Idomeni: "Wie ein offenes Gefängnis, aus dem wir keinen Ausweg finden"

Idomeni: "Wie ein offenes Gefängnis, aus dem wir keinen Ausweg finden"
Von Alexandra Leistner mit dpa, reuters
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Flüchtlinge in Idomeni sollen künftig per Lautsprecher Informationen erhalten. Die griechischen Behörden wollen zudem Übersetzer in das Lager

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Flüchtlinge in Idomeni sollen künftig per Lautsprecher Informationen erhalten. Die griechischen Behörden wollen zudem Übersetzer in das Lager schicken, um
Gerüchten etwa über Grenzöffnungen entgegenzuwirken. Denn immer häufiger führen Fehlinformationen zu Aufregung und Frust unter den Hilfesuchenden.

Zuletzt sorgten Flugblätter für Unruhe, die eine alternativen Route über Albanien nach West- und Nordeuropa versprachen.

“Wir wollen wissen, von wem dieses Papier stammt, damit wir eine Entscheidung treffen können”, erklärt Abdelrahman sichtlich nervös. “Wenn es aus keiner glaubwürdigen Quelle kommt, warum sollten wir dann gehen? Wir wollen das Lager verlassen, es ist, als würden wir hier ertrinken – wie ein offenes Gefängnis, aus dem wir keinen Ausweg finden.”

Die Behörden wollen das provisorische Lager bis Ende April räumen. Allerdings hat sich bisher trotz der schlechten Bedingungen nur ein Bruchteil der Menschen bereiterklärt, in organisierte Aufnahmelager umzuziehen. Mehr als 11.000 harren weiter an der griechisch-mazedonischen Grenze aus.

Doch auch die Eindrücke derer, die aus organisierten Lagern zurückkehren an die Grenze, werden wohl kaum jemanden überzeugen können, Idomeni zu verlassen.

Inas war schon in mehreren Lagern in unterschiedlichen Ländern. Sie war mit einem der Busse, die die griechische Regierung bereitstellt, vorübergehend in ein offizielles Aufnahmelager umgezogen, in der Hoffnung dort bessere Bedingungen vorzufinden: “Das andere Camp ist ein Militärcamp. Wir waren von Soldaten umgeben. Es ist ein abgetrenntes Areal, wir haben uns dort eingesperrt gefühlt. Man kann sich dort nicht frei bewegen und wenn man das Lager verlassen will, braucht man bestimmte Papiere, es ist kompliziert. Es war wirklich schlimm dort.”

Die Migranten und Flüchtlinge, die an der Grenze in Idomeni ausharren glauben, dass die Grenze jederzeit geöffnet werden könnte. Weil alle anderen Lager einige Kilometer entfernt liegen, befürchten sie die Fenster, in denen die Übergänge geöffnet werden könnten, zu verpassen. Viele haben zudem Angst, dass sie aus den offiziellen Aufnahmestätten zurück in die Türkei gebracht werden könnten.

James Nachtwey photographs the squalid conditions in #Idomenihttps://t.co/Ag78CG2w7B#refugees#photojournalismpic.twitter.com/izseMfIv3T

— Photojournalism (@photojournalink) March 28, 2016

Das EU-Türkei-Abkommen sieht vor, dass alle Migranten und Flüchtlinge, die nach dem 20. März illegal aus der Türkei nach Griechenland übersetzen, zurück geschickt werden. Allerdings sollen sie vorher ein beschleunigstes Asylverfahren durchlaufen, bei dem jeder Einzelfall geprüft wird. Rund 3000 Menschen sind seit dem entsprechenden Datum auf den griechischen Inseln eingetroffen, sie sind derzeit in sogenannten “Hotspots” untergebracht. Allerdings fehlt den griechischen Behörden das nötige Personal, um die Asylverfahren durchzuführen. Ab dem 4. April soll eigentlich mit der Rückführung von Flüchtlingen begonnen werden.

Die EU-Kommission hat die EU-Länder aufgefordert dringend benötigtes Personal nach Griechenland zu schicken.

Die Zahl der “Bootsflüchtlinge” ist in den vergangenen Tagen stark zurückgegangen. Waren es im Februar noch rund 2100 Menschen, die die Reise pro Tag antraten, trafen in den vergangenen Tagen zwischen 70 und 230 Personen ein.

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