Kampf gegen Schlepperbanden: "Afrikanische Länder tun nicht viel"

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Von Euronews
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Die Gerüchte sind laut UNHCR zur schrecklichen Gewissheit geworden: Auf dem Seeweg von Ägypten in Richtung Italien kamen bereits in der vergangenen

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Die Gerüchte sind laut UNHCR zur schrecklichen Gewissheit geworden: Auf dem Seeweg von Ägypten in Richtung Italien kamen bereits in der vergangenen Woche bis zu 500 Bootsflüchtlinge beim Untergang eines Schiffes ums Leben. Nach Angaben des UNHCR könnte es sich um eine der folgenschwersten Flüchtlingstragödien der vergangenen 12 Monate handeln.

Für weitere Informationen über die jüngste Tragödie im Mittelmeer sprach Nial O`Reilly mit Veronica Naqwor Kwabla, stellvertretende Chefredakteurin des euronews-Schwestersenders africanews.

euronews:

“Naqwor, viele Fragen sind noch offen, aber höchstwahrscheinlich sind mehrere hundert Bootsflüchtlinge ums Leben gekommen. Was können Sie noch ergänzen?”

Veronica Naqwor Kwabla:

“Die Informationen sind begrenzt und beruhen auf Aussagen von Überlebenden gegenüber dem UNHCR. Das Flüchtlingshilfswerk befürchtet, dass 500 Menschen ertrunken sind. Die Überlebenden stammen aus Äthiopien, Somalia, Sudan und Ägypten. Die somalische Botschaft in Kairo hat die Zahl der Todesopfer auf knapp 400 beziffert. Die Seepassage soll vor einer Woche begonnen haben. Das UNHCR hat im Prinzip die Angaben der Überlebenden wiedergegeben.”

euronews:

“Europa will seine Bemühungen zur Eindämmung der Flüchtlingskrise verstärken, und auch Afrika will sich mehr engagieren. Gibt es schon zählbare Erfolge im Kampf gegen die Menschenschlepper?”

Veronica Naqwor Kwabla:

“Nachdem wir mit einigen Experten gesprochen haben, verstärkt sich der Eindruck, dass afrikanische Länder nicht viel tun, um den Schlepperbanden das Handwerk zu legen. Die Anstrengungen dafür, etwas zu ändern, halten sich in jedem Land in Grenzen. Die meisten Migranten verlassen ihre Heimat wegen Arbeitslosigkeit und Konflikten.

Erinnern wir uns an das Treffen von EU-Vertretern mit afrikanischen Spitzenpolitikern im vergangenen Jahr. Die EU stimmte einem Treuhandfonds für Afrika in Höhe von 1,8 Milliarden Euro zu, der auf Probleme stieß. Einigen afrikanischen Politikern reichte das Geld nicht aus, andere forderten gerechtere Handelsbeziehungen oder mehr Investitionen zur Lösung der Probleme. Wiederum andere waren unzufrieden, dass afrikanische Migranten gezielt herausgegriffen wurden zur Rücksendung in ihre Heimatländer.”

euronews:

“Diese Menschen sind mit vielen Problemen konfrontiert. Was treibt sie dazu, sogar ihr Leben zu riskieren auf diesen unglaublich gefährlichen Seepassagen?”

Veronica Naqwor Kwabla:

“Einige dieser Menschen sind Wirtschaftsflüchtlinge oder arbeitslos, viele von ihnen mit Schul- oder Universätsabschlüssen. Sie finden auch mit Abschlüssen keinen Job, kennen aber vielleicht Freunde, die den Weg nach Europa eingeschlagen haben und die jetzt ihren Familien Geld schicken. Viele dieser jungen Leute sind Haupt- oder Alleinverdiener und müssen ihre Familien versorgen. Deshalb fühlen sie sich gezwungen, diese gefährlichen Reisewege in Kauf zu nehmen.

In anderen Ländern wie Sudan oder Somalia sind die Probleme bekannt – Konfliktherde und Gewalt breiten sich aus. Viele nehmen die gefährlichen Reisen in Kauf, um ihren Seelenfrieden wiederzufinden. Es gibt nicht nur ein isoliertes Problem, da kommen viele Motive zusammen. Das übergeordnete Ziel ist es, am Ende der Reisen ein besseres Leben führen zu können.”

euronews:

“Es ist also kein Ende der Krise in Sicht. Veronica Naqwor Kabla von Africanews, vielen Dank für ihre Analyse!”

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