Zika-Erkrankung: "Einen Impfstoff zu entwickeln dauert Jahre"

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Angesichts des Zikaausbruchs und der Angst vor einer weiteren Ausbreitung hat die Weltgesundheitsorganisation am Montag einen weltweiten

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Angesichts des Zikaausbruchs und der Angst vor einer weiteren Ausbreitung hat die Weltgesundheitsorganisation am Montag einen weltweiten Gesundheitsnotstand ausgerufen. Dieses Mal will man schneller reagieren als in der Ebola-Krise.

Zika ist neuerdings in über zwanzig Ländern auf den amerikanischen Kontinenten verbreitet. Gefährlich ist der Virus besonders für Schwangere.

Möglicherweise verursacht Zika bei Ungeborenen eine Mikrozephalie: Dabei kommen Kinder mit einem zu kleinen Schädel auf die Welt, was meist zu geistiger Behinderung führt. In Brasilien gibt es einige tausend Verdachts-, aber nur wenige bestätigte Fälle.

Ein Fall, bei dem sich jemand in den USA durch Sex ansteckte, hat die Sorge um eine weitere Ausbreitung verstärkt. Geschlechtsverkehr mit Kondom, Anti-Mücken-Mittel und das Trockenlegen von stehenden Gewässern sind bisher die einzigen Maßnahmen, die gegen eine Ausweitung getroffen werden können.

Derzeit wird in einigen Firmen nach einem Impfstoff gegen Zika geforscht.

Darüber sprechen wir jetzt mit Nicholas Jackson vom französischen Impfstoffhersteller Sanofi Pasteur, der gerade eine Dengue-Impfung entwickelt hat: Wie schwierig ist es, einen wirksamen und sicheren Impfstoff zu finden?

Nicholas Jackson: Das ist ein weltweites Problem, das normalerweise nur über viele Jahre zu lösen ist: Jetzt hat aber die Weltgesundheitsorganisation WHO einen weltweiten Gesundheitsnotstand ausgerufen.

Darauf reagieren wir zunächst deshalb, weil wir die Technologie und die Erfahrung haben. Außerdem haben wir eine umfangreiche Infrastruktur, die aus unserer Forschung an einem Impfstoff gegen das Denguefieber herrührt: Daher könnte die Entwicklung jetzt schneller gehen.

Euronews: Wir sprechen aber dennoch eher von Jahren als von Monaten?

Jackson: Ja, das dauert Jahre. Man muss sehr sorgfältig vorgehen und nachweisen, dass der Impfstoff sicher und wirksam ist.

Euronews: Auch bei einer Versuchsversion?

Jackson: Es wird jahrelang dauern. Wir müssen aber weltweit zusammenarbeiten, zum Beispiel mit der WHO, in Gegenden mit Ländern wie Brasilien. Wenn wir die weltweiten Erfahrungen mit Flaviviren nutzen, können wir das um Jahre abkürzen.

Euronews: Sollte es aber keine Zusammenarbeit und keine Impfung geben, wie gefährlich kann dann dieser Zikaausbruch werden?

Jackson: Laut WHO verursacht Zika möglicherweise schwere Geburtsdefekte, dazu kommt bei Erwachsenen – ebenfalls möglicherweise – eine Störung im Nervensystem.

Daher nehmen wir das sehr ernst. Die Mücke, die Zika überträgt, ist ein unglaublich wirksamer Überträger. Sie hat schon das Denguefieber über die ganze Welt verbreitet.

Euronews: Und Dengue ist ähnlich?

Jackson: Dengue ist ein ähnlicher Virus, aus der gleichen Familie wie Zika. Diese Mücke lebt in menschlicher Umgebung, in unseren Häusern; sie sticht sehr aggressiv und hat Dengue in hundert Länder übertragen.

Euronews: Sollte der Virus mutieren, wäre das ein Rückschlag für die Entwicklung eines Impfstoffs?

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Jackson: Der Virus mutiert, aber zu 95 Prozent hat sich das Erbgut erhalten, also hat sich nur ein kleiner Anteil verändert. Wenn wir ihn mit manchen anderen Viren vergleichen, ist er eher ein leichtes Ziel.

Euronews: Betroffen sind schwangere Frauen, an denen man aber nicht testen kann. Bremst das die Forschung ebenfalls?

Jackson: Wenn es sich bestätigt, dass diese Nervenstörung, das Guillain-Barré-Syndrom, mit Zika in Verbindung steht, dann müssen wir auch deswegen impfen – und das beträfe dann beide Geschlechter und alle Altersgruppen. Vorrang haben natürlich Frauen, die schwanger werden möchten und denen ein Impfstoff besonders zugute käme.

Euronews: Kann sich Zika nach Europa ausbreiten, wo doch der Erreger schon in Südfrankreich ist?

Jackson: Die Mücken, die Zika übertragen, sind in Südeuropa und in Gegenden der USA festgestellt worden, und das ist beängstigend. Sollte Zika diese Erkrankungen auslösen, dann wird das für die öffentliche Gesundheit zu einem großen Problem.

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