Ex-US-Außenministerin Madeleine Albright: "Ich habe die Kunst des diplomatischen Küssens entwickelt"

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Von Euronews
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Ex-US-Außenministerin Madeleine Albright spricht im Interview über Flüchtlinge, Hillary Clinton, die Fehler der Vergangenheit, diplomatische Techniken - und natürlich Broschen.

Isabelle Kumar, euronews: “Sie war zu Zeiten von Bill Clinton die erste Frau, dieUS-Außenministerin wurde. Seitdem verfolgt sie die Weltpolitik sehr genau und setzt sich im Präsidentschaftswahlkampf wieder für die Clintons ein, dieses Mal für Hillary. Ich freue mich, Madeleine Albright hier auf dem Globsec Sicherheitsforum in Bratislava in der Slowakei zu treffen.”

Madeleine Albright, ehemalige US-Außenministerin: “Ich freue mich auch. Vielen Dank.”

euronews: “Wir sind auf einem Sicherheitsforum, also lassen Sie uns mit einigen der Themen beginnen, die hier besprochen werden. Die Welt hat derzeit mit vielen Krisen zu kämpfen. Denken Sie, dass wir in einer schlimmeren Situation sind als noch zu Ihrer Zeit als Außenministerin?

Albright: “Die Situation ist schlechter als in den 90ern, als wir noch im Amt waren. Damals gab es viel Freude über das Ende des Kalten Krieges und viel Hoffnung, dass Europa sich weiter in die NATO und die Europäische Union integriert und die Vereinten Nationen handlungsfähiger werden. Es war eine Zeit voller Aufruhr und Hoffnung.”

euronews: “Schauen wir uns die aktuelle Situation in Europa an. Ich möchte unsere Zuschauerinnen und Zuschauer daran erinneren, dass Sie selbst ein Flüchtling waren. Sie haben die damalige Tschechoslowakei wegen der Nazis verlassen. Jetzt sehen wir, wie der Populismus in Europa wieder auf dem Vormarsch ist. Fühlen Sie sich an die Stimmung ihrer frühen Kindheit erinnert?”

Albright: “Die Situation ist anders, aber ich halte Populismus und Nationalismus für sehr gefährlich, denn sie bedeuten nicht nur Extremismus, sie gründen sich auf Hass. Es ist eine Sache, stolz auf seine Identität zu sein. Aber es ist etwas anderes, die Menschen, die nebenan wohnen, nicht zu akzeptieren.”

euronews: “Die Flüchtlingskrise ist eines der Probleme, das dem Populismus in die Hände spielt. Europa hat sich schwer damit getan, eine Lösung zu finden. Die Antwort lautet, stark vereinfacht: Für jeden Syrer, der aus Europa ausgewiesen wird, darf ein Flüchtling nach Europa kommen. Was halten Sie als ehemaliger Flüchtling von dieser Vorgehensweise?“´

Albright: “Rein rechnerisch klingt das sehr gut. Aber die eigentliche Frage ist doch, wie das durchgeführt wird, wie werden die Menschen ausgesucht und warum verlassen sie überhaupt ihre Heimat? Normalerweise will man ja in dem Land leben, in dem man geboren wurde. Wie funktioniert der Austausch zwischen denen, die ausgewiesen werden und denen, die akzeptiert werden? Das zu beurteilen, ist nicht einfach. Ich selbst bin zwei mal geflohen, einmal im Zweiten Weltkrieg mit meinen Eltern, nachdem die Nazis die Tschechoslowakei besetzt hatten und als wir in die USA flohen, nachdem die Kommunisten an die Macht kamen. Die Frage ist doch, wie die Flüchtlinge behandelt werden. Das macht einen großen Unterschied. Als wir in die USA kamen, wurde uns gesagt: ‘Es tut uns leid, dass euer Land von so einem schrecklichen System übernommen wurde.’ ‘Wie können wir euch helfen?’ ‘Ihr seid willkommen’ und ‘wann werdet ihr Bürger unseres Landes?’ Das hört man heute nicht mehr.”

euronews: “Wie beurteilen Sie also das europäische Vorgehen?”

