Griechenlands Reform des Gesundheitssystems

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Von Euronews
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An geschäftigen Wochentagen entsteht in Athen nicht gerade der Eindruck, dass sich Griechenland in einer Krise befindet. Aber das Land kämpft gegen

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An geschäftigen Wochentagen entsteht in Athen nicht gerade der Eindruck, dass sich Griechenland in einer Krise befindet. Aber das Land kämpft gegen einen Schuldenberg, eine hohe Arbeitslosigkeit und den Flüchtlingsstrom. All das beeinflusst die Gesundheitspflege. Wir sprechen mit dem Gesundheitsminister darüber, aber zuerst treffen wir einige Patienten und Ärzte.

In Athens Yenimata Krankenhaus berichtet die Ärztin Matina Pagoni: “Die Lage in Griechenland ist schwierig. Es herrscht Mangel beim Pflegepersonal und medizinischen Personal. Es sollte neue Einstellungen geben und die Krankenhäuser müssen eine direkte Finanzierung erhalten, damit wir medizinische Geräte kaufen können. Da kommen wir im Moment an unsere Grenzen. “Der Zeitmangel ist ein großes Problem. Das führt dazu, dass Menschen mit chronischen Erkrankungen ihre regulären Arzttermine nicht wahrnehmen können, sondern nur mit neun- oder zehnmonatiger Verspätung.”

Die Regierung steht aber auch vor einem anderen Problem. Sie verabschiedete kürzlich ein Gesetz, das eine kostenlose Gesundheitsversorgung der Arbeitslosen vorsieht. Momentan sind 24 Prozent der Griechen erwerbslos und haben keine Krankenversicherung.

Die Kritiker werfen der Regierung vor, dass das neue Gesetz den Schwarzmarkt ankurbeln könnte. Das sieht Gesundheitsminister Andreas Ksanthos anders. “Wir haben ein Recht auf medizinische Versorgung in einem modernen, gut regierten Staat. Sie sollte für jeden verfügbar sein, ohne Rücksicht auf den Versicherungsstatus oder das Einkommen. Ich glaube, dass dieses Gesetz, den Schwarzmarkt oder Steuerhinterziehung nicht fördern wird.” Aber kann sich Griechenland so viele zusätzliche Versicherte überhaupt leisten?
Andreas Ksanthos ist davon überzeugt: “Wir sind der Meinung, dass wir die finanziellen Bedingungen erfüllen können, um langsam das Gesundheitssystem zu stabilisieren und dass wir mit den zusätzlichen Ausgaben, die das Gesetz mit sich bringt, zurechtkommen werden.”

Gehen die Reformen weit genug? Oder wird hier nur an der Oberfläche gekratzt und das System braucht eine viel grundlegendere Reform? Dazu befragen wir den Gesundheitsanalysten Kyriakos Souliotis. Er ist der Meinung, dass Griechenland sein System komplett umstellen sollte – nach dem Vorbild anderer EU-Länder. “Wir wissen, dass wir einen massiven Systemwandel brauchen. Ich denke, wir sollten zu einem System wechseln, das auf einer Besteuerung beruht, wie zum Beispiel in Großbritannien oder in den skandinavischen Ländern.”

Zurück im Krankenhaus ist die Botschaft derjenigen, die auf das Gesundheitssystem täglich angewiesen sind, ganz deutlich: Egal wie die Finanzierung aussieht, es werden mehr Investitionen gebraucht. Christos Daramilas führt aus: “Die Regierung in unserem Land sollte in der Lage sein, die Krankenhäuser zu unterstützen und die notwendigen finanziellen Mittel dafür aufzubringen. Es geht immer ums Geld. Der Mangel an Fachkräften und Pflegepersonal führt dazu, dass das ganze System und die Krankenhäuser im Land immer mehr den Bach runter gehen.”

Schätzungen zufolge würde die Umsetzung einer grundlegenden Reform des Gesundheitssystems fünf Jahre in Anspruch nehmen und rund sechs Prozent des Bruttoinlandsproduktes kosten.

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