Korruptionsskandal in Brasilien: Verhaftung von Ex-Präsident Lula geht vielen zu weit

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Von  mit DPA/Reuters/AP
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Die brasilianischen Behörden könnten mit der Festnahme und Befragung von Ex-Präsident Lula da Silva zu weit gegangen sein. Von mehreren Seiten kam

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Die brasilianischen Behörden könnten mit der Festnahme und Befragung von Ex-Präsident Lula da Silva zu weit gegangen sein. Von mehreren Seiten kam scharfe Kritik an dem Vorgehen der Ermittler.

Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff besuchte “Lulas” Haus in São Bernardo do Campo (São Paulo) und demonstrierte gemeinsam mit friedlichen Unterstützern aus dem Volk ihre Solidarität. Noch am Freitag waren diese mit Gegnern des Ex-Präsidenten vor dessen Haus aneinandergeraten. Die Festnahme Lulas sei nicht notwendig gewesen, sagte Rousseff. Lula habe in der Vergangenheit die Fragen der Ermittler freiwillig beantwortet.

Der ruppige Umgang der Ermittler mit Lula da Silva geht vielen zu weit. Selbst die Obersten Richter des Landes übten Kritik an der Festnahme. Die Gerichte untersuchen derzeit die Korruptionsfälle um die halbstaatliche Ölfirma Petrobras. Unter den Verdächtigen sind hochrangige Politiker, auch der beliebte Ex-Präsident und seine Familie stehen unter Verdacht. Präsidentin Rousseff war zeitweise ebenfalls verdächtigt worden. Nach den jüngsten Ereignissen um da Silva forderten Oppositionspolitiker erneut Rousseffs Rücktritt. Sie war zur Amtszeit da Silvas Kabinettschefin und gilt als sein politischer Zögling.

Ermittler verteidigt Vorgehen

Der Ermittlungsrichter Sergio Moro, der die Festnahme Lulas angeordnet hatte, verteidigte das Vorgehen. Man habe Schritte unternommen, um das Ansehen da Silvas zu wahren. Moro bedauerte, dass es zu Ausschreitungen und Gewalt gekommen war.

Der Petrobras-Skandal erschüttert seit zwei Jahren Brasilien. Hochrangige Politiker sollen in Geldwäsche und Bestechung um die Ölfirma verwickelt sein. Unter anderem sollen Schmiergelder aus Aufträgen geflossen sein, beispielsweise für den Bau von Bohrplattformen. Erst vor wenigen Tagen hatte der Oberste Gerichtshof einen Prozess gegen den amtierenden Präsidenten des Abgeordnetenhauses wegen Annahme von fünf Millionen US-Dollar Schmiergeld eröffnet.

Die Ölfirma Petrobras, einst Vorzeigeprojekt der Brasilianer und unerschöpfliche Geldquelle für den Staat, leidet unter den Folgen des Skandals und dem generell niedrigen Rohölpreis. Der Aktienkurs fiel auf rund ein Viertel seines Wertes. Das Unternehmen versucht, durch die Absage von geplanten Investitionen und den Verkauf von Unternehmensbeteiligungen die finanzielle Schieflage zu beenden.

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