Venezuela: Sprit teurer, Währung abgewertet - 50 Liter Super für ein Bier

Venezuela: Sprit teurer, Währung abgewertet - 50 Liter Super für ein Bier
Von Euronews
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Benzin wird in Venezuela künftig knapp 60-mal so viel kosten wie bisher. Das hat Präsident Nicolás Maduro angekündigt. Die erste Preiserhöhung in 20

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Benzin wird in Venezuela künftig knapp 60-mal so viel kosten wie bisher. Das hat Präsident Nicolás Maduro angekündigt. Die erste Preiserhöhung in 20 Jahren ist ein verzweifelter Versuch, die stark vom Öl-Export abhängige Wirtschaft des südamerikanischen Landes vor dem Kollaps zu bewahren.

“In den USA kostet ein Liter mindestens 78 Dollar-Cent, in Venezuela nur 0,01”, so Maduro. Im nahen Kolumbien zahlen die Kunden bis zu 1.000 Mal mehr – unwiderstehlich für Schmuggler.

Chart des Tages: Das hier ist der alte und der neue Preis von Benzin in Venezuela: https://t.co/20YwZYrCSapic.twitter.com/X7SMZNwgf6

— Neue Zürcher Zeitung (@NZZ) 18. Februar 2016

Luis Moreno, Taxifahrer:

“Ich bin nicht einverstanden mit dem Bruder, ich bin total dagegen. Wie ist es möglich, dass Benzin so viel teurer wird? Das ist übertrieben Bruder, wie viel wird denn dann eine Tankfüllung kosten? Wieviel ein Autoreifen? Ich meine, das ist alles absurd.”

Orlando Acosta, Tankwart:

“Ich bin damit einverstanden, weil die Lage des Landes es erfordert. Das Land verliert eine Menge bei der Herstellung von Benzin. Der Anstieg auf 6 Bolivar ist fair”

2015 maß der IWF 275 Prozent Inflationsrate. Ein Bier kostet auch künftig etwa 50mal so viel wie für einen Liter Superbenzin.

Öl macht 95 Prozent der Exporteinnahmen des Landes aus.
Außer Öl wird in Venezuela so gut wie nichts mehr gefördert, hergestellt oder exportiert. Allein im dritten Quartal 2015 schrumpfte die Wirtschaft um 7,1 Prozent und in nächster Zeit werden rund 9 Milliarden Euro an Schuldendienst fällig.

Saudi Arabia, Russia, Qatar, Venezuela agree to freeze oil output at January’s levels https://t.co/LbUQEORvBVpic.twitter.com/7bfQWNmLhi

— WSJ News Graphics (@WSJGraphics) 17. Februar 2016

Auch der Bolivar soll abgewertet werden. Der offizielle Tauschkurs zum Dollar steigt um gut die Hälfte (10 statt 6,30 Bolivar pro US-Dollar).

Nicolás Maduro, venezolanischer Präsident:

“Der niedrigste offizielle Wechselkurs (für Grundgüter wie Essen und Medizin) wird von 6,30 (Bolivar pro Dollar) auf 10 Bolivar zum Dollar angehoben. Unsere Mission ist, unser Volk in grundsätzlichen Fragen der Gesundheit zu schützen – und mit großen Mengen von Nahrungsmitteln.”

Venezuela is virtually bankrupt – what happened? https://t.co/h0S8KqbeFF#LatinAmerica#economicspic.twitter.com/XEkcld74ro

— World Economic Forum (@wef) 17. Februar 2016

Wunsch und Wirklichkeit liegen in Maduro-Land dann immer noch genauso weit auseinander wie der offizielle Kurs der Landeswährung Bolivar – 10 Bolivar je Dollar – und der Schwarzmarktkurs – das Hundertfache.

Bei den Wahlen Ende 2015 errang die Opposition mit dem Bündnis MUD (Mesa de la Unidad Democrática) rund zwei Drittel der Parlamentssitze, womit die 17-jährige Vorherrschaft der Maduro-Partei PSUV (Partido Socialista Unido de Venezuela) beendet wurde.

Benzinpreiserhöhungen sind in Venezuela äußerst unbeliebt. 1989 kam es in der Hauptstadt Caracas zu Unruhen, nachdem eine Reihe von Sparmaßnahmen vorgeschlagen worden waren – darunter auch ein Anheben der Benzinpreise.

PS: Venezolanischer Sprit bleibt der billigste weltweit, auch nach der Preiserhöhung. Und im Boden liegen vermutlich die größten Ölreserven der Welt.

Sigrid Ulrich mit Reuters

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