Griechenland: Polizei räumt wildes Lager von Idomeni

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Von Euronews
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Die griechische Polizei hat damit begonnen, das wilde Lager von Idomeni an der Grenze zu Mazedonien zu räumen.

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Die griechische Polizei hat damit begonnen, das wilde Lager von Idomeni an der Grenze zu Mazedonien zu räumen. Bisher verläuft alles friedlich. Die Migranten, die seit Monaten in dem Lager leben und eine wichtige Bahnstrecke blockieren, sollen nun in andere Camps gebracht werden. Die Evakuierung der mehr als 8.000 Migranten könnte um die zehn Tage dauern, mehr als 1000 Polizisten sind griechischen Medien zufolge im Einsatz.

Mohammed Jarusha aus Homs: “Ich werde in ein anderes Lager gehen, das ist die einzige Lösung. Auf jeden Fall ist es der einzige Weg, und hier sind inzwischen viele Leute, sie gehen in andere Lager.”

Abdul Hadid aus Homs: “Wenn ich gewusst hätte, was mit uns passieren würde, wäre ich nicht gekommen. Unser Ziel ist Deutschland. Wir sind den Karten gefolgt, die wir haben, aber sie haben uns mitten auf der Reise gestoppt.”

Die meisten Migranten ziehen freiwillig in die anderen Lager um. Allerdings hatten Medienvertreter und Augenzeugen am Vortag zahlreiche Migranten beobachtet, die das Lager verließen, um sich in der Region zu verstecken. Der Fernsehsender Alpha zeigte Gruppen von Migranten aus Pakistan und Afghanistan, die sich zu Fuß von dem Lager entfernten und in den Feldern westlich von Idomeni verschwanden. Aktivisten hatten die Lagerbewohner über die bevorstehende Räumung informiert.

In Idomeni hatte sich nach der schrittweisen Schließung der Balkanroute im Februar und dem Bau eines Zauns seitens Mazedoniens ein wildes Lager gebildet. Bis zu 15 000 Menschen harrten im März in der Region aus. Sie hofften, dass die Balkanroute wieder aufgemacht wird, damit sie nach Mittel- und Nordeuropa weiterreisen können.

Medien berichteten von Drogenhandel und Prostitution in dem – wie sie es nannten – “Ghetto” von Idomeni. Zudem sperren Migranten die wichtige Eisenbahnverbindung Griechenlands nach Norden. Mehr als 300 Güterwaggons sind auf beiden Seiten der Grenze zwischen Griechenland und Mazedonien steckengeblieben. Die Importeure und Exporteure beklagen Verluste in Millionenhöhe.

Das wilde Lager von Idomeni

Noch vor gut einem Jahr war der kleine griechische Grenzort Idomeni bestenfalls unter Eisenbahnromantikern, Rucksacktouristen und ehemaligen Gastarbeitern bekannt. Kaum 200 Bewohner leben dort in unmittelbarer Nachbarschaft zur mazedonischen Grenze. Es gibt einen kleinen Bahnhof, der Güterverkehr von und nach Griechenland rattert über die Strecke.

Im Jahr 2015 jedoch wurde der Grenzübergang im Zuge des Flüchtlingsansturms auf Europa zum Startpunkt der sogenannten “Balkanroute”: Wer es von Syrien und anderen Ländern zu den griechischen Inseln schaffte, reiste früher oder später über Idomeni entlang der Eisenbahnschienen weiter gen Norden.

Als Mazedonien seine Grenze im Februar dieses Jahres schloss, um den Flüchtlingsstrom zu stoppen, erlangte Idomeni schließlich traurige Berühmtheit. Quasi über Nacht sammelten sich fast 15.000 illegale Migranten an der Grenze an. Es entstand ein provisorisches, wildes Lager ohne Toiletten, ohne medizinische Versorgung.

Bis heute harrt ein harter Kern aus Migranten in der Zeltstadt von Idomeni aus. Sie hoffen immer noch, die Grenze werde sich öffnen, damit sie ihre Reise, die zumeist Deutschland als Ziel hat, fortzusetzen. Obwohl mittlerweile viele Hilfsorganisationen vor Ort sind, verschlimmert sich die Situation. Unter anderem kursieren Berichte über Prostitution und Drogenhandel im Lager. (dpa)

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