"Außerhalb von Zeit und Welt": Nézet-Séguin dirigiert Bruckners Neunte

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Erfüllung eines Lebenstraums: Der Kanadier Nézet-Séguin führt mit den Wiener Philharmonikern Bruckners Neunte Sinfonie in Wien auf

Er ist ein Dirigent, um den sich alle reißen: Yannick Nézet-Séguin. Der Kanadier wurde jetzt als nächster Generalmusikdirekter der New Yorker Metropolitan Opera ernannt. Gerade hat er zum Abschluss seiner Tournee mit den Wiener Philharmonikern Anton Bruckners Neunte Sinfonie aufgeführt. Ein Glücklicher, der aus seiner Leidenschaft seinen Beruf machen konnte.

Im Wiener Musikverein erklingt einmal wieder Bruckners Neunte Sinfonie – das unvollendete Meisterwerk des österreichischen Komponisten. Die Wiener Philharmoniker spielen unter einem der talentiertesten Dirigenten der jüngeren Generation, Yannick Nézet-Séguin. “Dieses Werk zu dirigieren, mit diesem Orchester, in diesem Saal – das ist vielleicht der größte Traum meines Lebens! Ich habe die ganze Woche versucht, nicht auch noch daran zu denken, das hätte mir zusätzlichen, kaum auszuhaltenden Stress gemacht!” Er lacht. “Aber für mich ist es trotzdem die Erfüllung eines Lebenstraums!”

Die Arbeit an der Neunten Sinfonie zog sich für Bruckner lange hin, bis zu seinem Tod schaffte er es nicht mehr, sie fertigzustellen. Nachdem er zuvor Werke schon dem König und dem Kaiser gewidmet hatte, wollte er laut Überlieferung diese Sinfonie Gott widmen.

“Bruckner hatte viel für Hommagen übrig”, erklärt Nézet-Séguin, “sei es für Beethoven, sei es für Wagner. Und er setzte alles daran, eine musikalische Sprache zu finden, die völlig außerhalb der Musikgeschichte steht. Und das macht meiner Meinung nach die Schönheit seiner Werke aus. Diese Anmutung außerhalb der Zeit, außerhalb der Welt, fern von den ausgetretenen Pfaden, macht diesen Komponisten schwerer verständlich, aber einzigartiger und spezieller.”

Nézet-Séguin, ein musikalischer “Hansdampf in allen Gassen”. Mit seinen 41 Jahren hat er schon viele namhafte Orchester und Konzerthäuser “ausprobiert”: Ob die Wiener, Berliner und Londoner Philharmoniker, die Mailänder Scala oder die Salzburger Festspiele. Er ist Musikdirektor des Philadelphia Orchestra, des Rotterdamer Philharmonischen Orchesters und des kanadischen Orchestre Métropolitain. Auch in der digitalen Welt ist er zu Hause.

Eins seiner Rezepte: “Introspektion. Selbstbeobachtung ist der natürliche, zwangsläufige Weg eines Künstlers, der wie ich das Glück hat, über Jahre, seit ich fünf bin, Musik machen zu können. Ich habe auch enorme körperliche Energie, dank derer ich viele Projekte machen und mich körperlich und intellektuell voll in jedes Projekt einbringen kann. Aber das hindert mich nicht an der Selbstbeobachtung, daran, herauszufinden, was die wahre Botschaft in jedem Werk ist, die ich den Menschen vermitteln will. Ohne dass ich mich zu sehr vom Wirbel um mich herum beeinflussen lasse.”

Seine Passion fürs Dirigieren ließ er schon früh erkennen, wie ein Video des 10jährigen Nézet-Séguin zeigt.

Getrieben ist er von einem Wunsch: “Meine Mission als Musiker ist, der Welt ihre Schönheit zu geben. Wir als Dirigenten haben umso mehr diese Aufgabe. Wir müssen den Leuten Schönheit und Glück vermitteln, das ist die Rechtfertigung für unsere Kunst. Wenn man von Schönheit und Glück spricht, heißt das nicht immer zwangsläufig Spaß und Party. Aber es bedeutet immer Freude mit einem großen ‘F’, die unterschwellig in allem mitschwingt, was wir tun.”

Mehr über Yannick Nézet-Séguin:
Die Welt

New York Times

Montreal Gazette

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