Energieminister der Vereinigten Arabischen Emirate: "Wir haben unsere Wirtschaft weiterentwickelt"

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Von Euronews
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Die Vereinigten Arabischen Emirate sehen die niedrigen Ölpreise als Chance, ihre Wirtschaft neu auszurichten. Energieminister Suhail Al Mazroui

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Die Vereinigten Arabischen Emirate sehen die niedrigen Ölpreise als Chance, ihre Wirtschaft neu auszurichten. Energieminister Suhail Al Mazroui sprach exklusiv mit euronews-Reporterin Daleen Hassan über die Energiestrategie seines Landes auf dem jüngsten Opec -Treffen in Wien.

Euronews-Reporterin Daleen Hassan: “Herzlich Willkommen Herr Suhail Al Mazroui, Energieminister der Vereinigten Arabischen Emirate, lassen Sie uns mit dem Thema der Stunde anfangen: Obwohl die Ölpreise niedrig sind, will die Opec weiter viel Öl fördern. Können Sie uns diese Politik erklären?”

Suhail Al Mazroui, Energieminister der Vereinigten Arabischen Emirate: “Dafür sollten wir die Opec-Entscheidung des vergangenen Jahres erklären. Damals entschieden wir, den Markt die Preise bestimmen zu lassen. Wir sind die Hersteller mit den niedrigsten Produktionskosten. Wir müssen unsere Produktionsniveaus aufrechterhalten. Wir sollten vor den Herstellern mit hohen Kosten auf dem Markt sein, das ist eine normale Marktsituation. Diese Opec-Entscheidung stabilisiert den Markt, er wird sein Gleichgewicht wieder finden. Wir erwarten für 2016 ein ausgeglichenes Jahr. Ich möchte erwähnen, welche Folgen diese Politik für die Opec hatte: Zwischen 2013 und 2014 pumpten die Ölproduzenten außerhalb der Opec bei steigender Produktion 2,8 Millionen Barrel pro Tag in den Markt. Wenn wir diese Zahl mit ihrer Produktionsleistung zwischen 2014 und 2015 vergleichen, können wir feststellen, dass sie ihr Produktionsniveau um 88 Prozent gesenkt haben.
Aber wir haben ein Problem. Eine Menge von Produktions- und Entwicklungsprojekten wurden verschoben oder abgesagt, wir sprechen dabei von einer enormen Menge an Geld, Schätzungen liegen zwischen 150 und 200 Milliarden Dollar. Wenn alle Hersteller ihre Produktion herunterfahren, wer wird dann Öl produzieren?”

Euronews: “Man hört, es gibt verschiedene Sichtweisen der zwei Gruppen beim Opec-Treffen, die Vereinigten Arabischen Emirate und Saudi-Arabien auf der einen Seite sowie Iran, Venezuela und Algerien auf der anderen Seite. Warum wurde der Vorschlag Venezuelas nicht berücksichtigt, Maßnahmen zu ergreifen, um den Rückgang des Ölpreises zu stoppen?”

Suhail Al Mazroui: “Zunächst einmal kommt jeder mit seiner Meinung und wir diskutieren. Aber am Ende einigen wir uns. Es gibt Öl von Nicht-Opec-Staaten und diese Ölproduktion sollte kontrolliert werden. Es sollte angemessene Förderungskosten geben. Wir wollen nicht die Situation von 2015, als viele Projekte abgesagt wurden und man sich zurückhielt, in Öl und Gas zu investieren. Das macht uns Sorgen. Nun, in der Opec können die Überzeugungen von Land zu Land unterschiedlich sein, aber sicherlich haben wir das Recht auf dem Markt zu sein wie jedes andere Land auch.”

Euronews : “Aber Herr Minister, das ist eine schmerzhafte Entscheidung für die Golfstaaten. Bei vielen dieser Länder hängt das Staatseinkommen von den Öleinnahmen ab. Wie werden Sie mit dieser Entscheidung zurechtkommen?”

Suhail Al Mazroui: “Die Produktion zu verringern und einen gewissen Preis anzustreben, das funktioniert nicht mehr. Heute schaden gewisse Preise vielen Ländern. Aber es ist auch eine gute Gelegenheit, um die Kosten zu reduzieren und um seine Wirtschaft voranzubringen, damit man nicht mehr allein vom Öl abhängig ist. Die Vereinigten Arabischen Emirate haben vor vielen Jahren angefangen, ihre Wirtschaft weiterzuentwickeln.”

Euronews: “Dazu wollte ich Ihnen eine Frage stellen. Die VAE gehören zu den ersten Golfstaaten, die Maßnahmen ergriffen haben, um ihre Einnahmequellen auf eine breitere Basis zu stellen. Wie sind Ihre Pläne in diesem Bereich?”

Suhail Al Mazroui : “Wir waren von fossilen Energiequellen und Gas bei der Stromerzeugung abhängig. Heute haben die Vereinigten Arabischen Emirate einen neuen Kurs eingeschlagen. In 2021 werden wir 30 Prozent der produzierten Energie von erneuerbaren Energiequellen, die keinerlei Kohlendioxid ausstoßen, von Solar- und von Nuklearenergie beziehen. Diese Politik ist Teil der Diversifizierung von Energiequellen und ein wichtiger Teil der Weiterentwicklung in der Wirtschaft. Unsere Volkswirtschaft ist jetzt breiter aufgestellt mit mehr Projekten in der Tourismusbranche und die Vereinigten Arabischen Emirate haben jetzt einen Produktionsstandort in der petrochemischen Industrie.
Projekte in den VAE oder Projekte unserer souveränen Investmentsfonds außerhalb der VAE, diese Vielfalt wird uns ermöglichen, den Export des letzten Barrels Öl zu feiern, so wie es seine Hoheit, Scheich Mohammed bin Zayed sagte. Wir verlassen uns nicht auf das Öl, wir werden unsere Wirtschaft weiterentwickeln und diese Strategie fortsetzen.”

Euronews: “Im vergangenen Juli haben Sie die Treibstoffsubventionen aufgehoben. Gibt es ähnliche Pläne, staatliche Subventionen abzubauen?”

Suhail Al Mazroui : “Damals war der Markt nicht im Gleichgewicht und die Regierung trug die Last der Vertriebsunternehmen und weitere Lasten, die zu einem Anstieg des Verbrauchs, der Umweltverschmutzung und anderen Dingen führten. Wir müssen diese Krise nutzen. Sie bietet uns auch Chancen.”

Euronews : “Mit Krise meinen Sie die niedrigen Ölpreise?”

Suhail Al Mazroui : “Die Wirtschaftskrise und die niedrigen Ölpreise.”

Euronews: “Eine niedrigere Nachfrage?”

Suhail Al Mazroui: “Ja, der Rückgang der Nachfrage 2015. Wir haben radikale Wirtschaftsreformen in Angriff genommen, die Subventionen für Erdölderivate vollständig aufgehoben und eine neue Politik eingeführt, die meiner Meinung nach erfolgreich ist. Es gibt außerdem weitere Reformen in den Bereichen Kraftstoff und bei anderen Energiearten. Wir arbeiten daran, den Strom- und Wasserverbrauch zu rationalisieren, da gibt es eine Strategie, an der wir arbeiten. Die gute Sache ist, dass die Verbraucher in den Vereinigten Arabischen Emiraten mit uns zusammenarbeiten, da wir eine transparente Politik verfolgen, um das Thema zu erklären. Alle arbeiten mit uns zusammen im Hinblick auf veränderte Konsummuster, der Nachfrage- und der Preissteuerung.”

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