Paavo Järvi - Estlands "Glücklicher Mann"

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Von Euronews mit Margitta Kirstaedter (dt. Fassung)
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Der Dirigent Paavo Järvi gibt seiner Heimat Estland mit dem Pärnu Musikfestival etwas von seinem Ruhm zurück

Im Seebad Pärnu an Estlands Ostseeküste beschwört Viktoria Mullova den Zauber von Sibelius’ Violinkonzert herauf – beim Pärnu Musikfestival.

Das einstige Pernau wird im Sommer sozusagen zu Estlands Hauptstadt: Nicht nur wegen der vielen Badegäste, sondern auch dank zahlreicher Kulturveranstaltungen und dank des Musikfestivals, das der estnische Dirigent Paavo Järvi 2010 ins Leben rief, zusammen mit seinem Vater – beide passionierte Dirigenten aus einer Musiker-Familie.

“Ich bin in Tallinn aufgewachsen, und jeden Sommer verbrachten wir drei Monate Ferien in Pärnu”, erzählt Paavo Järvi, den wir in der prachtvollen Jugendstil-Villa Ammende treffen. “Es war gar nicht ungewöhnlich für uns, dort auf David Oistrach zu stoßen … ich habe sogar Dmitri Schostakowitsch in Pärnu getroffen, und viele Künstler wie Gidon Kremer… Ich bringe meine Kinder her, die in Amerika leben, und heute sagen sie, Papa, wir fahren heim. Es gibt nichts Besseres für mich als zu hören, dass sie sagen, wir fahren heim nach Pärnu. Das bedeutet einem als Esten natürlich etwas.”

Bereichert durch die Arbeit mit großen Musikern

Das Estonian Festival Orchestra, das sich zur Hälfte aus Esten zusammensetzt und zur Hälfte aus Musikern, die Järvi in seiner Dirigentenlaufbahn kennenlernte, spielte bislang nur in Pärnu. Nächstes Jahr bricht es in andere Länder Europas auf. Järvi: “Auch wenn wir hier sehr wenig Schlaf bekommen und sehr viel arbeiten, aber es gibt da immer ein enormes Gefühl, etwas vollbracht zu haben, gute Musik gemacht zu haben – viel Adrenalin. Jeden Sommer fühle ich mich reicher dadurch, dass ich einige der größten Musiker, die heute leben, persönlich und sehr gut kennenlernen kann.”

Meisterkurse für den Dirigenten-Nachwuchs

Das diesjährige Festival präsentierte gemäß seiner Philosophie auch ein modernes Werk des estnischen Komponisten Erkki-Sven Tüür. Neben zeitgenössischen Stücken und Musik aus dem Norden, wie Nielsens Zweiter Sinfonie, gehört zum Festivalprogramm außerdem die Järvi-Akademie mit Meisterkursen unter drei Dirigenten: Paavo, seinem Bruder Kristjan und dem berühmten Vater, Neeme Järvi.

De jonge dirigenten van de Järvi Academy werken vandaag voor het eerst met het PSO. #PSOGBpic.twitter.com/m5O5Vzcxey

— Philips Symf Orkest (@PhilipsSymfOrk) July 9, 2015

Der charismatische 79-Jährige gibt uns gleich eine praktische Lektion: “Dirigieren ist eine Kombination aus allem: Meine Augen sagen Ihnen etwas: Mach das! Tu dies! … Ihre Wünsche… und Ihre Augen… Sie müssen mit den Augen sprechen! Ich rede jetzt mit Ihnen, jetzt! Sie sehen, ich mache was mit meinen Augen… und Sie lachen schon – warum? Weil ich rede – aber ohne ein Wort zu sagen!”

Dirigenten aus Leidenschaft, der Vater wie der Sohn Paavo: “Wir sind glücklich dran, denn wir wachen am Morgen auf, und nach einer Tasse Kaffee ist unsere sogenannte ‘Arbeit’, mit den größten Genies zu tun zu haben, die jemals lebten: Mozart, Mahler, Beethoven. Das ist kein schlechter Job! Wenn Sie Sibelius’ Sinfonie dirigieren, wenn Sie Mahlers Sinfonie dirigieren… dann können Sie sich nicht beschweren. Dann sind Sie ein glücklicher Mann!”

Mehr über Paavo Järvi: – anlässlich seines Auftritts in der Pariser Philharmonie im vergangenen Jahr

- Interview

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