Albright: “Ich finde es schwierig, Europa zu kritisieren, denn die Vereinigten Staaten sollten mehr tun. Wir sollten anderen nicht sagen, was sie tun sollen, wenn wir selbst nicht mehr Menschen aufnehmen. Aber ich wünschte, man würde Flüchtlinge als Bereicherung ansehen – so seltsam das für viele Leute klingen mag. Viele der Menschen, die aus Syrien kommen, sind gebildet und haben Fähigkeiten, denken unternehmerisch. Wenn man anfängt, Menschen wie Hunde zu behandeln, sie nicht als Menschen anerkennt und sie dann irgendwo unterbringt, wo sie nur eine große Gruppe sind, ignoriert man, dass dort viele verschiedene Ethnien leben. Und diese Vielfalt sollte eigentlich das Merkmal des 21. Jahrhunderts sein.”

euronews: “In Ihren Dienstjahren waren Sie sehr bemüht, eine Lösung für den Krieg auf dem Balkan zu finden – nicht nur als Außenministerin, auch zuvor als UN-Botschafterin. Sie haben sicher die Prozesse vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag verfolgt, die es vor Kurzem gab. Eigentlich sollten diese zu Aussöhnung führen. Viele sagen aber, sie haben nicht einmal Gerechtigkeit gebracht. Was ist da schiefgelaufen?”

Albright: “Ich finde, die Verfahren sind gut gelaufen. Dass Radovan Karadzic, der einer der größten Kriegstreiber war, verurteilt wurde, ist wichtig, denn das Tribunal sollte einzelne Schuldige ausmachen und die kollektive Schuld auslöschen, sodass es Versöhnung geben kann.”

euronews: “Aber die findet nicht statt…”

Albright: “Es gibt Versöhnung, aber nicht in dem Maße, wie wir dachten. Aber wenn ich etwas endlich gelernt habe, dann, dass wir schnelle Lösungen wollen. Doch es wird noch lange dauern, bis diese Probleme gelöst sind. Es fällt schwer zu akzeptieren, dass vor dem jeweiligen aktuellen Hintergrund die Entscheidung gefällt wird, die als die beste erscheint, wie zum Beispiel beim Dayton-Friedensabkommen für Bosnien-Herzegowina – oft müssen solche Dinge jedoch überarbeitet werden.

euronews: “Also sind sie nicht zielführend…”

Albright: “Manchmal sind sie nicht zielführend. In Bosnien-Herzegowina gab es Komplikationen bei der Gestaltung der Regierung. In der Republik Srpska war die Interpretation der Regelungen zur Aufteilung der Macht ebenfalls problematisch. Interessanterweise versuchen einige Serben in Belgrad anders an die Dinge heranzugehen, vor allem wegen der Beitrittsverhandlungen mit der EU. Aber ich will nicht verteidigen, was teilweise passiert. Im Kosovo gibt es zum Beispiel weiterhin Spannungen zwischen Serben und Kosovaren.”

euronews: “Sie haben Radovan Karadzic erwähnt. Es gab viel Kritik, dass er zu nur 40 Jahren Haft verurteilt wurde. Viele forderten, dass er viel mehr hätte bekommen soll. Sind Sie zufrieden mit der Strafe?”

Albright: “Ich denke, 40 Jahre sind eine lange Zeit, vor allem, wenn man sein Alter bedenkt. Das Kriegsverbrechertribunal hat besser funktioniert, als viele Leute zunächst gedacht haben. Das war eine der ersten Abstimmungen in meiner Zeit bei der UN. Es wurde gedacht, dass sowieso nie jemand vor Gericht gestellt oder verurteilt wird, aber das ist passiert.”

euronews: “Eines der Probleme war, dass die Verfahren sehr lange dauerten.”

