Euronews-Team ebenfalls gefangen genommen

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Unserer Reporter Mohammed Shaikhibrahim hat sich vor kurzem zum Filmen in den Jemen gewagt.

Unserer Reporter Mohammed Shaikhibrahim hat sich vor kurzem zum Filmen in den Jemen gewagt. Eine schwierige Mission – schon im Vorfeld. Er erzählt von seinen Erlebnissen:

Sophie Claudet, euronews:
“Der Jemen ist belagert: Wie sind Sie überhaupt ins Land hineingekommen?”

Mohammed Shaikhibrahim:
“Das war natürlich nicht einfach. Wir haben monatelang versucht, ins Land zu kommen. Und hatten vielfältige Schwierigkeiten. Es gibt zum Beispiel keine Flughäfen für internationale Flüge. Der Flughafen von Sanaa war völlig zerstört, das Gleiche beim Flughafen in Aden. Aber seit kurzer Zeit gibt es einige Flüge zur Hauptstadt Sanaa, die von der Ansar-Allah-Gruppe, den Huthis, kontrolliert wird. Wir haben auch ewig gebraucht, die diversen obligatorischen Einreise-Genehmigungen zu bekommen, vor allem die von der Ansar-Allah-Bewegung, die die Hauptstadt und deren Flughafen kontrollieren. Journalisten, die in den Jemen wollen, kommen an ihnen nicht vorbei.”

euronews:
“Wie gefährlich ist der Jemen für Journalisten?”

Mohammed Shaikhibrahim:
“Es gibt da viele Gefahren: Entführungen, Morde – das Land ist völlig aus den Angeln gehoben, es gibt Morde im Innern und Bombardements durch Luftangriffe von außen. Das sind alles Gefahren auch für Journalisten, die in den Jemen reisen wollen.”

euronews:
“Ist Ihnen was passiert?”

Mohammed Shaikhibrahim:
“Ja. Speziell im Norden in Saada. Als wir in einem beschädigten, verlassenen Gebäude filmten, wurden wir von bewaffneten Männern festgehalten, die sich als Huthis ausgaben. Später wurde klar, dass es Stammesangehörige waren, die sich zwar der Huthi-Bewegung angeschlossen hatten, aber eigene Ziele verfolgten. Wir waren so etwas wie Geiseln, es gab Verhandlungen zwischen den zwei Gruppen. Unser Drei-Mann-Team ist vier Stunden lang festgehalten worden, der Kameramann noch eine weitere, und unsere Ausrüstung noch sechs Stunden, bis der Vertreter der Huthis unsere Freilassung samt Material ausgehandelt hatte.”

euronews:
“Zum Glück sind Sie heil rausgekommen. Wo stehen die Zivilisten in diesem Krieg?”

Mohammed Shaikhibrahim:
“Die Zivilisten sind in zwei Lager geteilt. Einige unterstützen die Truppen im Süden, andere stehen hinter den Huthis. Das darf man nicht ignorieren. Beide Seiten haben Rückhalt in der Bevölkerung, die sich aus Stämmen zusammensetzt. Denn die jemenitische Gesellschaft ist eine Stammesgesellschaft. Und sie ist auch eine kriegerische Gesellschaft, eine Gesellschaft aus Kämpfern vom Naturell her, die alle insbesondere für den Bodenkampf ausgebildet werden. Dadurch sind Krieg, Kämpfe und Waffen ein Teil der Kultur der Jemeniten geworden, das habe ich dort auch gespürt. Es ist sehr bedrückend. Das Elend im Jemen ist groß – aber dennoch würde das jemenitische Volk niemals eine Intervention eines anderen Landes auf seinem Territorium akzeptieren.”

Exklusivbericht aus Flüchtlingslager Darwan im Jemen: “Es fehlt an allem” https://t.co/pAOJAiB4LU

— euronews Deutsch (@euronewsde) May 11, 2016

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