Forensiker wollen tote Migranten identifizieren

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Immer wieder kommen Migranten und Flüchtlinge beim Versuch, nach Europa zu gelangen, ums Leben.

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Immer wieder kommen Migranten und Flüchtlinge beim Versuch, nach Europa zu gelangen, ums Leben. Wer die Toten sind, ist oft nur schwer herauszufinden. Forensiker aus Italien und Griechenland versuchen nun, das zu ändern. Sie wollen die Toten identifizieren. Keine leichte Aufgabe. Zum einen, weil häufig Ausweispapiere fehlen. Zum anderen, weil es bisher zwischen den Ländern kein einheitliches Vorgehen bei der Datenerhebung gibt.

Penelope Miniati leitet die forensische Abteilung der griechischen Polizei. Sie sagt: “Wir müssen Datenbanken aufbauen. Diese müssen international kompatibel sein, damit die Informationen ausgetauscht werden können. Uns wurde zum Beispiel die Gewebeprobe eines auf Samos gefundenen Babys geschickt. Man wusste nicht, woher es stammte, auf welchem Boot es war oder wann es ertrank. Wir konnten dann die Probe dank der Datenbank mit einem Boot in Verbindung bringen, das zwischen der Insel Kalymnos und dem Inselchen Kalolimnos gesunken war. Hätten wir nicht alle Daten an einem Ort vereint, hätten wir die Frage nicht klären können.”

Besonders für die Angehörigen sind die Informationen wichtig. Sie wollen wissen, ob die Flucht gelungen ist oder nicht und ob etwa der Bruder oder Sohn unter den Toten ist. Inzwischen melden sich viele von ihnen eigenständig bei den Forensikern.

Miniati: “Unsere Telefonnummer ist irgendwie recht bekannt geworden. Viele Menschen rufen an und fragen, was mit ihren Angehörigen passiert ist. Wir versuchen, als Verbindungsstelle zu fungieren, auch wenn das nicht unsere Aufgabe ist.”

Weltweit sind in diesem Jahr etwa 4000 Migranten und Flüchtlinge ums Leben gekommen, etwa 3000 im Mittelmeer. Das sagt die Internationale Organisation für Migration.

266,026 migrants incl refugees arrived by sea to Europe
3,156 dead/missing #MigrationEuropehttps://t.co/nVsTPVPhzIpic.twitter.com/cRcHT4BGoL

— IOM (@IOM_news) 19. August 2016

Miniati: “In der Flüchtlingskrise gibt es keine Grenzen. Diese Leute gehen irgendwohin, ihre Familien starten dann ein neues Leben, und sie wollen lernen. So, wie die Griechen, als sie auswanderten. Einige Familien haben Angehörige verloren, und sie fanden nie heraus, was mit ihnen passierte. Es ist aber wichtig für die Zurückgebliebenen, zu wissen, was passiert ist.”

Die meisten toten Migranten werden in anonymen Gräbern bestattet. Unbekannter Junge, unbekannte Frau steht auf den Schildern. Nun sollen die Toten zumindest ihre Namen wiederbekommen.

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