Polizeichef nach Urteil zu Hillsborough-Katastrophe suspendiert

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Der Polizeichef von South Yorkshire, David Crompton, ist einen Tag nach der Verkündung des Urteils zur Stadionkatastrophe von Hillsborough

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Der Polizeichef von South Yorkshire, David Crompton, ist einen Tag nach der Verkündung des Urteils zur Stadionkatastrophe von Hillsborough suspendiert worden. Begründet wurde der Schritt laut Medienberichten mit einem “drastischen Vertrauensverlust”. Cromptons Rücktritt hatten unter anderem Vertreter der Angehörigen der 96 Todesopfer von Hillsborough gefordert.

Durch das Geschworenenurteil zur Stadionkatastrophe ist ihnen späte Genugtuung und nationale Anerkennung widerfahren. Sie hatten mit mehreren Initiativen dafür gesorgt, dass die Untersuchungen zu der Tragödie von 1989 im Jahr 2012 juristisch neu aufgerollt wurden.

Am Ende stand ein Freispruch für die Anhänger des FC Liverpool, in deren Fanblock die meisten Opfer zu Tode kamen.

Die britische Innenministerin Theresa May würdigte das Urteil und die Hartnäckigkeit der Angehörigen:

“Die Behörden, denen man Vertrauen schenken sollte, haben die Schuld von sich geschoben. Sie haben sich in Selbstschutz geübt, statt im öffentlichen Interesse zu handeln. Aber die Angehörigen haben auf der Suche nach Wahrheit nie aufgegeben. Ihnen ist das Zustandekommen der neuen Untersuchung und der neuen Bewertung der Geschehnisse in Hillsborough zu verdanken.”

Auch der britische Premierminister David Cameron stellte im Unterhaus das jahrzehntelange Engagement der Opferfamilien im Fall Hillsborough positiv heraus.

Im Raum stehen jetzt Strafverfahren wegen grober Fahrlässigkeit und Meineids gegen Beamte, die an den ersten Ermittlungen und Aufnahmen von Zeugenaussagen beteiligt waren.

Harscher öffentlicher Kritik sehen sich zwei große britische Zeitungen ausgesetzt, die das Urteil im Gegensatz zu den meisten britischen Publikationen von den Titelseiten verbannten. Sowohl “The Sun” als auch “The Times” gehören zur Mediengruppe des Australiers Rupert Mudoch.

Der damalige Einsatzleiter in Sheffield hatte nach der Tragödie erklärt, Schuld hätten betrunkene Fans gehabt, die den Notausgang überrannt hätten.

Trotz anderslautender Gutachten befand eine Jury im Jahr 1991, dass für den Tod der 96 Fans niemand verantwortlich zu machen war.

Für die Angehörigen der Opfer und die Überlebenden begann damit ein jahrzehntelanger Alptraum, der erst am Dienstag endete.

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