Syrische Friedensgespräche: "Europa hat viele strategische Fehler begangen"

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Das russische Militär hat mit dem Abzug aus Syrien begonnen – das nährt fünf Jahre nach Kriegsausbruch die Hoffnung auf Fortschritte bei den

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Das russische Militär hat mit dem Abzug aus Syrien begonnen – das nährt fünf Jahre nach Kriegsausbruch die Hoffnung auf Fortschritte bei den Friedensverhandlungen in Genf. MIt dem teilweisen Rückzug des Verbündeten könnte der Druck auf den syrischen Machthaber Baschar al-Assad steigen.

Der russische Präsident Wladimir Putin hatte angekündigt, dass sich der Großteil der russischen Truppen in Syrien zurückziehen würde. Die russische Armee habe ihre Aufgabe in dem Land weitgehend erfüllt. Exakte Zahlen zur russischen Militärpräsenz in Syrien hält der Kreml geheim.

Die Ankündigung kam überraschend. Der UN-Sicherheitsrat begrüßte den Schritt. Er könne einen positiven Einfluss auf den Fortschritt der Verhandlungen in Genf haben, so der derzeitige Präsident des Gremiums.

Zum Auftakt der syrischen Friedensgespräche in Genf hat euronews-Reporterin Faiza Garah mit Assads Chefunterhändler Baschar al-Dschafari gesprochen, der seit 2006 Ständiger Vertreter Syriens bei den Vereinten Nationen ist.

Euronews-Reporterin Faiza Garah:
“In diesen Friedensverhandlungen verlangt die Opposition eine Übergangszeit und den Rücktritt von Präsident Baschar al-Assad. Wird diese Forderung zum Scheitern der Verhandlungen führen?”

Baschar al-Dschafari, Leiter der syrischen Delegation:
“Wenn Sie von einer vereinten Opposition sprechen, heißt das, dass sie alle Oppostionsparteien repräsentiert. Wenn sich alle Oppositionsparteien auf einen gemeinsamen Nenner einigen können, könnte man diese Forderung akzeptieren. Aber nicht alle Oppositionsgruppen sind für diese Forderung. Vorab Forderungen zu stellen, heißt den Dialog unmöglich zu machen und sorgt für das Scheitern dieser Gespräche. Zweitens versuchen sie, eine westliche Agenda aufzuzwingen, denn die Forderung nach der Absetzung von Präsident Baschar al-Assad kommt von außen.”

Euronews:
“Sie sagen, die Forderungen der Opposition kommen von außen. Können Sie erklären, wen Sie damit meinen?”

Baschar al-Dschafari:
“Dieses Land ist Heimat für alle Syrer. Weder ich noch sonst jemand hat das Recht, ein Stück dieser Heimat an ein anderes Land zu geben. Genau wie einige versuchen, den Türken in die Hände zu spielen, in dem sie eine Sperrzone im Norden Syriens einrichten. Diejenigen, die das fordern, spielen den Türken in die Hände. Und die Muslimbruderschaft tut das Gleiche, sie spielt Katar in die Hände.”

Euronews:
“Die die Infiltration von Terroristen nach Syrien fördern?”

Baschar al-Dschafari:
“Der Ausdruck “Ungläubiger (takfiri)” ist direkt mit dem wahabitischen Denken der Saudis verknüpft. Einzig und allein damit. Deshalb sagen wir, dass die Golfstaaten am Vergießen des syrischen Blutes beteiligt sind. Denn sie haben die Grundlagen für dieses Denken geschaffen, um andere als Missetäter zu behandeln. Deshalb erlauben sie, andere zu enthaupten. Das Gedankengut der IS-Dschihadisten ist auch das Gedankengut der Wahabiten, denn Hände abzuschlagen, Arme und Köpfe mit dem Schwert abzuschlagen, ist eine wahhabitische Tradition Arabiens. Diese Gruppen sind auf der Liste der terroristischen Organisationen, und es gibt Staaten, die sie fianzieren. Heutzutage ist es für niemanden ein Geheimnis mehr, dass die Türkei den sogenannten Islamischen Staat finanziert und die Infiltration seiner Mitglieder nach Syrien erleichtert. Es ist auch für niemanden ein Geheimnis mehr, dass Katar und Saudi-Arabien die Al-Nusra-Front finanzieren. Sie finanzieren ihre Ausbildung und Bewaffnung. Das behaupten nicht wir, sondern das wird vom Bericht des UN-Sicherheitsrates bestätigt.”

Euronews:
“Wie sehen Sie die Zukunft der syrischen Krise?”

Baschar al-Dschafari:
“Wir sind stolz auf unsere nationale Unabhängigkeit und lehren eine Einmischung von außen ab. Unser einziger Feind ist Israel. Nicht, weil es Israel ist, sondern weil Israel arabische Gebiete besetzt, einschließlich eines Teil unserer geliebten Heimat: der Golanhöhen.”

Euronews:
“Wie hat sich der jüngste Waffenstillstand auf die Verteilung humanitärer Hilfe ausgewirkt?”

Baschar al-Dschafari:
“Die syrische Regierung gibt 75 Prozent der humanitären Hilfe an das syrische Volk weiter. All diese Konferenzen in London, Rom und Paris sind in Wirklichkeit Fassaden, um andere Dinge zu finanzieren, und nicht dazu da, um dem syrischen Volk im Land zu helfen oder die syrischen Flüchtlinge außerhalb des Landes zu unterstützen.”

Euronews:
“Wie sollte Europa Ihrer Meinung nach mit der syrischen Krise umgehen?”

Baschar al-Dschafari:
“Zuerst einmal müsste Europa aufhören, sich in innere Angelegenheiten Syriens einzumischen. Zweitens müssten die gegen das syrische Volk verhängten Sanktionen aufgehoben werden. Drittens müssten die Botschaften in Damaskus wieder geöffnet werden, damit es Augenzeugen gibt, von dem was geschieht und damit man Informationen nicht mehr aus Oppositionsquellen bezieht. Europa hat viele strategische Fehler begangen.”

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