ISIL-Bekennervideos: wohl dosierter und kalkulierter Horror

ISIL-Bekennervideos: wohl dosierter und kalkulierter Horror
Von Andrea Büring
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Paris, Brüssel, Nizza oder Würzburg – es sind Schauplätze grausamer Attentate.

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Paris, Brüssel, Nizza oder Würzburg – es sind Schauplätze grausamer Attentate. Wie die zeitgleichen Anschläge von Paris mit mehreren Selbstmordattentätern. Dann die Schießerei eines einzigen Mannes in Orlando. Die Messerattacke auf einen Polizisten bei Paris. Die Amokfahrt von Nizza. Ein 17-Jähriger, der Menschen in einem Regionalzug in Würzburg mit der Axt angreift.

Unterschiedlicher könnten sie nicht sein, die Anschläge.
Nur zwei Details haben sie alle gemein: den Willen zu töten, und eine Verbindung zu ISIL.

Terrorismusexperte Peter Neumann vergleicht die Taten von Nizza und Würzburg:

An Nizza + Würzburg bemerkenswert ist nicht die Tat oder die Aktivierung von einsamen Wölfen, sondern die Schnelligkeit der Radikalisierung.

— Peter R. Neumann (@PeterRNeumann) 19. Juli 2016

Bekennerschreiben und -videos

Zur Tat bekennt sich die Terrororganisation für gewöhnlich mit einem Bekennerschreiben, das auf der ISIL-Website “Amaq” veröffentlicht wird – einer Art Presseorgan der Terroristen. Experten stufen sie normalerweise als authentisch ein, auch wenn die Attentate sich nicht gleichen.

Auch bei den Bekennervideos gibt es große Unterschiede. Angefangen bei hastigen Bekundungen wie der des Polizistenmörders von Paris. Oder Testamenten, die die Unterschrift “Soldat des Kalifats” tragen.

Suche nach ISIL-Sympathisanten

Mit anderen Videobotschaften gehen die Rekruten des so genannten Islamischen Staates auf Nachwuchssuche. Darin fordern sie Muslime auf, sich für die gemeinsame Sache einzusetzen, oft mit brutaler Wortwahl. Es wird vermutet, dass sich der Attentäter von Nizza von diesem Video inspirieren ließ.

Da er lediglich ISIL-Sympathisant und kein so genannter Soldat des Kalifats war, bekannten sich die IS-Dschihadisten erst sehr spät, anderthalb Tage nach der Tat, zum Anschlag. Ihre Reaktion blieb sehr vage: Man habe einen Appell gesendet, der vom Täter erhört wurde.

Ein Trittbrettfahrer, der seine eigene Vorgehensweise wählte. Für den Islamexperten Gilles Kepel ist “das Attentat von Nizza im Vergleich zu früherenAnschlägen auffällig, weil es hier um andere Dimensionengeht. Es gibt einen Täter mit einem seltsamen Profil, dereinen Alltagsgegenstand – einen Lieferwagen – benutzt,und eine Menschenmenge niedermetzelt, insbesondereKinder. Ein Bild des Horrors. Beim Attentat vonMagnanville, als der Täter vor wenigen Wochen einenPolizisten mit einem Messer tötete, hatte der vorher einVideo vorbereitet. Das wurde auf der Seite von ISIL zwarveröffentlicht – doch erst, nachdem die Terrormiliz Stellen,die zu weit gingen, aus dem Clip entfernt hatte. Siebefürchteten, dass dadurch mögliche Sympathisantenabgeschreckt würden.”

ISIL militärisch auf dem Rückzug

Auch wenn die Attentate unterschiedlich sind, so verfolgen sie einen Zweck: Die Dschihadistenmiliz bleibt im Gespräch und verbreitet Terror. Dadurch soll in Vergessenheit geraten, dass sie in Syrien und im Irak große Verluste hat und militärisch zurückgedrängt wird.

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