Migranten in Zeebrugge - wird der Hafen zum belgischen Calais?

Migranten in Zeebrugge - wird der Hafen zum belgischen Calais?
Von Rudolf Herbert
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Die Migranten kommen möglicherweise aus dem französischen Calais bis her nach Zeebrugge, in den zweitgrößten Seehafen Belgiens. Eine

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Die Migranten kommen möglicherweise aus dem französischen Calais bis her nach Zeebrugge, in den zweitgrößten Seehafen Belgiens. Eine Küsten-Straßenbahn führt von De Panne, nahe der französischen Grenze, bis fast zur niederländischen Grenze. Aus Calais, wo sich ein großes Flüchtlingscamp befindet, nach Großbritannien zu gelangen, ist so gut wie unmöglich. Hier in Zeebrugge hoffen sie, auf ein Schiff zu gelangen. Seit Jahresbeginn hat die Polizei bereits 900 Menschen festgenommen.

Er stamme aus dem Iran und sei zum Christentum übergetreten, berichtet ein junger Mann in gebrochenem Englisch. Für Moslems steht darauf die Todesstrafe. In Europa gilt er als Verfolgter. Die Menschen hier seien freundlich, sagt ein anderer, sie spendeten Wasser und Nahrung.

Manche der Bewohner Zeebrugges helfen, so auch Pastor Fernand Maréchal. Doch auch er erlebt ein Dilemma: “Wir wollten die Migranten überreden, hier in Belgien Asyl zu beantragen, um einen legalen Status zu bekommen, doch sie wollen es nicht. Ich denke, dass sie von Menschenschmugglern missbraucht werden und unseren Worten nicht vertrauen.”

Um die Migranten fernzuhalten, rief der Gouverneur der Provinz Westflandern die Bewohner auf, Hilfeleistungen zu unterlassen. Für André ist das eine Provokation, die ihn veranlasst, das Gegenteil zu tun: “Erst nachdem ich im Rundfunk von dem Aufruf hörte, entschloss ich mich herzukommen. Denn wenn man Menschen so behandelt, werde ich Brot und Kekse für sie besorgen.”

Trotzdem hat sich die Lage der Menschen verschlechtert, wie unser Korrespondent Olaf Bruns sagt: “Seit die Polizei hier härter durchgreift, herrscht Angst bei den Flüchtlingen: Angst, dass ihnen keiner mehr hilft, und Angst, dass es immer schwerer wird, auf ein Schiff nach Großbritannien zu kommen.”

Der Seehafen Zeebrugge wird von der alten Handelsmetropole Brügge verwaltet, die für Touristen ein Besuchsmagnet ist. Bürgermeister Renaat Landuyt will Asylsuchenden helfen, Migranten aber vom Hafen fernhalten. Zeebrugge soll kein belgisches Calais werden. “Junge Männer halten vor allem nach zwei Dingen Ausschau: Wo sie ein Camp errichten können und wo es Schwachstellen bei der Sicherung des Hafengeländes gibt.”

Manche Unternehmen drohen bereits damit, Zeebrugge angesichts eines möglichen Flüchtlingszustroms und der damit verbundenen Sicherheitsfragen zu verlassen. Die Migranten aber geben nicht auf: Bis London ist es im Grunde genommen nicht mehr weit…

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