückziehen. Wir müssen einspringen und unsere übliche Kreditpolitik betreiben und Finanzierungen sichern. All das passiert in einer schwierigen Zeit, aber es gibt uns auch die Gelegenheit zu überdenken, wie wir in Entwicklungsländer investieren, was wir mehr für saubere Energien tun können und beides erreichen: sowohl das Land zu entwickeln als auch die Auswirkungen des Klimawandels zu bekämpfen – dann sind wir in einer guten Position. Wir haben unsere gesamten Wachstumsprognosen für Schwellenländer ein wenig gesenkt. Russland und Brasilien sind die Länder, die am stärksten gefährdet sind.”

Euronews: “Welches Wort würde die Weltwirtschaft beschreiben: fragil, auf dem Weg der Besserung oder stärker werdend?”

Jim Yong Kim: “Ich würde einfach nur sagen enttäuschend. Die Schwellenländer sind in einer Lage, wie in den späten 1990er oder 1980er-Jahren, die Zentralbanken sind unabhängig, es gibt mehr steuerlichen Freiraum, mehr Puffer. Aber wir erwarten, dass Schwellenmärkte, die zwischen 2008 und 2014 global gewachsen sind, dieses Jahr langsamer wachsen werden und da die Rohstoffpreise wahrscheinlich für einige Zeit niedrig bleiben werden, wird diese Verlangsamung wahrscheinlich mindestens für das nächste Jahr anhalten.”

Euronews: “Worauf müssen Staats- und Regierungschefs in den nächsten Monaten achten?”

Jim Yong Kim: “Mit der anstehenden Zinserhöhung der US-Notenbank sollte jeder einzelne Staatschef sorgfältig über seinen Haushaltsplan und seine Wirtschaft nachdenken. Viele Länder müssen sich Strukturreformen stellen, sie müssen strukturelle Reformen auf den Weg bringen, wie die Rahmenbedingungen für Unternehmen verbessern oder in Bildung investieren. Wir sagen es bereits seit geraumer Zeit, jetzt ist der richtige Zeitpunkt dafür. Wir wissen nicht, was passiert, wenn der US-Leitzins erhöht wird. Entwicklungsländer müssen sehr klare Signale senden, politische Unsicherheit würde sich auf die Fremdkapitalkosten, auf die Geldflüsse in oder aus dem Land auswirken. Diese Länder müssen also klare politische Intentionen haben, bei Bedarf Strukturreformen durchführen, Steuerhindernisse so weit es geht ausräumen und bereit dafür sein, dass die Bedingungen im nächsten Jahre schwerer werden könnten.”

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