Facebook gibt im Streit um "Napalm-Mädchen" nach

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Facebook stellt nach massiver Kritik das berühmte Foto aus dem Vietnam-Krieg wieder online, auf dem ein unbekleidetes Mädchen nach einem Napalm-Angriff flieht.

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Facebook stellt nach massiver Kritik das berühmte Foto aus dem Vietnam-Krieg wieder online, auf dem ein unbekleidetes Mädchen nach einem Napalm-Angriff flieht. Das weltgrößte Online-Netzwerk hatte einen Zeitungsartikel der norwegischen Zeitung «Aftenposten» mit dem Bild gelöscht und nannte als Grund das Verbot von Kinderpornographie.

“Ich sage es klar und deutlich: das war gerade passiert ist gefährlich. Ich möchte eine Diskussion anstoßen, denn genau das ist die Rolle von Medien- etwas anzusprechen auch wenn es unangenehm ist und Diskussionen auslösen. Wir müssen jetzt abwarten, was dabei herauskommt”, erklärt Espen Egil Hansender, der Chefredakteur der «Aftenposten».

Dear Mark Zuckerberg https://t.co/Rs16O7JEFy#aftenpostenpic.twitter.com/ys8gZTY7Hc

— Espen Egil Hansen (@eghan) September 8, 2016

Hansender veröffentlichte einen offenen Brief an Facebook-Chef Mark Zuckerberg und warf ihm Zensur und Machtmissbrauch vor.
In dem Artikel auf der Facebook-Seite hatte die Zeitung über den norwegischen Autor Tom Egeland berichtet, den das soziale Netzwerk
vor einigen Wochen blockiert hatte, nachdem er sieben berühmte Kriegsfotos auf seiner Facebook-Seite gepostet hatte, darunter auch
das mit dem nackten Mädchen.

Die norwegische Ministerpräsidentin Erna Solberg postete das Foto aus Solidarität auf ihrer Facebook-Seite – es wurde ebenfalls gelöscht. “Fast 90 Prozent der Menschen unter 30 beziehen heute ihre Nachrichten hauptsächlich aus den sozialen Netzwerken. Wenn es also jemanden gibt, der historisch wichtige Fotos bearbeitet und somit unsere eigene Geschichte verändert, verlieren wir etwas sehr Wichtiges- für die Allgemeinbildung und das Verständnis unserer Gesellschaft”, so Solberg.

Obwohl auf dem Bild ein unbekleidetes Kind zu sehen sei, erkenne das Online-Netzwerk die historische Bedeutung des Fotos an, erklärte
Facebook am Freitag. Das Teilen dieses Bildes habe deshalb einen höheren Stellenwert als der Schutz der Gemeinschaft durch seine
Löschung. Die Systeme sollen so angepasst werden, dass das Bild auch in Zukunft beim Teilen nicht gelöscht werde. Das könne einige Tage
dauern.

Es ist nicht das erste Mal, dass Facebook Fotos oder Abbildungen von Kunstwerken entfernt, weil sie gegen Richtlinien des Online-Netzwerks
zur Abbildung von Nacktheit oder Gewalt verstießen. 2011 etwa sperrte das Unternehmen das Profil eines französischen Lehrers, der eine Abbildung eines Gemäldes von Gustave Courbet auf seine Pinnwand hochgeladen hatte. Das Werk «Der Ursprung der Welt» zeigt den Unterkörper einer nackten Frau mit gespreizten Schenkeln.

Facebook allows postings of 'napalm girl' photo after debate https://t.co/r1Rje2c7uZpic.twitter.com/mLm4pJE4us

— Photos Advices (@PhotosAdvices) September 9, 2016

8. Juni 1972: Nach einem Napalm-Angriff auf das vietnamesische Dorf Trang Bang rennen die Kinder um ihr Leben. Das Foto von Nick Ut ging um die Welt und gewann einen Pulitzer-Preis

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