Albright: “Ich wünschte, das wäre schneller gegangen. Aber ich bin lieber optimistisch und versuche, die Fortschritte zu sehen. Mit dem Kriegsverbrechertribunal und dem Internationalen Strafgerichtshof gibt es eine Möglichkeit, Völkermorde und Verbrechen gegen die Menschlichkeit international und auf eine verantwortungsvolle Art und Weise anzugehen.”

euronews: “Wir haben unser Online-Publikum gebeten, uns Fragen zu schicken und ich würde gerne eine einbringen. Sanaa Ben-Hammouda fragt: ‘Welche Entscheidung in Ihrer Amtszeit war für Sie die schwerste?’ “

Albright: “Zu erst einmal muss ich sagen, dass ich nie gedacht hätte, dass ich mal Außenministerin oder UN-Botschafterin werden würde. Mit am schwersten ist es zu entscheiden, wie man Leute in den Krieg schickt, was man tut. Dazu kommt der ethische Aspekt, über den wir bei Bosnien und beim Kosovo gesprochen haben. Es ist ganz bestimmt nicht leicht für jemanden, der wie ich nur eine sterbliche weibliche Zivilistin ist, sich für militärische Gewalt auszusprechen und dann Truppen in den Krieg zu schicken. Zu entscheiden, wann es vertretbar ist, Gewalt anzuwenden, um gegen Menschen vorzugehen, die andere Menschen töten, das ist eine der härtesten Entscheidungen.”

euronews: “Stehen Sie zu dieser Entscheidung?”

Albright: “Ja, definitiv. Ich weiß, dass es viele Leute gibt, die sie kritisieren. Als Kind habe ich in Belgrad gelebt, mein Vater war der tschechoslowakische Botschafter in Jugoslawien. Ich bin derzeit in Belgrad nicht gerade willkommen, aber ich denke, dass das, was wir getan haben, richtig war. Wegen der Dinge, die Milosevic und Karadzic anrichteten. Und damit die Bosnier und Kosovaren selbst entscheiden können, wie ihr Land regiert werden soll.”

Biografie: Madeleine Albright

  • Madeleine Albright war von 1997 bis 2001 US-Außenministerin. Sie war die erste Frau in diesem Amt. Zuvor war sie UN-Botschafterin der Vereinigten Staaten.
  • Albright wurde 1937 in Prag geboren
  • Mit ihrer Familie floh sie 1939 vor den Nazis und lebte zwischenzeitlich in England.

euronews: “Die USA haben Zeit gebraucht, bevor sie entscheidend in den Balkankonflikt eingriffen. Schauen wir auf die Präsidentschaft von Barack Obama. Es wird oft kritisiert, dass er es bei der Außenpolitik ruhiger angehen lässt, vor allem im Fall Syrien. Wie stehen Sie zu der Entscheidung Obamas, in Syrien nicht mit Bodentruppen einzugreifen?”

Albright: “Präsident George W. Bush hat das Land in den Krieg im Irak geführt, ohne diplomatische Anstrengungen zu unternehmen, ohne eine Koalition zu finden, um den Weg über die Vereinten Nationen zu gehen. Zudem war fraglich, wie gerechtfertigt es war, von Massenvernichtungswaffen zu sprechen. Präsident Obama wurde gewählt, um die Kriege im Irak und in Afghanistan zu beenden. Das war die Grundlage seiner Wahl, die Annahme, dass die Kriege ein Fehler waren. Obama glaubt daran, dass wir mit anderen Ländern zusammenarbeiten müssen, um dabei zu helfen, Probleme zu lösen, dass die Vereinigten Staaten nicht alles alleine erledigen müssen. Das ist seine Antwort auf die Fehler der Vorgängerregierung.”

euronews: “Also unterstützen Sie seine Entscheidung für den Rückzug?”

Albright: “Ich denke, die Vereinigten Staaten müssen sich mehr engagieren. Die Frage ist, wann.”

euronews: “Die USA müssen sich mehr in Syrien engagieren?”

Albright: “In Syrien und allgemein. Hillary Clinton ist für eine Flugverbotszone, eine Schutzzone in Syrien. Ich denke, dass es früher einfacher gewesen wäre, etwas zu tun. Ich wünschte, wir hätten schon vor längerer Zeit geklärt, wer einige der Rebellengruppen sind. Aber als Außenstehende ist einfach zu sagen, das und das hätte gemacht werden müssen. Ich bin damit sehr vorsichtig. Es gab auch Kritik an den Entscheidungen, die während der Regierungszeit von Bill Clinton gefällt wurden. Die Menschen, die im Amt sind, fällen ihre Entscheidungen auf Basis der Informationen, die sie zu dieser Zeit haben. Ich persönlich wünschte, wir hätten früher etwas in Syrien getan.”

euronews: “Sie haben etwas angesprochen, was mich an eine Frage von einem unserer Social-Media-User erinnert: ‘Welche Rolle sollten die USA in der Welt haben?’ “

Albright: “Das ist aktuell die schwierigste Frage. Amerika ist ein sehr ungewöhnliches Land. Wir sind keine Kolonialmacht und wir wollen nicht die Weltpolizei sein. Es ist schwierig zu wissen, wann wir uns engagieren sollen und wann nicht. Für beides werden wir kritisiert.”

euronews: “Was ist Ihrer Meinung nach Präsident Obamas wichtigste Errungenschaft in der Außenpolitik?”

