Frust wie in der realen Welt: Nur noch wenige Tage in der Kunstbiennale von Lyon

Frust wie in der realen Welt: Nur noch wenige Tage in der Kunstbiennale von Lyon
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Von Kirsten Ripper
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In wenigen Tagen geht die Kunst-Biennale in Lyon zu Ende – bis zum 3. Januar ist die Ausstellung mit dem Motto “La vie moderne” noch zu sehen. Neben der Ausstellung in der ehemaligen Zuckerfabrik Sucrière, die wir Ihnen bereits gezeigt haben zeigen die Biennale-Künstler ihre Werke im MAC, dem Museum für Zeitgenössische Kunst am Park an der Rhône.

J T Wilcox

Gar nicht wie in Lyon auf der Biennale oder im MAC = “Musée d’Art Contemporain”, sondern wie mitten in Manhattan fühlt es sich an – beim Betrachten von J.T. Wilcox (geb. 1965 in Seattle) Rundum-Video. “In the air” wurde bereits ausgestellt, wo es wirklich hinzugehören scheint: im “Whitney Museum of American Arts” – und dorthin werden die Betrachter versetzt – nach New York. Wilcox zeigt, was er von seiner Wohnung aus gesehen hat. Viele Besucher verweilen lange Minuten und betrachten die mit historischen Videos angereicherte Sicht. Ein WOW-Moment.

Emmanuelle Lainé

Unaufgeräumt sieht es aus in der Installation von Emmanuelle Lainé (geb. 1973 in Paris). Das Chaos des Lebens in der kapitalistischen Welt in einem Raum zusammengestellt. Auf einem Spiegel am Boden läuft ein Video – es sieht aus wie Griechenland-, die Wasserflasche und die Farben stehen noch auf der Kommode, als seien sie gerade gebraucht worden. Von der Decke hängt ein echter Bananenbaum – falschherum.

Lai Chih-Sheng

Der Raum des Taiwanesen Lai Chih-Sheng (geb. 1971 in Taipeh) ist eine Art Baustelle. Der Besucher darf durchlaufen, soll aber aufpassen – wegen der Besonderheit des Kunstwerks. Es gibt auch eine schmale Rampe, die an den Wänden entlang, um “Border Lyon 2015” herumführt. Um die unfertige Welt.

Thomas Eggerer

Schöner Strand mit vielen Menschen im blauen Meer. Bei näherem Hinsehen sind alle Männer, sie sehen alle gleich aus und kein bisschen fröhlich. Nur einer hat ein Surfboard – aber auch er freut sich nicht. “Waterworld 2015” von Thomas Eggerer (geb. 1963 in München) – zeigt trotz schönen Strands und blauen Wassers eine kafkaeske Welt.

Johannes Kahrs

Kaputte Typen auf den Bildern von Johannes Kahrs (geb. 1965 in Bremen). Ein aus der BILD-Zeitung abfotografierter oder abgemalter Carlos hängt an der Wand neben vielen anderen Fotos – scheinbar willkürlich zusammengestellt. Ganz schlecht sieht sie aus, “Untitled (amy) 2015”, die traurige Amy (Winehouse). Und selbst Sunnyboy Justin wirkt auf dem Gemälde des Berliner Künstlers seltsam verstört: “Untitled (Justin) 2015”.

Jessica Diamonds

Konzeptkünstlerin Jessica Diamonds (geb. 1957 in New York) hat in Lyon einen kleinen Raum mit zwei schwarz-weißen und einer blauen Wand hinterlassen. “Le vin avant la roue” “Wein vor dem Rad” steht dort. Oder: EVEN WHEN YOU SLEEP
MACHINES FLY OVER YOU
AHH… THE MODERN WORLD
AT ANY MOMENT THEY COULD CRASH

Die moderne Welt ist das Motto der Biennale von Lyon.

Anthea Hamilton und Julie Verhoeven

Endlich ein Kunstwerk, an dem Kinder ihre Freude haben. Die bunten Schaumstoffblöcke in den Farben der 70erJahre mit kaum bekleideten Frauen in verschiedenen Posen regen die Betrachter zum Nachahmen an. Die Britinnen Anthea Hamilton (geb. 1978 in London) und Julie Verhoeven (geb. 1969 in Sevenoaks) haben die “Fruity Seatings” entworfen. Fröhliche Möbelstücke (in einer ansonsten eher nachdenklichen und tristen Schau).

Darren Bader

Aus 40 Lautsprechern in einem Raum kommen verschiedene Geräusche: es werden Texte aus dem Alten Testament rezitiert, die Kreditkartennummer des Künstlers oder die Zutaten der Linzer Torte. Wirklich zu verstehen ist nichts, alles zerfließt zu einem Rauschen. Darren Bader (geb. 1978 in Bridgeport) sammelt Fotos, Objekte und Töne.

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David Shrigley

Autofahren auf der Straße – nur ab und zu huschen ganz kurz Gestalten vorbei, sie rufen um Hilfe. Wie ein sehr altes Videospiel (Sega Arcade aus den 80er Jahren) wirkt das Werk von David Shrigley (geb. 1968 in Macclesfield) START/FINISH. Monotone Verzweiflung in der modernen Welt.
Ein BEST OFF der Biennale von Lyon finden Sie auch im Metropolen-Magazin urban-shorts

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