Von Strohmännern und Geheimdienstchefs: Myanmar wählt erstmals demokratisch einen Präsidenten

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In Myanmar haben die ersten demokratischen Präsidentschaftswahlen seit einem halben Jahrhundert stattgefunden. Sieger ist Htin Kyaw, ein Wegbegleiter

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In Myanmar haben die ersten demokratischen Präsidentschaftswahlen seit einem halben Jahrhundert stattgefunden. Sieger ist Htin Kyaw, ein Wegbegleiter der Menschenrechtsaktivistin Aung San Suu Kyi.

“Das Volk hat gesiegt. Aung San Suu Kyi hat gesiegt”, sagte Htin Kyaw nach Bekanntgabe des Ergebnisses. Der 70-Jährige war bis vor Kurzem ein Unbekannter in der Politik. Der Wirtschaftswissenschaftler und Informatiker gilt als Strohmann für Aung San Suu Kyi. Die ungewöhnliche Konstellation wird offen kommuniziert. So hatte Aung San Suu Kyi bereits vor der Wahl angekündigt, Htin Kyaw werde im Falle einer erfolgreichen Kandidatur nur Stellvertreter für ihre eigene Politik.

Die berühmte Freiheitskämpferin und Friedensnobelpreisträgerin durfte die wegen eines Gesetzes aus der Militärdiktatur nicht selbst antreten, weil ihre Kinder und ihr verstorbener Ehemann eine ausländische Staatsbürgerschaft haben. Das Gesetz gilt als eigens Aung San Suu Kyi zugeschnitten. Immer wieder hatten die Militärherrscher die Freiheitskämpferin in der Vergangenheit traktiert und unter Hausarrest gestellt. 2010 war sie aus der Haft entlassen worden. Nun soll Htin Kyaw also in ihrem Namen das Land in eine demokratische Zukunft führen.

Spannend wird dabei die Rolle des Vizepräsidenten Myint Swe. Ihn hatten die Militärs als Kandidat für das Präsidentenamt nominiert. Myint Swe war zur Zeit der Militärdiktatur Geheimdienstchef. Er soll an der Niederschlagung der sogenannten Saffranrevolution vor neun Jahren beteiligt gewesen sein. Hunderttausende buddhistische Mönche hatten gegen die Militärjunta demonstriert, nach Angaben der UN gab es mehr als 100 Tote. Wegen seiner Vergangenheit steht Myint Swe weiterhin auf der Sanktionsliste der USA.

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