Alles, was Sie über die Panama Papers wissen sollten

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Von Euronews
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Politiker, Sportler und Prominente sollen ihr Geld in Briefkastenfirmen versteckt haben – dies deckt eine internationale Recherche auf. Profitiert

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Politiker, Sportler und Prominente sollen ihr Geld in Briefkastenfirmen versteckt haben – dies deckt eine internationale Recherche auf. Profitiert haben viele Prominente und auch Staats-und Regierungschefs. Es geht um Milliarden und es könnte einer der größten Schwarzgeld-Skandale der Geschichte werden. Noch sind nicht alle Dokumente ausgewertet, stündlich kommt es zu neuen Enthüllungen.

Was sind die Panama Papers eigentlich?

Es ist das wahrscheinlich größte Datenleck aller Zeiten: 2,6 Terabyte Daten, 214.000 Firmenadressen, mehr als elf Millionen Dokumente – die Panama Papers dokumentieren, in welch unfassbarem Ausmaß Prominente Vermögen in Steueroasen verschieben. Die Panama Papers umfassen 11,5 Millionen Dokumente – mehr als die von Wikileaks veröffentlichten Botschaftsdepeschen, Offshore-Leaks, Lux-Leaks und Swiss-Leaks zusammen. Das Leck umfasst E-Mails, Urkunden, Kontoauszüge, Passkopien und weitere Dokumente zu rund 214.000 Gesellschaften, vor allem in Panama und den Britischen Jungferninseln. Der größte Teil davon stammt aus den Jahren 2005 bis 2015.

All you need to know about the #panamapapers leak (in English): https://t.co/3esQRlBiHwpic.twitter.com/UovmXRjh6t

— Süddeutsche Zeitung (@SZ) April 4, 2016

Wem gehören die Panama Papers?

Die Daten stammen von der in Panama ansässigen Kanzlei Mossack Fonseca. Sie gilt als ein weltweit führender Anbieter für anonyme Briefkastenfirmen in Steueroasen wie den Britischen Jungferninseln. Eine anonyme Quelle übermittelte der Süddeutschen Zeitung auf verschlüsseltem Weg die internen Dokumente zu den insgesamt 214.000 Briefkastenfirmen, die von der Kanzlei Mossack Fonseca zu Preisen von 1000 Dollar aufwärts vertrieben wurden. Ihr Gründer ist der Deutsche Jürgen Mossack. Ramón Fonseca, Mitgründer der Anwaltskanzlei Mossack Fonseca, erklärte, dass die kürzlich veröffentlichten Informationen illegal beschafft worden seien. Er bestätigte aber die Echtheit der veröffentlichten Dokumente. Seine Firma habe sich nichts zuschulden kommen lassen, denn das Gründen einer Briefkastenfirma ist grundsätzlich nicht strafbar. Oft wird eine solche Firma aber genutzt, um Schwarzgeld, Schmiergelder oder andere Finanzströme vor Behörden zu verstecken.

Wer veröffentlichte die Dokumente?

Die Süddeutsche Zeitung hat sich nachdem eine anonyme Quelle ihr die Daten zugespielt hatte dafür entschieden, die Dokumente gemeinsam mit dem International Consortium for Investigative Journalists (ICIJ) auszuwerten. Das ICIJ hatte zuvor bereits die Recherchen an Projekten wie Offshore-Leaks, Lux-Leaks und Swiss-Leaks koordiniert, an denen die SZ auch beteiligt war. Panama Papers ist die größte bislang dagewesene grenzüberschreitende Zusammenarbeit dieser Art: Rund 400 Journalisten von mehr als 100 Medienorganisationen in rund 80 Ländern recherchierten in den vergangenen zwölf Monaten zu den Dokumenten. Die Rechercheergebnisse betreffen nahezu jedes Land, und werden seit Sonntagabend weltweit von 109 Medien unter dem Titel “Panama Papers” veröffentlicht. Bei der immensen Datenmenge werden weiter neue Enthüllungen publiziert und die Recherche dauert an.

Welche Mächtigen tauchen in den Panama Papers auf?

“Die Daten legen die Offshore-Geschäfte von insgesamt 140 Politikern und hohen Amtsträgern aus aller Welt offen”.:https://panamapapers.icij.org/the_power_players/ Insgesamt finden sich die Namen von zwölf amtierenden und ehemaligen Staats- und Regierungschefs in den Unterlagen, zum Beispiel der Premierminister von Island Sigmundur David Gunnlaugsson, der Präsident von Argentinien Mauricio Macri und der Ukraine, Petro Poroschenko. Auch enge Vertraute des russischen Präsidenten Wladimir Putin sollen mehr als zwei Milliarden Dollar durch Briefkastenfirmen geschleust haben. In den Dokumenten tauchen aber auch Spione auf, Drogenhändler und andere Kriminelle. Zudem haben zahlreiche Sportstars wie Lionel Messi und Michel Platini Offshore-Firmen genutzt.

Who's been named in the #PanamaPapers leak – so far https://t.co/g3NbNYxMbLpic.twitter.com/X9VZZIXZ01

— Georgi Kantchev (@georgikantchev) April 3, 2016

Auch 15 deutsche Geldinstitute tauchen auf, die mit “Offshore-Geschäften” Milliardensummen gescheffelt haben sollen, unter anderem die Deutsche Bank und die Hamburger Privatbank Berenberg. In welcher Form, ist allerdings bisher unklar. Die Banken betonen die Rechtmäßigkeit der Vorgänge.

Wie geht es nun weiter?

Die Recherchen der “Panama Papers” ermöglichen einen einmaligen Einblick in die geheime Offshore-Welt. Geld in Panama oder anderen Steueroasen anzulegen, ist nicht illegal. Es kommt allerdings darauf an, was dahinter steckt. Wer dem heimischen Finanzamt damit Vermögen verschweigt, oder Geld aus kriminellen Geschäften wäscht, macht sich strafbar. Und Briefkastenfirmen werden häufig dazu genutzt, um Steuerbetrug, Korruption oder Geldwäsche aus kriminellen Machenschaften zum Beispiel Drogenhandel zu verschleiern. Es werden vorraussichtlich weltweit Steuerhinterziehungsermittlungen eingeleitet. Es handelt sich um den größten Steuerhinterziehungsskandal der Geschichte – und die Enthüllungen sind noch lange nicht abgeschlossen.

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