Untersuchungsbericht kritisiert Blairs Irakpolitik

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Von Andrea Büring
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Zum ersten Mal seit dem 2.

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Zum ersten Mal seit dem 2. Weltkrieg beteiligte sich Großbritannien 2003 an der Invasion eines souveränen Staates, des Iraks. Ein Fehler von höchster Schwere – so beginnt der britische Untersuchungsbericht des früheren Regierungsbeamten John Chilcot.

“Die Untersuchung beurteilt nicht, ob der Militäreinsatz legal war. Wir kamen jedoch zum Ergebnis, dass die Umstände, unter denen die Entscheidung FÜR einen britischen Militäreinsatz fielen, kaum zufriedenstellend waren,” erklärte dieser.

2002 verhängten die Vereinten Nationen Sanktionen gegen den Irak unter der Führung von Saddam Hussein. UN-Inspektoren untersuchten, ob das Land chemische, biologische oder atomare Massenvernichtungswaffen entwickelte. Statt voll mit den Vereinten Nationen zu kooperieren, setzte Saddam Hussein jahrelang auf Taktik und Ausweichmanöwer.

Zu diesem Zeitpunkt beendete die Regierung in London ihre Bemühungen um eine friedliche Lösung und schloss sich der aggressiveren Politik Washingtons an. Tony Blair warnte, “die Bedrohung durch Saddam Hussein und durch chemische, biologische und möglicherweise atomare Massenvernichtungswaffen ist real. Der Sinn liegt heute darin, eine angemessene Strategie zu finden, denn zum Handeln sind wir gezwungen.”

Wenige Tage später zitierte der britische Premierminister einen 50-seitigen Bericht im Unterhaus, aus dem angeblich eine mögliche Bedrohung durch Saddam Hussein hervorgeht. Daraus erschließe sich, dass der Irak chemische und biologische Waffen habe, dass Saddam weitere Waffen herstelle und dass es Kriegspläne gebe, bei denen chemische und biologische Waffen zum Einsatz kommen sollten, welche innerhalb von 45 Minuten aktiviert werden könnten, behauptete Blair damals.

Chilcot kritisierte, “die Schlussfolgerungen über die Kapazitäten des Iraks und der am gleichen Tag veröffentlichte Bericht wurden in mit einer Bestimmtheit präsentiert, die nicht gerechtfertigt war.”

Trotzdem schloss sich Großbritannien den USA an, um in den Irak einzumarschieren.

Dem Untersuchungsbericht zufolge “hätte das zu einem gewissen Zeitpunkt notwendig sein können – nicht aber im März 2003, als noch keine unmittelbare Gefahr von Saddam Hussein ausging.”

Großbritannien war in vier Provinzen im Südosten des Iraks stationiert, ohne dass die britischen Soldaten ausreichend ausgerüstet und abgesichert waren, schlussfolgert der Bericht. “Die Vorbereitungen der britischen Regierung waren ungenügend, als es um immense Aufgaben wie die Stabilisierung und den Wiederaufbau des Iraks ging sowie die Verantwortung, die natürlich auf Großbritannien zurückfallen würde,” bemängelte Chilcot.

Fast 180 eigene Soldaten und mindestens 150.000 Iraker wurden in dem sechs Jahre dauernden britischen Militäreinsatz getötet.

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