Die "Euro 2016" - Favoriten, Geheimtipps und Außenseiter

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Am 10.

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Am 10. Juni beginnt in Paris die Fußball-Europameisterschaft. Erstmals nehmen 24 Mannschaften an dem Turnier teil. Im ersten Teil unserer Vorschau auf die “Euro 2016” haben wir die Redakteure der euronews-Sportredaktion zu Wort kommen lassen. Hier nun ein etwas nüchternerer Blick auf die Teams, die in den kommenden vier Wochen um den Titel kämpfen. Wer sind die Favoriten, wer hat Außenseiterchancen und wer nicht? Hier ist unsere Übersicht:

Die Favoriten

Spanien: Das Team reist als Titelverteidiger nach Frankreich und könnte Geschichte schreiben: als erste Mannschaft könnte Spanien den Europameistertitel drei Mal in Folge gewinnen. Im europäischen Vereinsfußball ist Spanien weiter dominant: mit Atletico und Real Madrid standen zwei Teams aus der Primera Division im Finale der Champions-League. Allerdings sind nicht mehr alle Spieler aus der goldenen Generation der Spanier dabei: Xavi, zum Beispiel, kickt inzwischen in Katar und kommt für die Nationalmannschaft nicht mehr in Frage. Andrés Iniesta zieht weiter die Fäden im Mittelfeld, muss aber jetzt mit einer neuen Generation von Spielern arbeiten – die ihm irgendwann auch seinen Platz streitig machen werden. Auf jeden Fall wollen die Spanier das desaströse Auftreten bei der WM in Brasilien vergessen machen.

Spanien spielt in der Gruppenphase gegen Tschechien, die Türkei und Kroatien.

Frankreich: Als Gastgeber gehört man immer zum Favoritenkreis. Für Frankreich gilt dies aber im Besonderen: 1984 und 1998 richtete das Land zuletzt große Fußballturniere aus – und ging jedes Mal am Ende als Sieger vom Feld. Die Ausbootung von Karim Benzema von Real Madrid wegen einer Erpressungsaffäre hatte Unruhe in die Mannschaft gebracht. Jetzt hofft Trainer Didier Deschamps, dass das Team diese Querelen hinter sich lässt. Die Mannschaft ist gespickt mit internationalen Stars. Vorne wirbeln mit Antoine Griezmann, Paul Pogba und Kingsley Coman Spieler aus internationalen Topligen. Wie immer wird sich die Frage stellen, ob die Top-Individualisten Frankreichs zu einer Mannschaft zusammenfinden.

Frankreich spielt in der Gruppenphase gegen Rumänien, Albanien und die Schweiz

Deutschland: Es war sicherlich nicht die souveränste Qualifikation einer deutschen Mannschaft für dieses Turnier, wie insgesamt die zwei Jahre seit dem WM-Titel von Brasilien nicht zu den souveränsten Jahren des deutschen Teams gehören. Schwamm drüber: Deutschland gehört immer zum Kreis der Favoriten, selbst die Mannschaft auch in den letzten Testspielen nicht gerade den besten Eindruck hinterließ. Ob und wann Verteidiger Mats Hummels wieder zum Team stoßen wird ist ungewiss und so lange bleibt die Abwehr eine Dauerbaustelle für Bundestrainer Joachim Löw. In den Testspielen gegen England und Italien hat er angedeutet, dass er möglicherweise mit einem anderen taktischen System spielen wird, als die vergangenen Jahre. Unter anderem deutete sich als feste Variante eine Dreierkette in der Abwehr an, sowie Mesut Özil als Alternative auf der Sechser-Position.

Deutschland spielt in der Vorrunde gegen Nordirland, Polen und die Ukraine.

Die Geheimtipps

Italien: Kapitän und Torwart-Legende Gianluigi Buffon führt das 23-köpfige Aufgebot Italiens für die Fußball-EM in Frankreich an. Nationaltrainer Antonio Conte verzichtete bei der Nominierung seines endgültigen Kaders auf große Überraschungen. Conte strich insgesamt sieben Profis aus dem vorläufigen Aufgebot, darunter auch den verletzten Mittelfeldspieler Riccardo Montolivo vom AC Mailand. Der Ex-Dortmunder Ciro Immobile und Routinier Daniele De Rossi vom AS Rom schafften hingegen den Sprung ins endgültige Aufgebot der Azzurri. „Wir erleben vielleicht gerade nicht unseren besten Moment, aber wenn niemand etwas erwartet, schafft man manchmal Überraschungen“, sagte Kapitän Buffon am Dienstagabend bei der Präsentation des Kaders.

Gegner in der Gruppe E sind dann Belgien, Schweden und Irland.

Belgien: Prunkstück der Mannschaft ist die Offensive mit dem früheren Wolfsburger Kevin de Bruyne und Torjäger Romelu Lukaku. Die Defensive präsentiert sich dagegen anfällig, wie zuletzt im Testspiel gegen Norwegen in Brüssel. Da kassierte das Team zwei Gegentore und konnte nur mit viel Mühe eine Niederlage vermeiden. Der Mannschaft fehlt hinten Stabilität. Hier macht sich unter anderem das Fehlen von Nicolas Lombaerts von Zenit Sankt Petersburg bemerkbar.

