Ein zweiter Schokopudding? Nein danke!

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Von Andrea Bolitho mit Margitta Kirstaedter (dt. Fassung)
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Bissen zählen statt Kalorien: Das Splendid-Projekt kämpft mit Kau-Sensoren und Mandometer gegen Essstörungen

Übergewicht und Fettleibigkeit nehmen in Europa und weltweit zu. Wie der Volkskrankheit Einhalt gebieten? Das Splendid-Projekt will mit technischen Hilfsmitteln Betroffenen und Gefährdeten mehr Bewusstsein dafür schaffen, wie sie essen, und so Essstörungen vorbeugen.

Das europäische Forschungsprojekt verwendet Sensoren, die die Kaubewegungen und die körperliche Aktivität messen, und sogenannte Mandometer, die wiegen, was vom Teller heruntergenommen und gegessen wird, und wie schnell. Zwei Jahre lang haben die Schüler am Internationalen Englisch-Gymnasium in Stockholm ihr Mittagessen per Mandometer gewogen und die dazugehörige Smartphone-App und die Sensoren getestet.

Ioannis Ioakeimidis vom Splendid-Projekt erklärt, wie der Kau-Sensor funktioniert: “Man steckt ihn ins Ohr. Er registriert alle Kaubewegungen. Zusammen mit zusätzlichen Daten nutzen wir ihn, um automatisch, ohne unsere persönliche Anwesenheit, den Tag über zu quantifizieren, wie viel die Probanden zwischendurch essen.”

Die Forscher entwickeln eine Plattform, die die Daten aller Messgeräte auswertet und den Nutzern rückmeldet, wie sie ihr Essverhalten ändern sollten. Den Schülern brachte die Messung ganz neue Einblicke:

“Mir wurde erst dadurch bewusst, wie viel ich zwischendurch esse.”
“Ich war echt erstaunt, wie schnell ich esse.”
“Wie viele Bissen ich genommen habe! Und wie viel mit einem Bissen.”
“Das war für mich ein Alarmsignal, und gut, das zu erkennen.”
“Damit kann man schneller Essmuster erkennen, Hilfe bekommen. Ich hatte auch Essstörungen. Das hätte mir geholfen.”

Das Mandometer wurde in den neunziger Jahren von schwedischen Forschern entwickelt. Das Gerät misst nicht, was man isst, sondern wie man isst, wie viel auf den Teller kommt, wie schnell dies gegessen wird – und es fragt nach, ob man wirklich noch hungrig ist. Das Splendid-Projekt mit Partnern in vier weiteren Ländern baut diese Basis mit seiner Plattform aus.

Man rechnet mit einer wachsenden Zielgruppe. Seit 1980 hat sich die Zahl der Fettleibigen laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) weltweit mehr als verdoppelt. In Schweden bieten die Mandometer-Kliniken Hilfe bei Essstörungen an. Sie sind auch am Splendid-Projekt beteiligt. Mitbegründerin Cecilia Bergh setzt auf Prävention: “Die Alternative sind Medikamente, oder medizinische Eingriffe, und eine sehr langwierige Behandlung. Ziel unserer Arbeit ist, Essstörungen und Fettleibigkeit schon im Vorfeld zu verhindern.”

Weltweit haben laut WHO fast zwei Milliarden Menschen Übergewicht. Pierre Vial hat in der Mandometer-Klinik in einem Dreivierteljahr über vierzig Kilo abgenommen. Er erzählt, wie sich das Dicksein auf sein Leben auswirkte: “Wenn man so fett wird, beginnt man, sich zu hassen. Man schaut nicht mehr in den Spiegel, kauft sich zum Anziehen einfach nur noch irgendwas und kann sich selbst nicht mehr ertragen.”

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