Albright: “Er hat einiges erreicht. Zum Beispiel im Falle von Osama Bin Laden, das war eine sehr schwierige Entscheidung. Oder dabei, den Weg zu einer Ausweitung der Beziehung mit Asien einzuschlagen. Ganz allgemein, sein und Außenminister Kerrys Versuch, Fortschritte im Nahen Osten zu erreichen. Sein Einsatz gegen den Klimawandel ist eine der großen Errungenschaften. Er hat dieses Ziel verfolgt und die Staaten in Paris zusammengebracht. Und dann, dass er wirklich versucht zu zeigen, dass die Vereinigten Staaten mit Partnern zusammenarbeiten und dies auch in Zukunft tun werden.”

euronews: “Sie haben in 90ern für Diskussionen gesorgt, als sie nach den Sanktionen gegen den Irak gefragt wurden. Sie sagten in einer Fernsehsendung, dass das Embargo den Preis von 500.000 toten Kindern wert war. Sie haben diese Aussage zurückgezogen, aber es kamen wieder Fragen dazu in unseren sozialen Netzwerken auf. Ein User fragt: ‘Wie kann Madeleine Albright den Tod 500.000 irakischer Kinder rechtfertigen und nachts noch ruhig schlafen?’ “

Albright: “Ich habe gesagt, dass dies das Dümmste war, was ich jemals gesagt habe. Ich habe mich dafür entschuldigt, ich habe es erklärt. Aber es scheint immer noch Leute zu geben, die das wieder herauskramen wollen. Saddam Hussein war in ein anderes Land einmarschiert. Es gab einen Plan, den Menschen im Irak Lebensmittel und Medikamente zu bringen. Saddam Hussein hat die Helfer nicht ins Land gelassen. Saddam Hussein hat diese Kinder umgebracht, nicht die Vereinigten Staaten. Ich habe in dem Interview versucht, die Sanktionspolitik, die von der vorherigen Bush-Regierung auf den Weg gebracht worden war, generell zu verteidigen. Aber manchmal sagen Menschen dumme Dinge. Ich würde mir wünschen, dass alle, die mich kritisieren, darüber nachdenken, ob sie jemals etwas gesagt haben, dass sie bereuen. Das war eine dumme Aussage. Wenn Leute sie immer wieder hervorkramen wollen, kann ich nichts dagegen tun. Ich bereue, dass ich das gesagt habe.”

euronews: “Themawechsel. Schauen wir auf die aktuellen US-Präsidentschaftswahlen. Sie sind eine große Unterstützerin von Hillary Clinton. Deren Kritiker sagen, sie sei zu steril, ihre Auftritte zu inszeniert, dass sie den Job zu sehr will und dass all dies die Menschen abschreckt. Was sagen Sie denen?”

Albright: “Ich denke, sie liegen falsch. Sie ist eine bemerkenswerte Frau, die eine sehr gute und engagierte Staatsdienerin war. Ich kenne sie schon lange. Sie ist sehr schlau, sie arbeitet sehr, sehr hart und sie hat mehr Erfahrung als irgendjemand vor ihr, der Präsident der Vereinigten Staaten werden wollte. Sie hört den Menschen zu, zu Hause und im Ausland. Als Senatorin war sie Mitglied des Streitkräfteausschusses, sie weiß also, wie das funktioniert. Als Außenministerin hat sie Amerikas Ruf wiederhergestellt. Niemand ist besser vorbereitet als sie.”

euronews: “Sie haben vor Kurzem gesagt, es gebe einen speziellen Platz in der Hölle für Frauen, die sich nicht gegenseitig helfen. Wenn Hillary Clinton ein Mann wäre, würden Sie sie dann auch so stark unterstützen?”

