1986 explodierte die «Challenger» beim Start - diese Katastrophe hat die Raumfahrt für immer verändert

Millionen Menschen auf der ganzen Welt verfolgten live den 25. Start eines Space Shuttles – und wurden dann Zeugen einer Katastrophe. Die Explosion der «Challenger» vor genau 30 Jahren war das bis dahin größte Unglück der Raumfahrtgeschichte. Allen Zuschauern ist sofort klar: Keiner der sieben Menschen an Bord kann diese Katastrophe überlebt haben. Es ist die bis dahin schlimmste Katastrophe in der US-Raumfahrtgeschichte, erstmals überhaupt sterben US-Astronauten im Einsatz. Beim Apollo-Unglück 1967, bei dem drei Astronauten sterben, handelte es sich nur um einen Bodentest. Der frostige Dienstag mit dem strahlend blauen Himmel wird zu einem der schwärzesten Tage in der Geschichte der Nasa. Euronews hat mit Dominique Detain von der ESA, der europäischen Weltraumagentur und Dr Lance Bush vom Challenger Centre gesprochen. Die gemeinnützige Organisation wurde von den den Familien der Opfer gegründet. DD “Ich war als Journalist in Guyana, als Raumfahrtexperte für RFO, einen öffentlichen Sender. An dem Tag war ich im Dschungel unterwegs, ich bekam die Information vom Militär. Sie riefen mich ins Hauptquartier zurück, es hätte einen schweren Unfall gegeben. Damals gab es noch keine Handys, es war eine andere Zeit.” LB “Am 28. Januar 1986 war ich gerade ein frischgebackener Ingenieur bei der NASA. Ich hab das Handwerk von der Pike auf gelernt, von den Entwicklern der legendären Mercury, Gemini und Apollo Projekte. Ich war in dem Team, das die nächste Generation der Shuttles entwerfen sollte. Und natürlich weiß man vom Kopf her um die Verantwortung, die man hat, da hängen Menschenleben an deinen Entscheidungen. Im Moment der Explosion wurde mir das auf ganz andere Weise klar. Wir haben bei der NASA ein ganz enges Zusammengehörigkeitsgefühl, denn wir wissen, daß der gemeinsame Erfolg und das Leben unserer Teamkollegen von unserer Arbeit abhängt” Footage of the disaster. Blast-off from 7m 18s “Wie geht man mit so einer Verantwortung um?” DD “Wir waren alle sehr traurig, denn wir bewunderten die NASA und ihre Astronauten für das, was sie erreicht haben – das tun wir heute noch. Die Katastrophe hat unsere Begeisterung schon gebremst, vielleicht war es auch etwas blinde Begeisterung für dieTechnologie. Es hat uns sensibilisiert, das ein technisches Problem eine Überlebensfrage ist, nicht einfach nur ein technisches Problem. Es ist sehr selten, aber an diesem Morgen gab es Frost in Florida, und das führte zu dem tragischen Unfall.” LB “Es war für mich nichts Neues, ich hatte schon Familienmitglieder vor der Zeit verloren, auf eine recht tragische Weise. Ich verstand also ganz gut, was das für die Angehörigen der Astronauten hieß, auch für die Kinder, die Live zusahen. Ich bin heute froh, das Erbe der der Crew zu pflegen, den Familien und vor allem den Kindern zu helfen.” Welchen Einfluß hatte das Unglück damals auf die Raumfahrt? DD “Es war für praktisch jeden ein Schock. Die NASA glaubte damals, sie könnte jeden Monat ein Shuttle hochschicken. Das Unglück machte uns klar, daß es Raumfahrt nicht umsonst gibt. Und die Ingenieure verstanden, daß es keinen Sinn machte, Astronauten und Satelliten gleichzeitig ins All zu schicken. Nach Challenger wurde nie wieder ein Astronaut hochgeschickt, wenn es nicht unbedingt notwendig war.” The victims of the disaster. Credit: NASA “Zur Zeit des Unglücks gab es noch keine ISS, es gab kein Mondprogramm; Astronauten wurden für kurze Zeit hochgeschickt, meistens um Satelliten auszusetzen oder wieder einzufangen.” LB “Die Crew und alle anderen Beteiligten der Challenger Mission 51-L arbeiteten für die große Vision, der Menschheit zu dienen, die nächste Generation zu inspirieren und Forschung weiter zu treiben. Es waren Wissenschaftler und Ingenieure, die die Technologie, Mathematik und die Grundlagenforschung weiter brachten. Diese Hingabe motivierte viele Menschen, die sich der Schaffung dieses Erbes verschrieben hatten. Heute, 30 Jahre später haben wir das Leben von vielleicht 4.5 Millionen Kindern verändert, haben in mehr als 40 Challenger Zentren in 27 Bundesstaaten Schüler und Studenten motiviert und inspiriert. Kinder nehmen diesen Helm und etwas geschieht mit ihnen, sie verstehen, daß auch sie etwas schaffen können. Wir haben heute Alumnis, die herausragen. Challenger hilft, daß die Entwicklung weiter geht, die Entdeckung des Weltraums, unsere soziale und wirtschaftliche Entwicklung.” Wie hat die Öffentlichkeit auf die Challenger Katastrophe reagiert? DD “Das Publikum war schockiert, es wurde ja alles Live übertragen. Für die Nasa war gerade dieser Flug auch eine PR Aktion. Christa McAuliffe, die 36 jährige Lehrerin war als erster Passagier überhaupt an Bord, sie sollte aus dem All Unterrichtsstunden geben. Das ganze war eine Kommunikationskampagne, an die sich noch andere dranhängten. Eine Versicherungsgesellschaft schenkte Christa McAuliffe am Tag vor dem Start eine Lebensversicherung. Den Preis haben sie dann auch gezahlt, aber diese Geschichte zeigt auch, was für eine Stimmung damals herrschte. Alles schien perfekt zu laufen, bis der Unfall alle auf den Boden der Tatsachen zurückholte – Raumfahrt ist eben ein gefährliches Unternehmen. Gab es langfristige Folgen für die Raumfahrt? DD “Die gesamte Strategie für die Raumfahrt kam auf den Prüfstand, weil wir feststellen mussten, daß es einfach keine Routinemissionen gab. Hier war es ein kleines technisches Problem mit großen Folgen gewesen. Und es zeigte uns die konzeptionellen Vorteile des unbemannten Ariane Programmes auf. Allerdings verlor auch das Programm kurze Zeit später eine Rakete und einen Satelliten. Die NASA hatte sich allein auf die Shuttles konzentriert, Europa auf Trägerraketen – es war die bessere Entscheidung. Die NASA reduzierte Shuttle Flüge bis auf die Ausnahmen, wo Astronauten unbedingt ins All mußten. Um einen Satelliten ins All zu befördern braucht man kein Shuttle. Aber auch die Ariane ließ sich nicht “industrialisieren”. (function(d, s, id) { var js, fjs = d.getElementsByTagName(s)[0]; if (d.getElementById(id)) return; js = d.createElement(s); js.id = id; js.src = “//connect.facebook.net/en_US/sdk.js#xfbml=1&version=v2.3”; fjs.parentNode.insertBefore(js, fjs);}(document, ‘script’, ‘facebook-jssdk’));Morgen ist der 30. Jahrestag der Challenger-Katastrophe, bei der 1986 sieben Astronauten starben. Wie erinnern Sie sich an das Unglück?Haben Sie es im Fernsehen verfolgt? Erinnern Sie sich an Ihre Reaktionen?Posted by euronews on Wednesday, January 27, 2016