Marokkos neue Filmemacher-Generation

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Das Colisée in Marrakesch ist eines der wenigen verbleibenden Lichtspielhäuser in Marokko, gerade mal 31 Kinos gibt es für 33 Millionen Menschen

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Das Colisée in Marrakesch ist eines der wenigen verbleibenden Lichtspielhäuser in Marokko, gerade mal 31 Kinos gibt es für 33 Millionen Menschen. Dennoch oder vielleicht gerade deswegen sind einheimische Filme beim marokkanischen Publikum beliebt.

Lise Pedersen, euronews: “Großen finanziellen Hürden zum Trotz, trumpfen marokkanische Produktionen an der Kinokasse. 5 der 10 erfolgreichsten Filme des Jahres waren hausgemacht.”

Doch der Erfolg an den heimischen Kinokassen lässt sich nur schwer ins Ausland exportieren. Dem Leiter des marokkanischen Filmzentrums Sarim Fassi Fihri zufolge, hängt das mit der Dominanz des US-amerikanischen Kinos zusammen. “Auf Internationaler Ebene haben wir dieselben Probleme, wie alle anderen nationalen Filmindustrien. Betrachten Sie irgendein beliebiges Land, Sie werden dort einheimische und amerikanische Filme finden. Die kommerziellen Vertriebskanäle sind wegen der US-Dominanz nur schwer zu durchdringen. Aber sobald man sie verlässt, gibt es ein Interesse an Filmen aus Marokko, ebenso wie aus anderen Ländern.”

Während nur wenige marokkanische Filme außerhalb der Landesgrenzen Erfolg haben, ist das Land schon seit Langem als Drehort bei ausländischen Regisseuren beliebt. Die Gründe dafür erläutert der belgische Filmemacher Joachim Lafosse. “Ich habe zwei Filme zum Teil in Marokko gedreht. Die marokkanischen Techniker sind hervorragend, weil sie an sehr vielen amerikanischen, französischen oder belgischen Dreharbeiten mitwirken. Wenn man vom marokkanischen Film spricht, sollte man als Erstes die Techniker nennen. Der andere Aspekt ist der künstlerische Anspruch. Ich glaube, dass wir seit gut zehn Jahren viele interessante Dinge gesehen haben.”

In den vergangenen 15 Jahren ist in Marokko eine neue Filmemachergeneration herangewachsen. euronews fragte Altregisseur Saad Chraibi, was seiner Ansicht nach den marokkanischen Film auszeichnet. “Zunächst einmal: seine Vielfalt. Unter den 20 bis 25 Filmen, die jedes Jahr in Marokko herauskommen, sind kommerzielle Streifen, Komödien, Autoren- und Kunstfilme, die sich mit sozialen Problemen befassen, diese Vielfalt ist ein wertvoller Trumpf. Der nächste Vorzug ist das filmische Erbe, das von einer Generation zur nächsten weitergereicht wird. Ich persönlich bin zuversichtlich. Denn ich weiß, dass in fünf bis zehn Jahren, junge Männer und Frauen die Zukunft des marokkanischen Kinos übernehmen werden.”

Jawad Rhalib zu gehört zu dieser neuen Filmemachergeneration. Der junge Regisseur nimmt kein Blatt vor den Mund und hat eine Reihe von Dokumentar- und Spielfilmen gedreht, die sich mit Themen wie Menschenrechte, Umweltverschmutzung oder Globalisierung befassen. “Ich habe einen Film gemacht, ’7, rue de la Folie’, in dem es ganz einfach um Laizität geht. Junge Frauen versuchen, sich der Diktatur des Vaters zu widersetzen, indem sie das Gebet verweigern, Alkohol trinken und so weiter. Und dieser Film wurde überraschenderweise hier sehr gut angenommen. Vor allem in Agadir. Der Kinosaal war voller Kopftuch tragender Frauen und bärtiger Männer. Wir, als Filmteam, dachten, dass wir da nicht lebendig herauskommen würden. Doch am Ende gab es allgemeinen Applaus, alle waren zufrieden. Sie waren aufgeschlossen.”

Manchmal erhält ein marokkanischer Film internationale Beachtung, stößt daheim jedoch auf Kontroverse, wie Nabil Ayouchs “Much Loved” über das Leben von Prostituierten in Marrakesch, der in Cannes in der Nebenreihe “Quinzaine des Réalisateurs” lief, in Marokko jedoch mit einem Aufführungsverbot belegt wurde.

Dem internationalen Erfolg des Films tat das keinen Abbruch. Er lief auf mehreren Festivals, unter anderem auch in München.

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