Burkini: Zu wenig nackte Haut für Frankreichs Sittenwächter

Burkini: Zu wenig nackte Haut für Frankreichs Sittenwächter
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Von Sabine Sans
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Links ein Bikini, rechts ein Burkini.

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Links ein Bikini, rechts ein Burkini. Ist man angeklagt, nicht “korrekt und den guten Sitten entsprechend” angezogen zu sein, wie es ein Erlass der Stadt Cannes fordert, könnte man an ersteres Kleidungsstück denken.

Dem ist aber nicht so. In Frankreich wird diesen Sommer heiß um den Burkini debattiert. Ende Juli führte die südfranzösische Stadt eine verschärfte Strandkleiderordnung ein. Villeneuve-Loubet bei Nizza und Sisco im Norden Korsikas zogen nach. In der städtischen Verordnung werden Burkinis nicht explizit genannt, jedoch auf die in Frankreich geltende Laizität gepocht. Außerdem soll die Bevölkerung vor terroristischen Taten geschützt werden.

“Ich möchte, dass dieses aus der Reihe tanzen aufhört, diese Art von Art Apartheid, zunächst mit Kleidungsstücken und außerhalb der französischen Gemeinschaft. Wir sind hier in Frankreich, in der Französischen Republik ist jeder gleich, unabhängig von der Abstammung oder Religion”, verteidigt der Bürgermeister von Villeneuve-Loubet Lionel Luca das Verbot.

Replace “secularism” with “Islam” & then decide how legal this is pic.twitter.com/vPxLDrxoM0

— Madeline Sanchez (@madsanch) 12. August 2016

Aber gibt es in Frankreich einen rechtlichen Rahmen, um Burkinis zu verbieten? Dieses Kleidungsstück, das 2013 von einem libanesischen Designer in Australien entworfen wurde. Es soll Muslimas das Baden entsprechend ihrem Glauben ermöglichen.

“Das einzige verbotene Kleidungsstück ist die Burka, die das Gesicht verhüllt. Das ist hier nicht der Fall. Bei Frauen, die mit einem Burkini schwimmen, sind die gleichen Körperteile bedeckt wie bei Frauen, die verschleiert sind. Also stigmatisiert man Muslimas und schließt sie von Stränden und Badestellen aus”, so Feiza Ben Mohamed von der französischen “Association des musulmans”.

Betroffene Frauen reagieren mit Unverständnis – so wie dieses junge Mädchen:

“Das ist lächerlich. Ich sehe völlig nackte Menschen. Ich verstehe nicht, warum man nicht bekleidet sein darf.”

#Cannes#Frankreich#Burkiniverbot#Cartoon Tommy #Schwarwelpic.twitter.com/dyFVgE6Qfr

— JoliMonde (@PresseZeichnung) 13. August 2016

Wo liegt der Unterschied zwischen dem beanstandeten Kleidungsstück und einem Surfanzug oder einem langärmlichen Schutz gegen Sonne? Schwierig zu rechtfertigen.

.GerardAraud</a> Mr Ambassador, I think sometimes a picture is worth a thousand words. <a href="https://twitter.com/hashtag/la%C3%AFcit%C3%A9?src=hash">#laïcité</a> <a href="https://twitter.com/hashtag/france?src=hash">#france</a> <a href="https://twitter.com/hashtag/burkinigate?src=hash">#burkinigate</a> <a href="https://t.co/FYPZcb48en">pic.twitter.com/FYPZcb48en</a></p>&mdash; Rim-Sarah Alouane (RimSarah) 15. August 2016

Und gefährlich obendrein:

“Das schürt den Hass. Es zieht diesen Krieg in die Bevölkerung und das ist abscheulich. Jetzt sucht man unter Franzosen permanent den Unterschied, um den oder die Salafistin zu finden, ich weiß nicht”, so Hervé Lavisse von der Menschenrechtsliga.

Auf Korsika kam es in einer Meeresbucht zu Ausschreitungen mit mehreren Verletzten, weil – je nach unterschiedlichen Medienberichten – Frauen im Burkini badeten, bzw. Touristen Frauen fotografierten, die im Burkini badeten.

“Wir wollten ihnen vor Augen führen, dass wir hier Zuhause sind, hier auf Korsika”, so ein aufgebrachter Korse.

Mit dem Burkini-Verbot wollte der korsische Bürgermeister Spannungen vermeiden. Doch die grundsätzliche Frage bleibt unbeantwortet: Dient das Verbot dem Kampf gegen den Terrorismus?

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