Manager-Rücktritt beim Energiekonzern EDF schürt Zweifel an britischem Vorzeige-Atomreaktor

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Das geplante britische Atomkraftwerk Hinkley Point C (Somerset) spaltet die Beteiligten. Noch vor wenigern Tagen hatten Frankreich und Großbritannien

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Das geplante britische Atomkraftwerk Hinkley Point C (Somerset) spaltet die Beteiligten. Noch vor wenigern Tagen hatten Frankreich und Großbritannien versichert, das Projekt sei ein “Pfeiler” ihrer Beziehungen. Das Projekt sei ein “Schlüsselelement” der britischen Energiepolitik und biete die Garantie einer sicheren, CO2-freien Stromversorgung. Der französische Wirtschaftsminister Emmanuel Macron hatte den Bau des Atomkraftwerks als “sehr gute Investition” für den Energiekonzern EDF bezeichnet. Jetzt ist der EDF-Finanzchef, Thomas Piquemal, zurückgetreten, weil er – so Unternehmenskreise – an der “kurzfristigen Machbarkeit” des Projekts zweifelt.

Mike Ingram, Marktanalyst, BGC Partners, London, gibt ihm recht:

“Sie haben bei den Betriebskosten im vergangenen Jahr rund 300 Millionen Euro gespart, dieses Jahr werden es nochmal 700 Millionen Euro, aber ehrlich gesagt ist das ein Tropfen auf den heißen Stein im Vergleich zu den Finanzierungszusagen, die das Unternehmen offenbar zu machen hat, vor allem was Hinkley Point angeht.”

Des voix s'élèvent chez EDF pour mettre le projet de centrale #nucléaire d'Hinkley Point en pause. #énergiepic.twitter.com/ioOIGou9c0

— Thibault Laconde (@EnergieDevlpmt) 29 février 2016

Der französische Stromkonzern ist am geplanten Bau von zwei Atomreaktoren im britischen Hinkley Point beteiligt, das Ganze soll 23 Milliarden Euro kosten. Es sind seit mehr als zwei Jahrzehnten die ersten Atomreaktoren in Großbritannien, die neu gebaut werden sollen. EDF soll für zwei Drittel der Kosten aufkommen, für ein weiteres Drittel der chinesische Atomkonzern CGN. Die Bauentscheidung war eigentlich für 2012 vorgesehen.

Mike Ingram:

“Man kann nicht anders als anzunehmen, dass es da eine politische Dimension gibt, nicht nur was mögliche Querverbindungen zur französischen Regierung angeht, die schließlich mit 85 Prozent an der EDF beteiligt ist. Für die britische Regierung kommt das alles vor dem Hintergrund der laufenden “Brexit “-Debatte. Schließlich ist das ein Flaggschiff-Projekt.”

#nucleaire : la malédiction des #EPR fait vaciller #EDF. À lire dans OuestFrance</a> : <a href="https://t.co/oxLT24JOMl">https://t.co/oxLT24JOMl</a> <a href="https://t.co/ZiJRn0OGIU">pic.twitter.com/ZiJRn0OGIU</a></p>&mdash; Visactu (visactu) 7 mars 2016

- Reaktor – Baubeginn – Fertigstellung, geplant (vermutet) – Kosten geplant (aktuell geschätzt)

Die beiden Meiler sollen als “Reaktoren der Dritten Generation” (eau pressurisée européen/European Pressurized Water Reactor, EPR) errichtet werden, nach der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl von Areva und Siemens deutsch-französisch entwickelt. Die Inbetriebnahme eines Meilers in Nordfrankreich wurde von ursprünglich 2012 auf Ende 2018.vertagt, zwei EPR sind in China länger als geplant im Bau, ein weiterer – auch sehr verspätet und verteuert – in Finnland.

Twitter-Spott:

“Zu verkaufen – wegen Pleite”

Paris et Londres réitèrent leur soutien au projet d'#EPR à #HinkleyPoint: les irresponsables politiques au pouvoir. pic.twitter.com/NvzLfHEdWq

— Michèle Rivasi (@MicheleRivasi) 7 mars 2016

“Wo gehen unsere Spargroschen hin?”

Projet EPR #HinkleyPoint coûtera 24 mds € à #EDF = coup fatal à l'entreprise selon syndicats https://t.co/BO7rZKkLxJpic.twitter.com/3kmZKOWKzu

— Michèle Rivasi (@MicheleRivasi) 7 mars 2016

Sigrid Ulrich mit AFP, Reuters

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