Albright: “Absolut, absolut. Denn ich würde lieber einen Mann unterstützen, der die richtigen Ansichten hat, als eine Frau, die gegen alles ist. Hillary Clinton ist die Person, die am besten dafür qualifiziert ist, Staatsoberhaupt der Vereinigten Staaten zu sein – ob als Mann oder als Frau.”

euronews: “Ich habe hier noch eine Zuschauerfrage – ich kann mir Ihre Antwort fast denken. Es geht um Donald Trump: ‘Ist Trump eine Bedrohung für die USA, oder ist das Gegenteil der Fall?’ “

Albright: “Beides. Denn niemand weiß, was er tut oder denkt. Er spricht zu sich selbst. Er hat zugegeben, dass er selbst derjenige ist, der sich berät. Es ist für mich sehr schwierig, zu versuchen, bei Reisen ins Ausland zu erklären, was er da für Sachen sagt. Seine Aussagen fügen Amerika und der Welt großen Schaden zu.”

euronews: “In Europa gibt es viele Leute, die verzweifelt versuchen zu verstehen, warum er in den USA so beliebt ist. Wie kann jemand wie Donald Trump so viel Zustimmung bekommen?”

Albright: “Die Medien haben eine Menge zu seinem Aufstieg beigetragen. Er ist eine gute Story und hat die Zuschauerzahlen bei einigen Sendern in die Höhe schnellen lassen. Das ist ein Teil des Problems. Aber wir werden die ganze Zeit daran erinnert, dass er bei einem sehr kleinen Teil einer Partei beliebt ist. Die Menschen können nicht zwischen einer Realityshow und der Realität unterscheiden. Der Realität, die Vereinigten Staaten von Amerika zu regieren.”

euronews: “Donald Trump wird auch für seine sexistischen Äußerungen kritisiert. Als erste Außenministerin der USA war Ihr Geschlecht in einigen Situationen sicher ein Hindernis, aber es hat Ihnen bestimmt auch geholfen. In welcher Schlüsselsituation haben Sie davon profitiert eine Frau zu sein?”

Albright: “Natürlich sind nicht alle Frauen gleich, aber ich denke, wir versuchen, eine Art persönliche Beziehung zu den Menschen herzustellen. Als Diplomatin muss man sich in die andere Person hineinversetzen. So etwas können Frauen gut. Ich habe die Kunst des diplomatischen Küssens entwickelt, das hat das Eis immer gebrochen.”

euronews: “Was bitte ist diplomatisches Küssen?”

Albright: “Im Ausland kann es kompliziert werden. In einigen Ländern ist es besonders schwierig, mal wird sich auf der rechten, mal auf der linken Wange zur Begrüßung geküsst. Ich habe das oft durcheinandergebracht, sodass Nasen zusammengestoßen sind. Die Franzosen küssen sich zwei Mal, die Niederländer drei Mal. Das ist sehr schwierig. Aber es ist eine guter Start für ein Treffen.”

euronews: “Natürlich kann ich nicht Madeleine Albright interviewen, ohne die Broschenfrage anzusprechen. Was war ihr wichtigster Broschenmoment?”

Albright: “Der Wichtigste? Da gab es einige. Manchmal habe ich das Richtige getan, manchmal das Falsche. Mein größter Broschenfehler war die Anstecknadel mit den drei Affen, die nichts hören, sehen und sagen. Ich hatte sie bei einem Treffen mit Präsident Putin an. Putin sagte zu Präsident Clinton: ‘Wir achten immer auf die Broschen von Außenministerin Albright. Warum diese drei Affen?’ Ich sagte: ‘Weil ich Ihre Tschetschenienpolitik grausam finde.’ Er wurde sehr ärgerlich, verständlicherweise. Jetzt würde ich die Affen wieder tragen, denn ich finde, dass einige der Dinge, die Putin tut, schlimm sind.”

euronews: “Was bedeutet die Brosche, die Sie heute tragen?”

Albright: “Das sind zwei Globen, das erschien mir naheliegend für eine Konferenz, die das Wort ‘global’ im Titel hat. Ich dachte, das wäre witzig.”

euronews: “Damit beenden wir unser Interview. Vielen Dank.”

Albright: “Vielen Dank.”

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