Exklusivbericht aus Flüchtlingslager Darwan im Jemen: "Es fehlt an allem"

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Von Euronews
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Der Krieg im Jemen – ein Stellvertreterkrieg zwischen Saudi-Arabien und dem Iran – hat zu einem traurigen Rekord geführt: Das Land hat laut

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Der Krieg im Jemen – ein Stellvertreterkrieg zwischen Saudi-Arabien und dem Iran – hat zu einem traurigen Rekord geführt: Das Land hat laut Hilfsorganisationen die meisten Binnenflüchtlinge weltweit. 2,2 Millionen Menschen halten sich demnach als Vertriebene im eigenen Land auf.

Auch aus der nördlich der Hauptstadt Sanaa gelegenen Stadt Sada sind viele Menschen geflohen. Viele der Flüchtlinge leben im Lager Darwan, etwa 40 Kilometer von der Hauptstadt entfernt. Euronews-Reporter Mohammed Shaikhibrahim hat das Camp besucht. Die Hauptursache für die Flucht sind laut Hilfsorganisationen die Luftangriffe der saudisch angeführten Militärkoalition auf vermeintliche Stellungen der Huthi-Rebellen. In Sada sei es für Zivilisten besonders schlimm.

“Meine Nachbarschaft wurde bombardiert”, so einer der Flüchtlinge in Darwan. “Alle waren davon betroffen, einige wurden getötet, andere hatten Glück und haben überlebt. Wir haben es irgendwann geschafft, Sada zu verlassen. Das war nicht einfach, denn die Angriffe haben eine ganze Woche gedauert.”

Die Bewohner des Flüchtlingslagers haben sich Behausungen aus Steinen gebaut, die sie in der Gegend gefunden haben. Nicht nur Essen und Trinkwasser sind knapp. “Nachts ist es kalt und wir frieren”, erzählt eine geflüchtete Frau. “Tagsüber leiden wir unter der sengenden Sonne. Manchmal bekommen meine Kinder für drei bis vier Tage nichts zu essen. Es gibt zu wenig Wasser und Gas. Es fehlt an allem.”

Viele der Kinder im Lager Darwan sind krank. Doch sie erhalten keine Behandlung. Hilfsorganisationen beklagen, dass die Lage der Menschen im Jemen angesichts anderer Kriege vergessen wird. Jamie McGoldrick, UN-Hilfskoordinator für das Land nennt die Zustände “alarmierend”: “14 Millionen Menschen sind auf Hilfe angewiesen. Die Sicherheit von sieben Millionen Menschen ist ernsthaft bedroht. Drei Millionen Kinder in diesem Land gehen nicht zur Schule. Ihr Leben ist nichts als Schmerz. Man muss sich die Gesundheitsversorgung angucken und sich vor Augen führt, wie schwierig es ist, Essen, Medikamente und Benzin ins Land zu bringen. Das alles schadet der Zukunft der Kinder.”

Dem UN-Flüchtlingshilfswerk zufolge sind 80 Prozent der Bevölkerung im Jemen auf Hilfe angewiesen.

Mohammed Shaikhibrahim: “Die Flüchtlinge hier bezahlen einen hohen Preis. Sie sind diejenigen, die die Konsequenzen dieses Krieges und der politischen Konflikte tragen müssen, vor allem die Kinder. Dieses Camp ist nur eines von vielen im Jemen, in dem die Bewohner unter katastrophalen Bedingungen leiden.”

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