Am ersten Gruppenspieltag trifft Belgien am 13. Juni in Lyon auf Italien.

England: Spielt Wayne Rooney oder spielt er nicht? Und wenn ja: welche Rolle spielt er? Diese Fragen beschäftigen den englischen Fußballfan vor der Euro 2016. Der alternde Star der Mannschaft kann an guten Tagen den Unterschied ausmachen, an schlechten Tagen wirkt er wie ein Fremdkörper in der Mannschaft. Der Kader von Trainer Roy Hodgson ist mit einem Durchschnittsalter von 25 Jahren sehr jung und könnte durchaus die K.O-Runde erreichen, wenn alles gut läuft. England hat in der Qualifikation alle 10 Spiele gewonnen. Zuletzt gab es allerdings ein mageres 1:0 bei der EM-Generalprobe gegen Portugal. Dort fehlte Rooney noch die taktische Abstimmung mit seinen Angriffspartnern Harry Kane und Jamie Vardy. Dennoch reist das englische Team mit der erfolgreichen Bilanz von drei Siegen in drei Vorbereitungsspielen zur EM.

Bei der Euro treffen die Three Lions auf Russland, Wales und die Slowakei.

Außenseiter

Wales: Mit Champions-League-Sieger Gareth Bale von Real Madrid reist Neuling Wales zur Europameisterschaft nach Frankreich. Neben dem Superstar nominierte Fußball-Nationaltrainer Chris Coleman 22 weitere Profis für den endgültigen Kader. Mit zwölf Profis spielt knapp die Hälfte des Aufgebots bei Clubs in der englischen Premier League. Bale ist dabei der einzige Spieler im walisischen Aufgebot, der nicht auf der britischen Insel sein Geld verdient. Leistungsträger sind
neben dem Flügelflitzer auch Aaron Ramsey vom FC Arsenal, Andy King von Meister Leicester City oder Joe Allen, der bei Jürgen Klopps FC Liverpool spielt.

Wales trifft im ersten EM-Spiel am 11. Juni in Bordeaux auf die Slowakei. Danach folgen die Begegnungen gegen England und Russland.

Albanien: Albanien bestreitet sein Debüt bei der Fußball-Europameisterschaft mit zwei Bundesligaprofis. Abwehrspieler Mergim Mavraj vom 1. FC Köln und Mittelfeldspieler Amir Abrashi vom Aufsteiger SC Freiburg schafften es in den endgültigen EM-Kader. Der erst 19 Jahre alte Milot Rashica von Vitesse Arnheim, der als größtes Talent des Landes gilt, steht dagegen nicht im finalen Aufgebot. Rashica könnte möglicherweise daher künftig für das Kosovo spielen, das gerade erst vom Weltverband FIFA als Mitglied aufgenommen worden war.

Albanien trifft bei der ersten Teilnahme an einer EM in der Vorrunde auf Gastgeber Frankreich, auf die Schweiz und Rumänien.

Irland: „Tiki-Taka sind die anderen“:http://www.zeit.de/sport/2016-06/irland-fussball-em-frankreich-europameister – das kann man tatsächlich über den irischen Fußball sagen, der auch heute noch aus viel Rennen und Kämpfen besteht. Die Hoffnungen des Landes ruhen auf Altstar Robbie Keane von Los Angeles Galaxy, obwohl der in den beiden entscheidenden Play-Off-Spielen der Qualifikation gegen Bosnien-Herzegowina nur auf der Bank saß. Auch im vielleicht besten Spiel der Iren in der Qualifikation stand er nicht im Kader: beim 1:0-Sieg gegen Deutschland. Dennoch ist er mit seiner Ruhe und seinen Toren für das Team unersetzlich. Für seine Mannschaft ist es die dritte Teilnahme bei einer EM überhaupt.

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Irland spielt in der Gruppenphase gegen Italien, Schweden und Belgien.

Island: Die Isländer sind das Team, das die Niederlande aus der Qualifikation geschmissen haben. Vielleicht haben sie schon alleine deshalb die Sympathien vieler deutscher Fußballfans sicher. Sie sind zum ersten Mal bei einer Europameisterschaft dabei. Die Mannschaft ist nicht zu unterschätzen: Trainer Lars Lagerbäck lässt einen flexiblen und aggressiven Angriffsfußball spielen. Das Land hat sich in der Fifa-Weltrangliste innerhalb von vier Jahren von Platz 108 auf Platz 34 gesteigert.

Island spielt in zunächst gegen Portugal, Ungarn und Österreich.

Slowakei: Einen Titel hat die Slowakei schon einmal sicher: „Weltmeisterbesieger“, seit dem 3:1-Sieg gegen Deutschland in der Regenschlacht von Augsburg Ende Mai. Die Mannschaft ist ein klassischer Favoritenschreck und wird oft mal unterschätzt. Das hat zum Beispiel Italienbei der WM 2010 zu spüren bekommen, als die Slowakei den mehrfachen Weltmeister aus der Vorrunde warf. In der EM-Qualifikation besiegte das Team unter anderem Titelverteidiger Spanien.

Die Gruppengegner heißen England, Russland und Wales.

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