"EU-Solidaritätsmaßnahmen müssen umgesetzt werden": Interview mit UNHCR-Bürochef in Athen

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Von Euronews
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Während EU-Ratspräsident Tusk die Region bereist, um einen Ausweg aus der Flüchtlingskrise zu finden, sprach Euronews-Korrespondentin Efi Koutsokosta

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Während EU-Ratspräsident Tusk die Region bereist, um einen Ausweg aus der Flüchtlingskrise zu finden, sprach Euronews-Korrespondentin Efi Koutsokosta mit dem Vertreter des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR), Phillippe Leclerc, in Athen über die Lage vor Ort.

Efi Koutsokosta/ Euronews:

Herr Leclerc, sie sitzen sozusagen im Zentrum der Krise. Wie ist die Lage, wie dramatisch hat sie sich verändert seit der Schließung der Grenzen im Norden?

Philippe Leclerc/ UNHCR
Die Lage ist in der Tat krisenhaft, vor allem an der Grenze zu Mazedonien, wo zehntausend Flüchtlinge ausharren. Lediglich 400 konnten gestern die Grenze passieren.
Wir appellieren also an alle Iraker, Syrer, und an die Menschen vieler anderer Nationalitäten, die dort sind, zu den Flüchtlingszentren zu gehen, die die griechische Armee und die griechische Regierung eingerichtet haben.

EK
Glauben sie, dass die Schließung der Grenzen entlang der Balkanroute eine abschreckende Wirkung auf die Flüchtlinge haben kann, die nach Europa wollen?

PL
Bislang haben wir noch keinen Rückgang der Flüchtlingszahlen beobachten können. Vielleicht passiert das noch in den kommenden Wochen. Wir müssen jedenfalls darauf vorbereitet sein, eine große Anzahl von Flüchtlingen aufzunehmen, die derzeit in Griechenland sind. Deswegen ist es so wichtig, die von der EU beschlossenen Solidaritätsmaßnahmen auch umzusetzen, damit die Menschen in geordneter Art und Weise weitergeleitet werden können.

EK
Wie reagieren die griechischen Bürgerinnen und Bürger auf die Krise?

PL
In der großen Mehrheit sehr positiv, der Empfang der Flüchtlinge ist sehr gut. Es gibt auch andere Stimmen, es gibt Bürgermeister, die den Bau von Flüchtlingslagern kritisieren oder sogar nicht gestatten, aber mehrheitlich sehen wir Solidarität, wenn auch gepaart mit der Sorge, ob die Regierung, die Vereinten Nationen und andere Hilfsorganisationen dem auch gewachsen sind, immer mehr Flüchtlinge aufzunehmen.

EF
Was erwarten sie sich vom Gipfeltreffen zwischen der EU und der Türkei am kommenden Montag?

PL
Wir erwarten, dass es Gespräche über die Ursachen des Konflikts und über die massenhaften Ankunft in den ersten Asylstaaten, einschließlich der Türkei, gibt, und dass die Türkei und andere Erststaaten, wie Libanon, Jordanien und Irak unterstützt werden, undzwar nicht nur finanziell, das ist natürlich sehr wichtig, aber auch durch Umsiedlung. Deswegen wird das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen vorschlagen, dass zehn Prozent der syrischen Flüchtlingsbevölkerung umgesiedelt und auf den Rest der Welt verteilt wird, also nicht nur in EU-Mitgliedsländer, sondern von Lateinamerika bis nach Australien.

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